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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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ziehen.
    Wieder hörte ich im Geist Knox’ giftspritzende Stimme. Vergiss nie, wer du bist.
    »Denk immer daran«, hatte das Papier befohlen.
    Ohne Vorwarnung drehte ich mich zu dem Vampir um und schloss die Lücke zwischen uns. Meine Eltern konnte mir niemand zurückgeben, dafür hatte ich Matthew bekommen. Ich schmiegte meinen Kopf unter sein Kinn und lauschte mehrere Minuten lang auf den nächsten Pulsschlag. Der gemächliche Rhythmus seines Vampirherzens ließ mich bald wieder wegdämmern.
    Als ich erwachte, spürte ich mein Herz in der Dunkelheit hämmern und strampelte hektisch die lockere Decke weg, bis ich mich unsicher aufsetzen konnte. Hinter mir schaltete Matthew die Lampe ein, deren Schirm immer noch vom Bett weggedreht war.
    »Was ist denn?«, fragte er.
    »Die Magie hat mich aufgespürt. Genau wie die Hexen. Und irgendwann wird man mich für meine Magie töten, so wie meine Eltern getötet wurden.« Getrieben von panischer Angst, purzelten die Worte aus meinem Mund, und ich stand taumelnd auf.
    »Nein.« Matthew war aufgesprungen und stellte sich zwischen mich
und die Tür. »Was es auch ist, Diana, wir müssen uns dem stellen. Andernfalls wirst du dein Leben lang davonlaufen.«
    Ein Teil von mir wusste, dass er recht hatte. Der Rest wollte nur noch in die Dunkelheit flüchten. Aber wie konnte ich das, solange mir ein Vampir den Weg verstellte?
    Um mich herum begann sich die Luft zu regen, als wollte sie das Gefühl, eingesperrt zu sein, vertreiben. Kühle Schwaden strichen in meinen Hosenbeinen aufwärts. Die Luft kroch an meinem Körper höher und hob, gleich einer linden Brise, die Haare um mein Gesicht an. Fluchend trat Matthew mit ausgestrecktem Arm auf mich zu. Die Brise steigerte sich zu energischen Böen, die die Bettwäsche und Vorhänge zum Flattern brachten.
    »Es ist schon gut.« Er sagte das gerade so laut, dass ich ihn über die Windstöße hinweg hören konnte und mich beruhigte.
    Aber das reichte nicht.
    Die Böen wurden immer stärker, bis sich meine Arme nach oben reckten und den Wind zu einer Säule formten, die mich genauso schützend einschloss wie vorhin meine Bettdecke. Jenseits des Wirbels stand Matthew, eine Hand immer noch erhoben, den Blick fest auf mich gerichtet. Als ich den Mund öffnete, um ihn zu warnen, dass er Abstand halten sollte, kam nur eisige Luft heraus.
    »Es ist schon gut«, sagte er wieder, ohne den Blick abzuwenden. »Ich werde mich nicht bewegen.«
    Erst als er das sagte, begriff ich, worin das Problem lag.
    »Ehrenwort«, bekräftigte er.
    Der Wind ließ nach. Der Zyklon um mich herum schwächte sich zu einem Wirbelwind und dann zu einer Brise ab, bevor er sich völlig legte. Keuchend sank ich in die Knie. »Was war das denn?« Jeden Tag ging ich joggen und machte Yoga, und stets tat mein Körper alles, was ich von ihm verlangte. Jetzt stellte er unvorstellbare Dinge an. Ich sah nach unten, um mich zu vergewissern, dass meine Hände keine blauen Funken sprühten und keine Windböen um meine Füße wirbelten.
    »Das war ein Hexenwind«, erklärte Matthew, ohne sich zu bewegen. »Weißt du, was das ist?«

    Ich hatte von einer Hexe in Albany gehört, die Stürme heraufbeschwören konnte, aber niemand hatte die je als »Hexenwind« bezeichnet.
    »Ehrlich gesagt, nicht«, gestand ich und sah wieder verstohlen auf meine Hände und Füße.
    »Manche Hexen besitzen die Fähigkeit, das Element Luft zu kontrollieren. Du gehörst zu ihnen«, sagte er.
    »Ich habe gar nichts kontrolliert.«
    »Das war dein erstes Mal.« Matthew blieb ganz sachlich. Er schwenkte den Arm durch das kleine Zimmer: Die Vorhänge und Laken waren intakt geblieben, die aus den Schubladen gezerrten und am Boden verstreuten Kleider lagen genauso da, wie ich sie am Morgen liegen gelassen hatte. »Keiner von uns wurde zu Boden geworfen, und das Zimmer sieht auch nicht aus, als wäre ein Tornado durchgefegt. Das ist Kontrolle  – für den Anfang.«
    »Aber ich wollte das gar nicht. Passieren uns Hexen solche Sachen einfach  – Elektrobrände und Wirbelwinde?« Ich schob mir die Haare aus den Augen und schwankte erschöpft. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden war einfach zu viel passiert. Matthew beugte sich vor, als wollte er mich auffangen, falls ich umkippte.
    »Hexenwinde und blaue Finger findet man heutzutage kaum noch. In dir steckt Magie, Diana, und die will heraus, ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Ich habe mich eingeengt gefühlt.«
    »Ich hätte dich gestern Abend nicht so

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