Seelen der Nacht
meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Angelegenheiten geregelt sind. Diana, du hast kein Testament.«
»Nein.« Mein Kopf war wie leergefegt. »Aber ich habe nicht viel zu vererben – nicht einmal ein Auto.«
Hamish richtete sich auf. »Das stimmt nicht ganz, oder, Matthew?«
»Gib es mir«, sagte Matthew widerstrebend. Hamish reichte ihm ein dickes Dokument. »Das hier wurde bei meinem letzten Besuch in Oxford aufgesetzt.«
»Vor La Pierre«, sagte ich, ohne die Seiten zu berühren.
Matthew nickte. »Im Wesentlichen handelt es sich um unseren Ehevertrag. Darin wird dir unwiderruflich ein Drittel meines gesamten Besitzes übertragen. Diese Güter würden dir gehören, selbst wenn du mich verlassen solltest.«
Er hatte ihn aufgesetzt, bevor er heimgekehrt war – bevor wir nach Vampirbrauch vermählt waren.
»Ich werde dich nicht verlassen, und ich will das hier nicht.«
»Du weißt nicht einmal, was es ist«, sagte Matthew und legte die Papiere vor mich hin.
Es war zu viel auf einmal. Atemberaubende Geldsummen, ein Stadthaus in einem exklusiven Londoner Viertel, eine Wohnung in Paris, eine Villa am Rand von Rom, die Old Lodge, ein Haus in Jerusalem, weitere Häuser in Städten wie Venedig und Sevilla, Flugzeuge, Autos – mir schwirrte der Kopf.
»Ich habe einen festen Job.« Ich schob die Papiere von mir weg. »Das ist absolut überflüssig.«
»Trotzdem gehört es dir«, widersprach Matthew barsch.
Hamish wartete ab, bis ich die Fassung wiedergefunden hatte, bevor er die nächste Bombe platzen ließ. »Falls Sarah sterben würde, würdest du auch dieses Haus erben, wobei Emily allerdings lebenslanges Wohnrecht hätte. Und du bist Matthews Alleinerbin. Du hast also durchaus Besitz – und ich muss wissen, wie du darüber verfügen willst.«
»Ich werde nicht darüber sprechen.« Dazu war die Erinnerung an Satu und Juliette noch zu frisch, und ich fühlte mich dem Tod entschieden zu nah. Ich stand auf und wollte schon aus dem Zimmer, aber Matthew packte mich an der Hand und hielt mich fest.
»Du musst das erledigen, mon cœur . Wir können das nicht Marcus und Sarah aufbürden.«
Ich setzte mich wieder hin und überlegte still, was ich mit dem unvorstellbaren Vermögen anfangen sollte und mit dem halb baufälligen Bauernhaus, das mir eines Tages vielleicht gehören würde.
»Meine Güter sollen gleichmäßig unter unseren Kindern aufgeteilt werden«, beschloss ich dann. »Und das umfasst sämtliche Kinder Matthews – Vampire und unsere biologischen Kinder, Kinder, die er selbst gemacht hat und die wir möglicherweise eines Tages gemeinsam haben werden. Sie werden auch das Haus der Bishops bekommen, wenn Em nicht mehr hier leben will.«
»Ich werde dafür Sorge tragen«, versicherte mir Hamish.
Damit blieben nur noch drei Dokumente auf dem Tisch, die in drei
verschlossenen Umschlägen lagen. Zwei trugen Matthews Siegel. Um den dritten war eine schwarz-silberne Kordel geschlungen, deren Knoten ebenfalls mit Siegelwachs gesichert war. An der Kordel hing eine schwarze Scheibe von der Größe einer Untertasse, in die das Großsiegel der Lazarusritter eingeprägt war.
»Schließlich müssen wir noch die Angelegenheiten der Bruderschaft regeln. Als Matthews Vater die Lazarusritter gründete, sollten sie vor allem jene schützen, die sich nicht selbst schützen konnten. Obwohl uns die meisten vergessen haben, gibt es uns immer noch. Und es muss uns auch weiterhin geben, selbst wenn Matthew nicht mehr bei uns ist. Morgen wird Matthew, bevor Marcus das Haus verlässt, offiziell sein Amt in unserem Orden niederlegen und seinen Sohn zum Großmeister ernennen.«
Hamish überreichte Matthew die beiden Umschläge mit seinem persönlichen Siegel. Dann gab er Nathaniel den Umschlag mit dem großen Siegel. Miriam fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»Sobald Marcus sein neues Amt antritt, was er sofort tun wird«, sagte Hamish mit strengem Blick auf Marcus, »wird er Nathaniel anrufen, der sich einverstanden erklärt hat, der Firma als einer der acht Provinzmeister beizutreten. Sobald Nathaniel das Siegel an seiner Ernennungsurkunde bricht, wird er zum Lazarusritter.«
»Du kannst nicht lauter Dämonen wie Hamish und Nathaniel zu Mitgliedern der Bruderschaft ernennen! Wie soll Nathaniel mit uns kämpfen?« Miriam war fassungslos.
»Hiermit«, sagte Nathaniel und ließ seine Finger in der Luft zappeln. »Ich kenne mich mit Computern aus, und ich kann definitiv meinen Teil beitragen.«
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