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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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der hohe Kragen meinen Verband überdecken würde, ging ich nach oben, um mich umzuziehen.
    Als ich wieder herunterkam, breitete sich ein genüssliches, wohlwollendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Genauso schön wie damals«, sagte er und gab mir einen innigen Kuss. »Vielleicht noch schöner.«
    »Nimm dich in Acht«, warnte ich ihn lachend. »Damals war dir noch nicht klar, dass du mich liebst.«
    »O doch, das war mir durchaus klar«, sagte er und küsste mich wieder. »Ich hatte es dir nur noch nicht verraten.«
    Die Frauen saßen genau dort, wo wir sie erwarteten, Marthe mit einem Krimi, Ysabeau mit ihrer Zeitung. Das Gespräch lief vielleicht ein bisschen anders ab als damals, aber das schien nichts auszumachen. Die meisten Schwierigkeiten hatte ich damit, Matthew mit seiner Mutter tanzen zu sehen. Die bittersüße Miene, als er sie in seinen Armen drehte, war neu, und beim ersten Mal hatte er sie eindeutig nicht in einer bärigen Umarmung an seine Brust gedrückt, als der Tanz zu Ende ging. Als er mich auf die Tanzfläche zog, drückte ich mitfühlend seine Hand.
    »Danke dafür«, flüsterte er mir ins Ohr und ließ mich eine Pirouette drehen. Dann setzte er einen weichen Kuss auf meinen Hals. Das war beim ersten Mal ganz gewiss nicht passiert.
    Genau wie damals beendete Matthew den Abend damit, dass er verkündete, er würde mich ins Bett bringen. Als wir den beiden diesmal gute Nacht wünschten, wussten wir, dass es ein Abschied war. Unsere Rückreise verlief ähnlich wie die Hinreise, wirkte aber weniger beängstigend, weil wir schon mit den Umständen vertraut waren. Ich bekam kein Herzklopfen mehr und drohte auch nicht die Orientierung
zu verlieren, als sich die Zeit unserem Weg entgegenstemmte, sondern konzentrierte mich ausschließlich auf die vertrauten Rituale der Essenszubereitung im Haus der Bishops. Als wir zurückkamen, blieb noch reichlich Zeit, um den Salat anzumachen.
    Beim Essen beglückten Sarah und Em die Vampire mit Anekdoten aus meiner Jugendzeit. Als meinen Tanten die Geschichten ausgingen, zog Matthew Marcus mit seinen katastrophalen Immobilienspekulationen im neunzehnten Jahrhundert auf, mit den enormen Summen, die er im zwanzigsten Jahrhundert in neue, nie zur Reife gelangte Technologien investiert hatte, und mit seiner unverbesserlichen Schwäche für rothaarige Frauen.
    »Du warst mir vom ersten Moment an sympathisch.« Sarah strich sich über den wirren roten Schopf und schenkte ihm Whisky nach.
    Der Morgen an Halloween war hell und klar. In diesem bewaldeten Winkel konnte es jederzeit schneien, aber zumindest sah es dieses Jahr nicht danach aus. Matthew und Marcus gingen länger spazieren als sonst, und ich blieb mit Sarah und Em bei Kaffee und Tee sitzen.
    Als das Telefon klingelte, schreckten wir alle auf. Sarah ging an den Apparat, und aus dem, was sie sagte, hörten wir heraus, dass sie nicht mit diesem Anruf gerechnet hatte.
    Schließlich legte sie auf und kam an den Tisch im Familienzimmer zurück, der inzwischen wieder groß genug für uns alle war. »Das war Faye. Sie ist mit Janet bei den Hunters. In ihrem Wohnmobil. Sie wollen wissen, ob wir sie auf ihrer Herbstreise begleiten möchten. Sie fahren erst nach Arizona, dann nach Seattle.«
    »Die Göttin hatte einfach viel zu tun in letzter Zeit«, sagte Em lächelnd. Tagelang hatten die beiden ergebnislos daran getüftelt, wie sie sich aus Madison verziehen konnten, ohne damit eine Gerüchtelawine loszutreten. »Ich vermute, damit ist die Sache klar. Wir fahren mit und reisen danach weiter zu Ysabeau.«
    Wir luden Tüten mit Essen und anderen Vorräten in Sarahs verbeulten alten Wagen. Als er so voll war, dass man im Rückspiegel fast nichts mehr sah, begannen sie uns Befehle zu erteilen.

    »Das Zuckerzeug steht auf der Anrichte«, wies Em mich an. »Und mein Kostüm hängt hinten an der Tür zur Rezeptur. Es passt dir bestimmt. Vergiss die Strümpfe nicht. Die Kinder lieben die Strümpfe.«
    »Ich vergesse sie bestimmt nicht«, versicherte ich ihr. »Und auch nicht den Hut, obwohl der absolut lächerlich aussieht.«
    »Natürlich setzt du den Hut auf!«, entrüstete sich Sarah. »Das ist Tradition. Überzeugt euch, dass das Feuer aus ist, bevor ihr verschwindet. Tabitha braucht um Punkt vier ihr Essen. Wenn sie nichts bekommt, fängt sie an zu spucken.«
    »Wir haben alles unter Kontrolle. Du hast deine Liste dagelassen«, sagte ich und klopfte ihr auf die Schulter.
    »Kannst du bei den Hunters anrufen und uns

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