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Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Titel: Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann
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herumrühre. Sie scheint über einiges mehr an Menschenkenntnis zu verfügen als ich, auch bei Michael aus Erlangen hat sie sofort gespürt, dass ich auf dem besten Weg war, einen kapitalen Fehler zu machen. Ich scheine mein Herz leider immer an Männer zu verlieren, die es nicht wert sind. Rudolf, phhh, mache ich in Gedanken und staune über mich selbst; anscheinend stecke ich die Sache locker weg – zumindest im Moment. Nicht einmal der Gedanke an Moni und das, was die beiden gestern womöglich alles miteinander getrieben haben, lässt mich unruhig werden. Es ist fast so, als hätte ich mit dieser Beziehung schon vor einiger Zeit abgeschlossen.
    Vielleicht ist es ja an jenem Abend vor ein paar Wochen passiert, als Rudolf die ganze Zeit mit dieser unverschämt gut aussehenden amerikanischen Journalistin flirtete. Wir waren zu einem Essen eingeladen, irgendetwas Hochoffizielles in der Künstlerszene, der Regierende Bürgermeister war natürlich auch dabei, und ich war gezwungen, volle zwei Stunden lang neben einem aufstrebenden Rechtsanwalt mit Halbglatze und Mundgeruch zu sitzen, der mich mit jemandem von der Staatsanwaltschaft verwechselte und pausenlos auf mich einredete.
    Erst zu spät merke ich, dass ich gerade völlig geistesabwesend drei Tütchen Zucker in meinen Kaffee geschüttet habe. Ich trinke ihn trotzdem und muss lächeln. Warum nicht mit Zucker? Irgendwie muss ich mir doch das Leben versüßen!
    Neben mir legt jemand ein Handy auf den Tresen, und ich wende mich unwillig um. Dass ich dann fast vom Hocker falle, liegt aber auch daran, dass der ausnehmend kipplig ist.
    »Hast du mich aber erschreckt!«, rufe ich. »Uli, wo kommst du denn her?«
    »Das könnte ich dich auch fragen. Dorle, das ist schließlich mein Stammcafé!«
    Und schon schiebt die Bedienung ihm einen Kaffee hin. Uli lacht mich an. Auch mit den Augen,
vor allem
mit den Augen, und da wird mir mit einem Mal ganz warm ums Herz, und ich muss auch nicht mehr sein linkes oder rechtes Ohr anstarren, nein, ich kann ihm direkt in die Augen schauen. Was ich dann sehr lang und sehr intensiv mache.
    Vermutlich kommt dieser Blick aber eher als kuhäugiges Glotzen rüber (kein Wunder, ich bin ja völlig aus der Übung, was Flirten angeht), denn Uli fragt irritiert: »Alles in Ordnung? Geht’s dir gut?«
    »Mir geht es gut«, murmle ich und schließe vorsichtshalber die Augen. Was noch um einiges besser ist, denn inmitten des Stimmengewirrs um uns herum fühle ich mich ganz plötzlich wie auf einer einsamen Insel. Nur Uli und ich, denke ich selig, was kümmert mich die Welt.
    »Ja, mir geht es so was von gut!«, rufe ich und öffne die Augen wieder – auch um mich zu vergewissern, dass Uli immer noch da ist.
    Ja, ist er!
    Die Bedienung scheint trotz des zischenden Lärms der Espressomaschine auf mich aufmerksam geworden zu sein. Besorgt blickt sie zu mir herüber. Ich winke ab; nein, alles bestens, ich bin völlig harmlos.
    »Was macht Rudolf?«, erkundigt Uli sich nach einer Weile. »Ich hab gehört, er hatte einen kleinen Unfall.«
    Ich nicke begeistert. »Ja, er hat eine gewaltige Prellung am Steißbein und viele schöne blaue Flecken, alles sehr, sehr schmerzhaft. Und dann muss der Ärmste morgen auch noch die Zugfahrt nach Berlin überstehen, in seinem Zustand, wer weiß, ob er das überhaupt überlebt.«
    »Ihr fahrt schon wieder?«
    »Rudolf fährt. Auf meine charmante Begleitung muss er leider verzichten«, sage ich kichernd. Ich stelle fest, dass ich mich nicht einmal nach dem Champagner neulich so herrlich leicht gefühlt habe wie jetzt. »Diese Beziehung ist ab sofort Geschichte. Ich werde sie vermutlich unter
k
wie
kolossale Fehlinvestition
abheften«, füge ich hinzu. »Obwohl mir dieser Begriff doch etwas zu harmlos klingt.« Ich zögere. Mein Herz klopft plötzlich bis zum Hals: »Fällt dir noch was Besseres ein?«
    Er sieht mich unsicher an. Ich lächle, bin einen Moment lang genauso unsicher, aber dann nicke ich.
    Uli legt zärtlich den Arm um mich. »Weißt du, dass du mit dem Feuer spielst?«, flüstert er mir ins Ohr.
    Ja natürlich, ich spiele mit dem Feuer – ganz bewusst. Diese harmlos klingende Frage
Fällt dir noch was Besseres ein?
haben wir damals einander tausendfach gestellt:
Fällt dir noch was Besseres ein als Küssen? Fällt dir noch was Besseres ein, als mich an dieser Stelle zu streicheln?
... Und uns war jedes Mal noch etwas Besseres eingefallen!
    »Ach Dorle, ich hab dich nie vergessen«, sagt er und zieht mich

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