Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)
Dunkle. »Doch da sind im letzten Moment die Nichtschwimmenden gekommen.« Er deutete in die Richtung der Flachgesichterhöhlen.
»Und du würdest nie drauf kommen, was dann passiert ist.« Die Spritzende, das kleine Weibchen, das Ujurak recht gegeben hatte, ergriff nun mit glänzenden Augen das Wort. »Die Nichtschwimmenden haben begonnen, die Orcas zu töten!«
Ujurak war verblüfft. »Sie haben was gemacht?«
»Die Orcas getötet«, wiederholte der Silberne. »Hörst du schlecht?«
»Die letzten Orcas sind dann schließlich geflüchtet«, nahm der Dunkle den Faden wieder auf. »Also sind wir hiergeblieben. Und seitdem haben wir die Nichtschwimmenden immer als unsere Retter betrachtet.«
Die Scheckige nickte. »Es gefällt uns, in ihrer Nähe zu leben. Die Nichtschwimmenden jagen uns nicht, anscheinend sind wir für sie etwas Besonderes.«
»Und deshalb müssen wir hierbleiben«, stellte der Dunkle abschließend fest.
Ujurak schwirrte der Kopf. Er konnte nicht begreifen, warum die Flachgesichter die Orcas hätten jagen sollen, um die Robben zu retten. Doch dann dachte er an Sally und die anderen Flachgesichter, die den von Öl verschmierten Tieren und Vögeln geholfen hatten.
Sally und ihre Freunde haben sich wirklich ehrlich gekümmert. Vielleicht haben diese Flachgesichter hier dieselbe Einstellung? Aber das würde trotzdem nicht heißen, dass die Robben hierbleiben können.
Ujurak ließ seinen Blick über die Robben schweifen. »Wie viele von euch sind krank gewesen?«, fragte er.
Der Dunkle stieß ein verärgertes Brummen aus und sah die anderen Robben scharf an, als wolle er sie davor warnen, eine Antwort zu geben. Zu Ujuraks Erleichterung aber gelang es ihm nicht, sie alle zum Schweigen zu bringen.
»Ich«, sagte die Scheckige.
Die Spritzende nickte heftig. »Ich auch. Und ich hab ja gleich gesagt, dass es am Wasser liegt.«
Von weiter hinten erklang eine Stimme: »Mein Junges ist gestorben.«
»Seht ihr nicht, dass die Spritzende recht hat?«, fragte Ujurak. Wieder deutete er mit der Flosse auf die stinkende Flüssigkeit aus dem lecken Rohr. »Es ist das Wasser, das euch krank macht. Das Wasser und die Fische, die darin schwimmen. Man riecht doch, dass mit dem Zeug, das da rauskommt, etwas ganz und gar nicht stimmt. Es ist übles Nichtschwimmendenzeug.«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da erkannte Ujurak, dass er einen Fehler begangen hatte. Der Dunkle nahm erneut eine drohende Haltung ein. »Die Nichtschwimmenden sind nicht schlecht!«, betonte er.
Ujurak sah, dass der Robbenanführer bereit war zum Kampf und dass andere ihn unterstützen würden.
»Nein, die Nichtschwimmenden sind nicht schlecht«, bestätigte er schnell. Nun musste er Geschick und Fingerspitzengefühl beweisen. »Sie haben das Wasser nicht mit Absicht vergiftet. Es war ein Unfall.«
»Was? Wie denn?«, hakte der Silberne nach, während der Dunkle Ujurak noch immer mit finsterem Blick musterte.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Ujurak. »Ich weiß nur, dass die Nichtschwimmenden nicht schuld daran sind. Wenn sie um euer Wohl besorgt sind, werden sie nichts dagegen haben, dass ihr umzieht.«
Erleichtert stellte er fest, dass der Dunkle sich ein wenig zurückzog. Er schien nachzudenken über das, was Ujurak gesagt hatte. Die anderen Robben sahen einander beklommen an.
Schließlich ergriff die Scheckige das Wort. »Ich wäre bereit, umzusiedeln. Ich möchte nicht, dass mein Junges krank wird.«
»Ich würde auch wegziehen.« Ein jüngeres Männchen, dessen Schnurrhaare vor Eifer zuckten, drängte nach vorn. »Ich hab die Nase voll davon, mit diesem Gestank zu leben.«
»Aber was ist mit den Orcas?« Das ältere Männchen, das seine Gefährtin verloren hatte, blickte dem Dunklen in die Augen. »Sie werden wieder über uns herfallen, wenn die Nichtschwimmenden nicht mehr da sind, um uns zu beschützen.«
»Du hast recht, Schattiger«, sagte der Silberne. »Und überhaupt, wie kommen wir dazu umzuziehen, nur weil so ein Schlaukopf uns Vorschriften machen will?«
Beifälliges Gemurmel erhob sich. Ujurak spürte, wie die Stimmung in der Menge gegen ihn umzuschlagen drohte. Möglicherweise waren die Robben zwar bereit einzugestehen, dass das undichte Rohr sie krank machte, hatten aber einfach zu viel Angst, um ihren angestammten Platz zu verlassen.
Hilf mir, die richtigen Worte zu finden, Arcturus!, flehte er im Stillen.
»Wo bleibt euer Stolz?«, rief er herausfordernd. »Könnt ihr nicht für euch selbst
Weitere Kostenlose Bücher