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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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woanders hinziehen«, sagte er zu den Robben. »Ich finde, ihr solltet auf eure eigene Stärke vertrauen. Aber ich will mich nicht länger mit euch streiten. Es wird Zeit für mich, weiterzuziehen.«
    Er sah, dass die Scheckige und die Spritzende enttäuscht waren. Die meisten anderen aber wirkten erleichtert, und den Silbernen hörte er murmeln: »Den sind wir los.«
    Der Dunkle nickte Ujurak zu, als erteile er ihm die Erlaubnis, sich zu entfernen. »Hab Dank für dein Kommen. Wir werden über deine Worte nachdenken.« Doch sein Tonfall verriet Ujurak, dass die meisten Robben ihn, sobald er verschwunden war, am liebsten sofort vergessen würden.
    Ujurak glitt zurück in das Atemloch. Er konnte die enttäuschten Blicke seiner Freunde, die sicherlich beobachteten, dass keine der Robben ihm folgte, förmlich spüren.
    Mit ein paar schnellen Bewegungen strebte er aus der Bucht hinaus. Wie elegant und geschmeidig sich eine Robbe doch im Wasser bewegte, während er sich auf dem Eis noch so unbeholfen gefühlt hatte! Er bemerkte, dass andere Robben ihn im Vorbeischwimmen misstrauisch beäugten.
    Ohne sie zu beachten, schwamm Ujurak aus der Bucht heraus und tauchte immer tiefer, bis er in nahezu schwarzes Wasser gelangte und ringsum keine Robben mehr zu sehen waren. Er lauschte nach irgendwelchen anderen Lebenszeichen, konnte aber absolut nichts hören. Einen plötzlichen Anfall von Trostlosigkeit unterdrückend, malte er sich in Gedanken einen Orca aus, so klar und detailgetreu wie möglich: den kraftvollen schwarz-weißen Körper, die schnittige Gestalt, das Maul voller riesiger Zähne.
    Ein Schmerz durchfuhr ihn. Erst ein Mal zuvor hatte Ujurak sich von einem Tier in ein anderes verwandelt, ohne zwischendurch in seine Bärengestalt zurückzukehren, nämlich als er, eben noch ein Orca, zu einem winzigen Fisch geworden war, um den bösartigen Walen zu entkommen.
    Unter der unmittelbaren Bedrohung hatte er sich, fast ohne nachzudenken, spontan verwandelt. Jetzt hatte er Zeit und merkte, wie schwer es war, seine Gedanken von all dem zu lösen, was ihn zur Robbe machte, und sich ganz und gar in das Wesen und die Gedankenwelt eines Orcas zu vertiefen.
    Kein kleiner Jäger von Fischen mehr … ein riesengroßer Jäger von Robben. Keine Furcht mehr … Ich werde stärker sein als alles andere, was es im Meer gibt!
    Ujurak hielt die Luft an, als der Schmerz der Umwandlung sich plötzlich verstärkte. Sein Leib streckte und dehnte sich, und das Wasser ringsum begann zu schäumen, als er in die Orcagestalt schlüpfte. Neue Gefühle stürmten auf ihn ein, das Wasser war erfüllt vom Geruch nach Beute. Er stellte sich warme, fette Robben vor, verlockende Happen aus Fell und Fleisch. Schon öffnete sich sein Maul in freudiger Erwartung.
    Nein!
    Ujurak gebot seinen Gedanken Einhalt, klammerte sich an das Wissen, wer und was er wirklich war, konzentrierte sich auf das, was er zu tun hatte. Als er machtvoll durchs Wasser pflügte, zurück in die Richtung der Robben, verrieten ihm seine Sinne, dass dieser Teil des Meeres verpestet war. Er wusste, dass dies kein gutes Jagdrevier war, doch die Instinkte des Killerwals waren so mächtig, dass die Vernunft nicht dagegen ankam. Die Gedanken verschwammen, das Bewusstsein trübte sich ein und gab sich ganz dem überwältigenden Verlangen des Orcas hin, zu töten und zu fressen.
    Rings um ihn ertönten plötzlich panische Schreie. Zuckende Leiber zischten an ihm vorbei, und er erkannte, dass die Robben ihn entdeckt hatten. Ujurak schoss auf das nächstbeste Exemplar zu, alle Sinne aufs Fressen ausgerichtet.
    Nein … ich bin ein Bär … ein Bär …
    Mit ungeheurer Willensanstrengung drehte Ujurak ab. Er wusste, dass er nicht zum Fressen gekommen war. Seine Aufgabe war es, den Robben Angst einzujagen und sie dazu zu bewegen, sich zur Wehr zu setzen. Aber sein Magen war leer und die Robben rochen so gut …
    Rumms!
    Ujuraks Körper erzitterte unter dem Anprall einer Robbe. Gleich darauf rammte ihn noch eine zweite. Und dann sogar eine ganze Gruppe. Sein Walbewusstsein entflammte in heller Wut. Er wollte zurückschlagen, wollte diesen jämmerlichen Futterhappen eine Lektion erteilen. Doch sein Bärengeist frohlockte.
    Jawohl! Die Robben verteidigen sich!
    Durch das trübe, stinkende Wasser konnte Ujurak den Dunklen ausmachen, der die Gruppe dirigierte. Voller Befriedigung sah er, dass der Robbenanführer seinen Vorschlägen folgte. Die Spritzende drängte die Jungtiere und kleineren Robben

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