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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Streitsüchtige  –, aber als sie schwanger wurde, benannte Gott sie in Sarah um, was Prinzessin bedeutet.«
    »Was meine Tante angeht, würde Sarai besser passen.« Ich wartete immer noch darauf, dass Ysabeau mir verriet, wo das Telefon stand.
    »Emily ist auch ein guter Name, ein kraftvoller, römischer Name.« Ysabeau knipste mit ihren scharfen Fingernägeln einen Rosenstiel ab.
    »Was bedeutet Emily, Ysabeau?« Zum Glück bestand meine Familie nur aus zwei Personen.
    »Es bedeutet die Fleißige. Natürlich hatte deine Mutter den interessantesten Namen. Rebecca bedeutet die Gefangene oder Gefesselte«, erklärte Ysabeau. Eine Falte kerbte sich in ihre Stirn, während sie die Vase erst von der einen, dann von der anderen Seite studierte. »Ein interessanter Name für eine Hexe.«
    »Und was bedeutet Ihr Name?«, fragte ich ungeduldig.
    »Ich hieß nicht immer Ysabeau, aber Philippe fand, dass der Name zu mir passte. Es bedeutet Gottes Versprechen.« Ysabeau zögerte, sah mir lange ins Gesicht und fasste schließlich einen Entschluss. »Mit vollem Namen heiße ich Geneviève Mélisande Hélène Ysabeau Aude de Clermont.«
    »Wie schön.« Ich merkte, wie meine Ungeduld nachließ, während ich mir ausmalte, welche Geschichte sich hinter den vielen Namen verbarg.
    Ysabeau schenkte mir ein kleines Lächeln. »Namen sind wichtig.«
    »Hat Matthew noch mehr Namen?« Ich nahm eine weiße Rose aus dem Korb und reichte sie ihr. Sie bedankte sich murmelnd.
    »Natürlich. Wir geben unseren Kindern grundsätzlich mehrere Namen, wenn sie wiedergeboren werden. Aber Matthew hieß schon so, als er zu uns kam, und er wollte seinen Namen behalten. Damals war das Christentum noch jung, und Philippe fand, dass es praktisch sein könnte, wenn unser Sohn nach einem Evangelisten benannt ist.«
    »Wie heißt er noch?«
    »Sein voller Name lautet Matthew Gabriel Philippe Bertrand Sébastien de Clermont. Er machte sich auch sehr gut als Sébastien und ganz
passabel als Gabriel. Bertrand hasst er, und auf Philippe reagiert er grundsätzlich nicht.«
    »Was stört ihn an Philippe?«
    »Es war der Lieblingsname seines Vaters.« Ysabeaus Hände kamen für einen Moment zur Ruhe. »Er ist tot, müssen Sie wissen. Die Nazis enttarnten ihn als Kämpfer der Résistance.«
    In meiner Vision hatte sie Matthew erklärt, dass sein Vater von Hexen gefangengenommen worden sei.
    »Nazis, Ysabeau, oder Hexen?«, fragte ich leise, das Schlimmste fürchtend.
    »Hat Matthew Ihnen das erzählt?« Ysabeau sah mich entsetzt an.
    »Nein. Ich habe Sie in einer meiner Visionen gestern gesehen. Sie haben geweint.«
    »Die Hexen und die Nazis töteten Philippe gemeinsam«, antwortete sie nach langem Schweigen. »Noch ist der Schmerz frisch und scharf, aber im Lauf der Zeit wird er verblassen. Nach seinem Tod jagte ich jahrelang ausschließlich in Argentinien und Deutschland. Das half mir, nicht verrückt zu werden.«
    »Es tut mir so leid, Ysabeau.« Die Worte drückten mein Mitgefühl nur unzureichend aus, aber sie kamen von Herzen. Matthews Mutter hörte offenbar, dass ich es ehrlich meinte, denn sie schenkte mir ein zaghaftes Lächeln.
    »Es ist nicht Ihre Schuld. Sie waren nicht dabei.«
    »Wie würden Sie mich nennen, wenn Sie mir einen Namen geben müssten?«, fragte ich leise und reichte Ysabeau den nächsten Stängel.
    »Matthew hat recht. Zu Ihnen passt nur Diana.« Sie sprach den Namen wie immer französisch aus, mit der Betonung auf der ersten Silbe. »Für Sie gibt es keine anderen Namen. Sie sind einfach Diana.« Ysabeau deutete mit einem bleichen Finger auf die Tür zur Bibliothek. »Das Telefon steht dort drin.«
    Ich setzte mich an den Schreibtisch der Bibliothek, schaltete die Lampe ein, wählte die Nummer in New York und hoffte, dass Sarah und Em zu Hause waren.
    »Diana.« Sarah klang erleichtert. »Em hat gesagt, dass du es bist.«

    »Bitte entschuldigt, dass ich gestern Abend nicht zurückrufen konnte. Es ist so viel passiert.« Ich nahm einen Stift und ließ ihn zwischen den Fingern rotieren.
    »Möchtest du darüber sprechen?«, fragte Sarah. Mir rutschte fast der Hörer aus der Hand. Meine Tante verlangte sonst immer, dass wir über alles sprachen  – gebeten hatte sie noch nie.
    »Ist Em auch da? Ich möchte die Geschichte nicht zweimal erzählen.«
    Em griff nach dem Zweithörer und begrüßte mich warmherzig und mitfühlend. »Hi, Diana. Wo bist du?«
    »Bei Matthews Mutter in der Nähe von Lyon.«
    »Bei Matthews Mutter?« Em

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