Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)
mal, da oben.«
»Keine Sorge«, erwiderte Kallik. »Die werden uns in Ruhe lassen.«
Wollen wir’s hoffen, dachte Lusa. Aber früher oder später werden wir ihnen zwangsläufig begegnen.
Als Lusa am nächsten Morgen aus der Höhle krabbelte, war von den anderen Eisbären nichts zu sehen. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ist mir ganz gleich, was Kallik sagt, aber ich finde, sie sehen unheimlich aus.
»Hallo, Lusa!« Ujurak hockte neben den Überresten des Moschusochsen, den sie tags zuvor erlegt hatten. »Komm, stärke dich.«
Lusa war noch nicht wieder hungrig nach dem Festschmaus vom Vorabend, aber da sie die Beute nicht mit sich schleppen konnten, war es wohl am besten, so viel wie möglich zu fressen, bevor sie weiterzogen. Sie setzte sich zu Ujurak, und wenig später gesellten sich auch Toklo und Kallik dazu, noch müde und mit verschlafenen Augen.
»Das Zeug ist kalt und hart geworden.« Toklo stieß das Fleisch unwillig von sich.
»He, es ist Nahrung«, wies Kallik ihn zurecht. »Als wir noch auf dem Eis waren, wären wir froh gewesen, so etwas zu finden.«
Lusa war guter Dinge, als sie aufbrachen, und erfreute sich am Funkeln des Sonnenlichts auf dem Schnee. Mit Toklo an der Spitze wanderten sie durch ein Tal, in dem sie auf einen Bach stießen und kurz Rast machten, um ihre Schnauzen ins Wasser zu tauchen.
»Ich hatte schon fast vergessen, wie sich so ein Bach anhört.« Lusa lauschte dem Gurgeln des eisigen Wasserlaufs, das so ganz anders war als die stummen Tiefen des Meeres.
Sie überquerten ein offenes Gelände, wo der Schnee aufgewühlt war und sich mit der Erde vermischt hatte.
»Die Moschusochsen müssen hier durchgekommen sein«, stellte Ujurak mit einem Blick auf die Hufspuren fest.
»Es sind so unglaublich viele!«, rief Kallik.
Toklo strich sich mit der Zunge ums Maul. »Umso besser!«
Sie waren noch immer zu satt, um der Fährte der Moschusochsen zu folgen, daher zogen sie weiter zum anderen Ende des Tals. Hier stieg der Boden steil an, doch als sie den Kamm erklimmen wollten, gab der lockere Schnee unter ihren Tatzen nach, sodass sie hilflos zurück nach unten rutschten.
»Na, steckst du fest?«, neckte Lusa Toklo, der sich mühsam aus einer Wehe befreite und sich schüttelte, um den Schnee aus dem Pelz zu bekommen.
Toklo brummte nur verdrossen.
Sie versuchten es immer wieder, doch vergeblich. Bald war Lusa so nass und erschöpft, dass ihr die Lust an Späßen verging. »Es muss doch einen einfacheren Weg nach oben geben«, murmelte sie grimmig.
»Hier, Leute, seht mal!«, rief Kallik.
Lusa trottete herbei und traf Kallik vor dem Eingang einer nach oben verlaufenden Rinne an, in der zerklüftetes Gestein aus der Schneedecke ragte.
»Das sieht einfacher aus«, stellte Kallik fest.
Die beiden Bärinnen warteten, bis Toklo und Ujurak herangestapft kamen. Toklo warf einen Blick die Rinne hinauf, dann nickte er. »Der Weg scheint den Kamm zu durchschneiden«, stellte er fest. »Einen Versuch ist es wert.«
Leichtfüßig über die Felsen springend, übernahm Kallik die Führung. Lusa tat sich schwerer. Sie musste alle Muskeln anspannen, um weit genug zu hüpfen, aber sie kletterte unverdrossen weiter.
Vom oberen Ende der Rinne wehte ihnen eine frische Brise entgegen. Lusa nahm eine salzige Duftnote darin wahr und schloss daraus, dass sie sich dem Meer näherten.
Oben angelangt, blieb Kallik abrupt stehen.
»Was siehst du?«, fragte Lusa.
Sie trat hinter ihre Freundin, um an ihr vorbeizuspähen. Kurz darauf schlossen auch Toklo und Ujurak zu ihnen auf.
Vor ihnen erstreckte sich flaches Gelände über viele Bärenlängen weit und brach dann plötzlich ab. Der salzige Geruch des Meeres wurde immer stärker.
»Klippen«, murmelte Ujurak. »Nicht der richtige Weg für uns. Dort kommen wir nur wieder runter zum Meer, falls wir nicht abstürzen und uns das Genick brechen.«
»He, seht mal!« Toklo deutete mit der Schnauze zum Klippenrand.
Lusa erblickte eine Eisbärin, die sich durch den Schnee kämpfte und eine Robbe hinter sich herschleppte. Die Robbe hinterließ eine blutige Spur im Schnee.
»Es wundert mich, dass es so viele Eisbären hier auf der Insel gibt«, murmelte Kallik nachdenklich. »Eigentlich bleiben wir meistens für uns auf dem Eis. Sobald ein Eisbär ausgewachsen ist, verlässt er die Gemeinschaft.«
»Ich schlage vor, wir verjagen sie.« Toklo wippte kampflustig auf den Tatzen. »Dann können wir ihr die Beute abnehmen.«
Kallik gab ihm
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