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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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die das Gefühl hat, dass die Männer uns nur aus dem Zimmer geschickt haben, damit sie in Ruhe Zigarren rauchen und über Politik palavern können?«, fragte ich und versuchte mich gleichzeitig von den Vorgängen im Esszimmer abzulenken, indem ich durch ein Kaleidoskop aus alten Filmen und Nachmittagsshows zappte. Em und Sophie strickten, und Miriam saß an einem Rätsel aus einem Buch, das Dämonisch diffizile Sudokus versprach. Ab und zu machte sie sich leise kichernd eine Notiz am Rand.
    »Was tust du da, Miriam?«, erkundigte sich Sophie.
    »Ich zähle mit«, sagte Miriam und setzte einen weiteren Strich aufs Papier.
    »Was reden sie da drin? Und wer gewinnt?« Ich beneidete sie um ihre Fähigkeit, das Gespräch mithören zu können.
    »Sie planen einen Krieg, Diana. Und gewinnen wird entweder Matthew oder Hamish  – das steht noch nicht fest«, antwortete Miriam. »Marcus und Nathaniel haben allerdings ein paar gute Schüsse abgeben können, und auch Sarah hält sich tapfer.«
    Als die Besprechung endete, war es schon dunkel, und ich war zusammen mit Em damit beschäftigt, das Abendessen zu machen. Nathaniel und Sophie unterhielten sich leise im Familienzimmer.
    »Ich muss noch ein paar Anrufe machen«, sagte Matthew viel sanfter, als es seine Miene vermuten ließ, und gab mir einen Kuss.
    Ich sah, wie müde er war, und beschloss, dass meine Fragen warten konnten.
    »Natürlich«, sagte ich und legte eine Hand an seine Wange. »Lass dir Zeit. Wir essen in einer Stunde.«
    Matthew küsste mich noch einmal, diesmal länger und tiefer, und verschwand dann durch die Hintertür aus dem Haus.
    »Ich brauche was zu trinken«, stöhnte Sarah und verzog sich zum Rauchen auf die Veranda.
    Wie ein Schatten flog Matthew hinter dem Qualmschleier von
Sarahs Zigarette vorbei, als er durch den Apfelgarten zur Hopfenscheune ging. Hamish näherte sich mir von hinten und stupste mich mit seinen Blicken in Rücken und Hals.
    »Haben Sie sich inzwischen erholt?«, fragte er leise.
    »Was glauben Sie denn?« Es war ein anstrengender Tag gewesen, und Hamish hatte mir unverhohlen gezeigt, wie wenig er von mir hielt. Ich schüttelte den Kopf.
    Hamishs Blick wanderte weiter, und ich folgte ihm. Beide sahen wir zu, wie sich Matthew mit weißen Händen durchs Haar fuhr, bevor er in die Scheune verschwand.
    »Tiger, Tiger, Flammenpracht / In der Wälder dunkler Nacht«, zitierte Hamish William Blake. »Das Gedicht hat mich immer an ihn erinnert.«
    Ich legte das Messer auf dem Schneidebrett ab und drehte mich zu ihm um. »Was geht Ihnen im Kopf herum, Hamish?«
    »Sind Sie sich sicher, was ihn betrifft, Diana?«, fragte er. Em wischte die Hände an ihrer Schürze ab, warf mir einen mitleidigen Blick zu und verließ den Raum.
    »Ja.« Ich sah ihm in die Augen und versuchte ihm zu vermitteln, wie sehr ich Matthew vertraute.
    Hamish nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. »Ich hatte mich ehrlich gesagt gefragt, ob Sie ihn behalten würden, nachdem Sie erfahren hatten, wer er war  – wer er immer noch ist. So wie es aussieht, haben Sie keine Angst, den Tiger am Schwanz zu packen.«
    Wortlos drehte ich mich zur Küchentheke um und hackte weiter.
    »Seien Sie vorsichtig.« Hamish legte die Hand auf meinen Unterarm und zwang mich dadurch, ihn anzusehen. »Matthew wird nicht mehr derselbe sein, wenn Sie Ihre Reise antreten.«
    »Doch, das wird er.« Ich zog die Stirn in Falten. »Mein Matthew wird mich begleiten. Und er wird genau der bleiben, der er ist.«
    »Nein«, widersprach Hamish grimmig. »Das wird er nicht.«
    Hamish kannte Matthew viel länger als ich. Und er hatte sich aus dem Inhalt des Aktenkoffers zusammengereimt, wohin wir wollten. Ich wusste immer noch nichts, nur dass der Zeitpunkt vor 1976 lag und dass Matthew an unserem Zielort Schach gespielt hatte.

    Hamish ging nach draußen zu Sarah, und bald stiegen zwei graue Rauchfahnen in den Nachthimmel auf.
    »Ist da drin alles in Ordnung?«, fragte ich Em, als sie aus dem Familienzimmer kam, wo Miriam, Marcus, Nathaniel und Sophie sich unterhielten und fernsahen.
    »Ja«, sagte sie. »Und hier?«
    »Alles bestens.« Ich richtete den Blick auf die Apfelbäume und wartete darauf, dass Matthew aus dem Dunkel zurückkehrte.

41
    A m Tag vor Halloween spürte ich ein leises Flattern in der Magengegend. Ich griff nach Matthew, der neben mir im Bett lag.
    »Ich bin nervös.«
    Er klappte das Buch zu, in dem er gelesen hatte, und zog mich an seine Brust. »Ich weiß. Du warst

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