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Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Titel: Seekers - Feuer im Himmel - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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doch Ujurak bohrte die Krallen in die Haut und machte sich schwer. Nach und nach erschlaffte das Tier. Das Walross kippte zur Seite und starrte mit gebrochenem Blick in den grauen Himmel.
    Keuchend trat Kallik einen Schritt zurück. Ihr weißes Maul war blutverschmiert und aus ein paar Kratzern in ihrer Flanke sickerte Blut. Ujurak schmerzte die Seite, die das Walross getroffen hatte, doch ernsthafte Verletzungen spürte er nicht. Sie gingen ein bisschen abseits und wälzten sich beide im frischen Schnee, bis sie wieder sauber waren. Erschöpft und nach Luft ringend, blieb Ujurak liegen.
    Das war knapp gewesen. Er hatte sein Bestes gegeben, und Kallik hatte tapfer gekämpft, aber das Walross hätte niemals gewagt, sie überhaupt anzugreifen, wenn auch Toklo und Lusa bei ihnen gewesen wären. Was war, wenn ein ausgewachsener Eisbär auf sie losging? Und wie sollten Toklo und Lusa sich ohne seine und Kalliks Hilfe verteidigen?
    Wir hätten uns niemals trennen dürfen, dachte er voller Sorge. Das war ein schrecklicher Fehler. Er betrachtete das tote Walross und folgte seinem leeren Blick zum Himmel. Da war doch etwas. Ujurak kniff die Augen zusammen. Es sah aus wie ein dünner weißer Strich … Nein, es waren vier dünne weiße Striche! Sie zogen sich über den Himmel, als hätte eine unsichtbare Klaue sie dorthin geritzt. Dann, noch während er sie beobachtete, verschmolzen sie miteinander zu einem langen, dicken weißen Streifen, der hinter der dunkelsten Wolke in der Ferne verschwand.
    Vier in einem. Vier Bären, die gemeinsam die Suche vollendeten. So sollte es sein.
    »Komm und friss etwas von dem Walross.« Kallik, die ihn mit ihrer kalten Nase anstupste, riss ihn aus den Gedanken. »Es ist ein bisschen unappetitlich, aber immerhin ist es etwas zu fressen.«
    Ujurak hievte sich auf die Tatzen und folgte ihr zu dem Kadaver. Kallik öffnete mit den Krallen die dicke, runzlige Haut und beide rissen sich ein Stück Fleisch heraus. Es war sehr fettig und schmeckte nach Fisch und Meer, eher wie Walspeck als Fleisch. Aber Ujurak, der gar nicht gemerkt hatte, wie hungrig er war, brachte es zumindest seine Kräfte wieder zurück.
    Den Rest des Walrosses ließen sie liegen. Dann wanderten sie weiter, immer am Meer entlang. Ujurak musste ständig an Toklo und Lusa denken. Vier waren stärker als zwei.
    »Was ist denn das?«, unterbrach Kallik wieder seine Gedanken. Sie nickte zu einer kleinen Gestalt, die vor ihnen auf dem Eis lag.
    Ujurak spürte, wie ein Zittern ihn ergriff. Ein Bündel Federn lag unbewegt auf dem Eis. Als sie näher kamen, sahen sie, dass es eine tote Möwe war. Die Krallen zeigten in die Luft und die Flügel waren steif gefroren. Der Schnabel stand leicht offen, die Knopfaugen blickten leer. Das grauweiße Gefieder war ölverschmiert.
    Ujurak starrte den toten Vogel an. Ein Gefühl des Grauens erfasste ihn.
    »Komm«, sagte Kallik und stupste ihn sanft an. »Es wird dunkel. Wir suchen uns eine Höhle.« Sie schnupperte an dem Vogel. »Du bist hoffentlich nicht hungrig, denn den hier würde ich nicht fressen. Er riecht scheußlich, schlimmer als Faulfutter.«
    Ujurak schüttelte den Kopf. Er hätte sowieso nichts fressen können, denn das Walrossfleisch füllte ihm noch den Magen. Wirre Gedanken wirbelten ihm im Kopf herum, vermischt mit Sorgen und Gewissensbissen. Wo waren Toklo und Lusa? Wenn Kallik und er ohne sie schwächer waren, wie viel schwächer waren dann die beiden, ohne Führung auf dem Eis? Niemals hätte er sie gehen lassen dürfen.
    Die beiden wanderten weiter am Meer entlang, bis Ujurak den toten Vogel nicht mehr riechen konnte. Kallik grub eine Höhle in den Schnee, in der sich die beiden zusammenrollten, geschützt vor dem kalten Wind, der über das Eis fegte.
    Als sich die Dunkelheit ausbreitete, schlief Kallik sofort ein. Ujurak, der vor Unruhe und Sorge nicht schlafen konnte, schlich sich noch einmal nach draußen und sah hinauf in den Himmel. War er auf dem falschen Weg? Er betrachtete die Sterne, die nach und nach erschienen. Es waren unendlich viele, aber er hatte dennoch keine Mühe, das Sternbild, das seine Mutter war, zu finden.
    Bitte, hilf mir, dachte er. Bitte, sag mir, was ich tun soll. Sind wir auf dem falschen Weg? Früher war alles so klar. Aber ohne Toklo und Lusa … Ich weiß nicht mehr, was richtig ist.
    Ein Licht zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein kleines, blinkendes Licht, ähnlich einem Stern, das aber tief am Himmel stand, knapp über dem Meer. Er

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