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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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uns am Leben zu erhalten, nach all den Abenteuern auf unserer langen Wanderung, sollen wir jetzt in einer Schneelawine sterben?
    Helle Wut packte ihn. Er stellte sich auf die Hinterbeine, die Vordertatzen ausgebreitet, bereit, den Kampf gegen den Schnee aufzunehmen. Doch sein trotziges Brüllen ging unter im immer lauter werdenden Donnern der Lawine.
    Dann hörte er Ujurak einen Schrei ausstoßen. Er schaute sich um, doch der kleine Bär war nirgends zu sehen. An seiner Stelle stand ein riesiger Moschusochse mit zottigem Fell und breitem, gebogenem Geweih.
    »Ujurak?«, fragte er unsicher.
    Der Moschusochse stolperte vorwärts und machte sich an einem großen Schneehaufen zu schaffen. Der Schnee stob nach allen Seiten und es kam ein stattlicher Felsblock zum Vorschein. Der Ochse stemmte sich mit aller Kraft gegen den Stein, bis er sich vom Boden löste. Dann schob er ihn mit den Hörnern auf die Bären zu.
    »Was machst du da?« Toklo begriff nicht.
    Die Lawine rollte donnernd weiter, und plötzlich schien sie, einen eisigen Schneenebel versprühend, über ihren Köpfen zu schweben. Toklo wusste, dass sie im nächsten Moment über sie hinwegfegen würde, aber er war sich sicher, dass Ujurak es schaffen würde.
    Kaum noch auszumachen in der nebelverhangenen Luft, stemmte der Ujurak-Ochse noch einmal seine Hörner gegen den Fels und schob ihn zu einem anderen, kleineren Stein oberhalb von Lusa.
    Als Toklo die beiden verkanteten Felsen sah, hatte er begriffen. »Kallik, hier!«
    Zusammen kauerten sie sich über Lusa hinter den Steinen zusammen. Der Ujurak-Ochse stieß ein gewaltiges Röhren aus, als die Lawine auftraf und die ganze Welt unter Schneemassen zu begraben schien.
    Toklo schloss die Augen und machte sich, an Lusa und Kallik gedrängt, ganz klein. Der Felsblock zitterte, hielt aber stand, während der Schnee sich über sie und um sie herum mit einem grässlichen Tosen ergoss. Toklo hatte das Gefühl, es würde nie wieder aufhören.
    Das ist das Ende der Welt.
    Schließlich aber ließen das Donnern und die Schneewirbel nach. Alles war still. Als Toklo die Augen öffnete, war es rings um ihn nur weiß. Heiße Wellen der Panik wogten durch seinen Körper. Über seinem Kopf sah er einen schwachen Lichtschimmer, und er schlug wild zappelnd aus, bis er an die Oberfläche stieß. Dank des Felsblocks war der Schnee nicht allzu tief, sodass er schließlich das Freie erreichte.
    Auch Kalliks Kopf tauchte jetzt auf. Während sie sich vollends aus dem Schnee wühlte, begann Toklo hektisch zu graben, bis er Lusa gefunden hatte. Mit Erleichterung sah er, dass ihre Blutung sich nicht verschlimmert hatte und sie sich aufsetzen konnte.
    Während er keuchend Luft holte, starrte Toklo ins Tal hinab. Die Landschaft war kaum wiederzuerkennen. Die Lawine hatte auf ihrem Weg allerlei Geröll mitgeschleppt, außerdem weitere Erdbrocken aus dem Hang gerissen und alles zusammen im Tal abgeladen.
    Hinter ihm schrie Lusa auf. »Ujurak!«
    Angst packte Toklo mit kalten Klauen, während er und Kallik aufsprangen und, ziellos im frischen Schnee herumirrend, zu suchen begannen. Dann entdeckte er ein Stück zottiges Fell, das direkt hinter dem Felsblock aus dem Schnee ragte.
    Er sprang hin und begann den Schnee wegzuschaufeln, vorsichtig zunächst, dann immer energischer, sobald der Körper des Moschusochsen zum Vorschein kam.
    »Wach auf, Ujurak!«, keuchte er. »Es ist vorbei. Du hast uns das Leben gerettet.«
    Die Augen des Ochsen aber blieben geschlossen und Toklo konnte nicht die leiseste Bewegung seiner Brust erkennen. »Ujurak!« Dann schien die Gestalt des Moschusochsen vor seinen Augen zu verschwimmen. Sie verwandelte sich und wurde zu einem kleinen Braunbären, der ermattet im Schnee lag. Seine Augen waren noch immer geschlossen und er regte sich nicht.
    Kallik half Lusa an Toklos Seite und gemeinsam starrten sie auf ihren Freund.
    »Er ist tot!«, sagte Kallik kaum hörbar.
    »Nein!«, heulte Lusa auf. »Das kann nicht sein!« Sie beugte sich über Ujuraks Leib, beschnupperte ihn und stupste ihn verzweifelt in die Seite. »Ujurak, wach auf!«
    Kallik verharrte für einen Moment bewegungslos, während heftige Schauer durch ihren Körper jagten. Dann streckte sie die Tatze aus und zog Lusa zurück. »Es hat keinen Zweck. Er ist von uns gegangen.«
    Toklo starrte fassungslos auf die leblose Hülle seines Freundes, unfähig, zu sprechen oder sich zu rühren. Zwar hatte Ujurak ihnen seinen Tod vorhergesagt, aber Toklo hatte ihm nicht

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