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Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Titel: Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann
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ich erfolgreich ab.
    »Ja, mr sieht dir’s Kopfweh scho a«, meint sie irgendwann und mustert mich besorgt. »I han mir scho vorhin denkt, dass du grottaschlecht aussiehsch.«
    Womit sie vermutlich recht hat. Mein Anblick in der Fensterfront der Apotheke lässt mich schaudern, und auch in der verspiegelten Säule am Eingang sehe ich kein bisschen besser aus. Eher im Gegenteil. Aber dann fällt mir ein, dass angeblich über vierzig Prozent aller Spiegel ein verzerrtes Bild wiedergeben, und ich rege mich wieder ab.
    Um mich dann eine Minute später allerdings sofort wieder aufzuregen, denn die Apotheke hat tatsächlich Mittagspause. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als ins Café schräg gegenüber zu gehen. Hoffentlich kommt Regina hier nicht her, um ihren Salat zu essen, denke ich. Denn ein weiteres Mal bin ich ihr nicht gewachsen. Ich werfe noch einen Blick hoch zur Praxis. Aha, Doktor Bäuerle schaut mir nach.
    Erst jetzt fällt mir ein, dass er die ganze Zeit über kein Wort schwäbisch geredet hat. Vielleicht klingt das in einer Praxis ja zu gefühlig, passt zu wenig zu Bronchitis und arterieller Verkalkung. Ich drehe mich wieder um und gehe kurz entschlossen ins Café. Es folgt das übliche Ritual: Kaffee bestellen (schwarz ohne alles) und Handy auf den Tisch legen. Bei der Gelegenheit entledige ich mich gleich noch des gesamten Lesestoffs aus Doktor Bäuerles Praxis (ich bin mir sicher, diese Themen werden hier ihre dankbare Leserschaft finden) und wende mich erst einmal wieder den erfreulichen Seiten des Lebens zu.
    Eigentlich will ich zuerst Rudolf anrufen, ihn fragen, wie es geht (ein bisschen Mitgefühl tut ihm immer gut, vor allem jetzt, wo er so schwer verletzt ist), aber dann sehe ich drei Anrufe von Yasemin und eine SMS:
    Warum nimmst du nicht ab???
    Im ersten Moment befürchte ich schon, zwischenzeitlich schwerhörig geworden zu sein (am besten gleich Ratgeber bei Regina holen!), aber dann fällt mir zum Glück ein, dass ich gestern Abend noch spät die Lautlosfunktion eingestellt habe (Rudolf sollte auf keinen Fall gestört werden), und ich bin wieder beruhigt.
    Ich werde Yasemin jetzt natürlich verraten müssen, wozu ich sie eingespannt habe, denke ich, während es bei ihr läutet. Und bei der Gelegenheit kann ich sie auch gleich fragen, ob sie meine Trauzeugin sein will – was ich freilich annehme. Gut, von Hochzeit haben Rudolf und ich jetzt noch nicht so detailliert gesprochen, aber ich schätze mal, wenn die Sache mit dem Bad und dem Whirlpool erst …
    »Na endlich!«, höre ich Yasemin rufen. »Ich war schon fast so weit, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Wo warst du denn die ganze Zeit? Ich hab es klingeln und klingeln lassen. Stimmt irgendwas nicht?«
    »Nein, alles bestens. Und jetzt erzähl du mal. Hast du schon was rausgefunden?«
    »Was denkst
du
denn? Klar doch. Du weißt, ich würde glatt als Superdetektivin durchgehen. Ich kenne schließlich alle Miss-Marple-Filme … Kleiner Scherz! Nein, im Ernst, alles hat bestens geklappt. Also, willst du jetzt das Ergebnis meiner aufwendigen Recherchen hören?«
    »Nur zu«, erwidere ich gut gelaunt.
    Yasemin räuspert sich. »Also … Bei Haverkamps war die Putzfrau am Telefon. Eine Polin, sie arbeitet seit über einem Jahr dort. Sie sagt … Warte, ich habe mitgeschrieben:
Haverkamps ziehen bestimmt nicht aus. Im Gegenteil: Sie lassen gerade oben ausbauen. Kinderzimmer, Spielzimmer, Bad, insgesamt über hundert Quadratmeter

    Ich schlucke. Nein, das kann nicht sein! Rudolf hat mir gestern Abend doch geschworen, dass er mit mir zusammenleben will und dass mit dieser Wohnung schon alles geregelt sei! Ich schüttle den Kopf. So schnell lasse ich mir meinen Traum nicht nehmen. Es kann sich nur um ein gewaltiges Missverständnis handeln. Bestimmt hat die Putzfrau mit dem ausgebauten Dachgeschoss das Bauernhaus in Brandenburg gemeint. Oder Yasemin …
    »Nicht dass du denkst, dass ich irgendwas nicht richtig verstanden hätte. Die Putzfrau spricht mindestens so gut deutsch wie ich, sie studiert im siebten Semester Germanistik. Aber« – hier macht Yasemin eine kleine Pause, die mich neue Hoffnung schöpfen lässt – »ich habe darüber hinaus auch noch mit Corinna Haverkamp-Stahl höchstpersönlich gesprochen. Um die Recherche wasserdicht zu machen, wie man so schön sagt. Ich hab ihr die Story aufgetischt, dass wir von
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