Seelen der Nacht
Vampire auf offener Straße bekämpfen.«
Die zweite Schlacht zwischen Matthew und Nathaniel hatte nichts mit dem Krieg, sondern mit Blut zu tun. Sie begann ganz harmlos, als Matthew über Nathaniels Beziehung zu Agatha Wilson und über Sophies Hexeneltern sprach.
»Wir müssen auf jeden Fall ihre DNA analysieren. Und die des Babys, sobald es geboren wurde.«
Marcus und Miriam nickten, als hätten sie nichts anderes erwartet. Wir Übrigen waren eher verdattert.
»Nathaniel und Sophie könnten der Gegenbeweis zu deiner Theorie sein, dass dämonische Züge eher aus einer unvorhersehbaren Mutation rühren als aus der Vererbung«, überlegte ich laut.
»Wir haben so wenig Datenmaterial.« Matthew betrachtete Hamish und Nathaniel mit dem leidenschaftslosen Blick des Wissenschaftlers, der zwei frische Proben begutachtet. »Unsere gegenwärtigen Befunde könnten uns in die Irre führen.«
»Angesichts von Sophie stellt sich auch die Frage, ob die Dämonen vielleicht enger mit den Hexen verwandt sind, als wir dachten.« Miriam richtete die schwarzen Augen auf den runden Bauch der Dämonin. »Ich habe noch nie gehört, dass eine Hexe einen Dämon geboren hätte, ganz zu schweigen davon, dass eine Dämonin eine Hexe geboren hätte.«
»Glaubt ihr im Ernst, ich würde Sophies Blut – und das meines Kindes – einer Bande von Vampiren überlassen?« Offensichtlich stand Nathaniel kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
»Diana ist nicht die einzige Kreatur in diesem Raum, für die sich die Kongregation interessieren könnte, Nathaniel.« Matthews Worte trugen nicht dazu bei, den Dämon zu beruhigen. »Deine Mutter wusste genau, in welcher Gefahr deine Familie schwebt, sonst hätte sie dich nicht zu uns geschickt. Eines Tages wirst du vielleicht entdecken, dass deine Frau und dein Kind nicht mehr da sind. Und dann ist es extrem unwahrscheinlich, dass du sie je wiedersiehst.«
»Das reicht«, unterbrach Sarah ihn scharf. »Du brauchst ihm nicht zu drohen.«
»Lass deine Hände von meiner Familie«, warnte Nathaniel schwer atmend.
»Von mir geht für die beiden keine Gefahr aus«, sagte Matthew. »Viel gefährlicher für sie ist die Kongregation, ist die Möglichkeit eines offenen Krieges zwischen den Arten und vor allem die Mutmaßung, dass all das nicht passieren wird.«
»Sie werden nach uns suchen, Nathaniel. Ich habe es gesehen.« Sophie sagte das mit allem Nachdruck, und schlagartig wirkte ihr Gesicht so ernst wie das von Agatha Wilson in Oxford.
»Warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragte Nathaniel.
»Ich wollte es Agatha erzählen, aber sie unterbrach mich sofort und befahl mir, kein weiteres Wort zu sagen. Sie hatte solche Angst. Dann gab sie mir Dianas Namen und die Adresse des Bishop-Sitzes.« Sophies Gesicht nahm wieder den typischen zerstreuten Ausdruck an. »Ich bin froh, dass Matthews Mutter noch am Leben ist. Meine Töpfe werden ihr gefallen. Ich werde einen mit ihrem Gesicht machen. Und ihr könnt jederzeit meine DNA bekommen, Matthew – und die von unserem Baby.«
Als Matthew alle Fragen beantwortet hatte, die zu beantworten er bereit war, nahm er einen Briefumschlag, der unbemerkt neben seinem Ellbogen gelegen hatte. Er war mit schwarzem Wachs versiegelt.
»Damit bleibt nur noch eines zu tun.« Er stand auf und streckte Hamish den Brief hin. »Der ist für dich.«
»O nein, kommt gar nicht in Frage.« Hamish verschränkte die Arme. »Gib ihn Marcus.«
»Du bist vielleicht der neunte Ritter, aber du bist gleichzeitig der Seneschall der Lazarusritter und mein Stellvertreter. Wir müssen dem Protokoll folgen«, erklärte Matthew schmallippig.
»Matthew muss es wissen«, murmelte Marcus. »Er ist schließlich der einzige Großmeister in der Geschichte des Ordens, der je zurückgetreten ist.«
»Und gleich werde ich der einzige Großmeister sein, der sogar zweimal zurückgetreten ist«, sagte Matthew, der immer noch den Brief in der Hand hielt.
»Ich pfeife auf das Protokoll!«, bellte Hamish und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Alle raus aus diesem Raum, außer Matthew, Marcus und Nathaniel. Bitte«, ergänzte er verspätet.
»Warum müssen wir raus?«, fragte Sarah misstrauisch.
Hamish sah meine Tante nachdenklich an. »Sie sollten ebenfalls hierbleiben.«
Die fünf blieben den restlichen Tag über im Esszimmer. Einmal trat ein erschöpfter Hamish an die Tür und verlangte Sandwiches. Die Kekse, erklärte er, waren längst aufgegessen.
»Bin ich die Einzige hier,
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