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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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gepackt. »Aber das war nicht genug! Wenn ich ihn hierherbringen konnte, warum konnte ich ihn dann nicht auch wieder zurück nach Hause bringen?«
    Traurig schaute Oka auf den Schneehügel, der Ujurak bedeckte. »Wir können nicht jeden retten«, flüsterte sie. »Nicht jedes Mal.«
    Jetzt hat sie sich daran erinnert, was mit Tobi passiert ist, dachte Toklo. Der Kummer darüber, dass er und seine Mutter nichts hatten tun können, um seinen kleinen Bruder zu retten, schlug über ihm zusammen.
    »Ich habe alles versucht.« Seine Stimme war heiser vor Trauer. »Ich wollte, dass Tobi am Leben bleibt.«
    »Das weiß ich doch.« Oka hob den Kopf, um ihm wieder in die Augen zu sehen. »Und ich habe dich im Stich gelassen. Du musstest selbst für dich sorgen, obwohl du noch so jung warst. Du wirst nie auch nur erahnen, wie leid mir das tut.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte Toklo. Jetzt, wo auch ihm das Herz gebrochen war, konnte er den blinden Zorn seiner Mutter gut verstehen, das Gefühl des Versagens, das sie nach Tobis Tod geplagt haben musste. »Ich fühle mich einfach so … leer.«
    In Okas Augen glänzte das Feuer der Sterne. »Du bist nicht leer!«, widersprach sie entschieden. »Du trägst den Geist der Wildnis in dir. So viel hast du von Ujurak gelernt. Jetzt bist du es ihm schuldig, diesen Geist in die Wälder zurückzutragen, wo du geboren wurdest, um ein wahrhaft wilder Braunbär zu sein, mit eigenem Revier und eigenen Jungen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das will«, erwiderte Toklo. »Ohne Ujurak hat das alles irgendwie keinen Sinn.«
    Das Feuer in Okas Augen verglomm, zurück blieb eine sanfte Wärme. »Einst hast du geglaubt, du hättest mich und Tobi für immer verloren, nicht wahr? Und doch trägst du uns immer in dir. Du sprichst mit uns, und wir sind da, wenn du uns brauchst. Mit Ujurak wird es genauso sein.«
    Toklo wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, sosehr er sich auch wünschte, dass seine Mutter recht behielt. Während er noch nach Worten suchte, tauchte ein kleinerer Bär, den er bisher nicht gesehen hatte, hinter Oka auf. Im ersten Moment erkannte Toklo ihn nicht. Dann aber blieb ihm vor Staunen das Maul offen stehen, als er begriff, dass es Tobi war. Aber nicht das dürre, kränkliche Junge von einst, sondern ein kräftiger, gesunder Jungbär, dessen funkelnde Augen verrieten, wie sehr er sich über die Verblüffung seines Bruders amüsierte.
    »Auch ich bin sehr stolz auf dich, Toklo«, sagte Tobi. »Ujurak durfte sich wirklich glücklich schätzen, dass er einen großen Bruder wie dich auf seine Reise mitnehmen konnte.«
    »Erinnere dich an deine Geburtshöhle«, fuhr Oka fort. »Die Bäume, der Wasserfall, die weiten Wiesen voller Blumen und Beutetiere, wo du und Tobi zusammen gespielt habt. All das wartet auf dich.« Sie machte eine Pause, und als sie weitersprach, war ihre Stimme tiefer und ernster geworden. »Du hast für Ujurak getan, was du tun musstest. Jetzt geh und finde dein Zuhause.«
    Sie streckte ihren Kopf Toklo entgegen und Toklo beugte sich zu ihr. Über Ujuraks Grabhügel berührten sich ihre Schnauzen.
    »Das werde ich tun«, sagte Toklo feierlich. »Ich verspreche es.«

24. KAPITEL
    Ujurak
    Ujurak öffnete vorsichtig die Augen. Um ihn herum war alles dunkel und still. Der Schrecken und der Schmerz, als die Lawine ihn erfasst hatte, der Rausch der Stärke, den er empfunden hatte beim Wegschieben des Felsblocks, um seine Freunde zu retten, all das war verschwunden. Er hatte keine Schmerzen mehr, stattdessen war er von einer großen Ruhe erfüllt.
    Blinzelnd suchte Ujurak nach Hinweisen darauf, wo er sich befand. Die Dunkelheit war zu dicht, als dass er Einzelheiten seiner Umgebung hätte erkennen können. Er konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er festen Boden unter sich hatte.
    Da wurde er plötzlich von grellem Sternenlicht geblendet. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er seine Mutter über sich schweben. Ihr Fell erstrahlte im Licht der zahlreichen Sterne. Sie beugte sich zu ihm, um ihn sanft zu schnäuzeln. »Du hast deine Sache sehr gut gemacht, mein Kleiner«, murmelte sie.
    Ujuraks Freude darüber, seine Mutter zu sehen, geriet in Widerstreit mit seinem Gefühl, versagt zu haben. »Nein, das stimmt nicht«, widersprach er. »Ich habe die Wildnis nicht gerettet. Im Grunde begreife ich nicht einmal, was das eigentlich bedeuten soll.«
    »Sieh mir in die Augen«, bat die Große Bärin.
    Ujurak blickte auf und hatte das Gefühl,

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