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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Plötzlich klang er fast wütend, und er warf Sophie einen zornigen Blick zu. »Niemand wird meiner Frau oder Tochter das antun, was Diana angetan wurde.«
    Alle schwiegen verblüfft.
    »Das ist noch nicht alles.« Hamish zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und verschränkte die Finger.
    »Miriam glaubt, dass es Krieg geben wird. Ich bin da anderer Meinung. Der Krieg hat längst begonnen.«

    Alle Augen im Raum richteten sich auf Hamish. Es war offensichtlich, warum ihn so viele gern in der Regierung gesehen hätten  – und warum Matthew ihn zu seinem Stellvertreter ernannt hatte. Er war der geborene Anführer.
    »Wir in diesem Raum wissen genau, warum ein solcher Krieg geführt wird. Zum einen geht es um Diana, denn wir wissen, wie wenig Skrupel die Kongregation hat, wenn es darum geht, die Kräfte zu ergründen, die sie geerbt hat. Es geht auch um Ashmole 782 und unsere Befürchtung, dass die Geheimnisse des Buches für alle Zeiten verlorengehen könnten, wenn es in die Hände der Hexen fällt. Und es geht um unsere gemeinsame Überzeugung, dass niemand das Recht haben sollte, zwei Wesen zu erklären, dass sie einander nicht lieben dürfen.«
    Hamish sah sich kurz um, um sicherzugehen, dass ihm alle zuhörten, dann fuhr er fort: »Es wird nicht lange dauern, bis die Menschen diesen Konflikt bemerken werden. Sie werden gezwungen sein anzuerkennen, dass Dämonen, Vampire und Hexen unter ihnen leben. Wenn das geschieht, werden wir nicht nur dem Namen nach, sondern ganz real Sophies Konventikel bilden müssen. Es wird Opfer, Hysterie und Chaos geben. Und es wird allein unsere Aufgabe sein  – die des Konventikels und der Lazarusritter  –, den Menschen die Ereignisse begreiflich zu machen und dafür zu sorgen, dass die Verluste und die Zerstörungen nicht ausufern.«
    »Ysabeau erwartet dich in Sept-Tours.« Matthew sagte das ganz ruhig. »Die Burg ist vielleicht die einzige Grenze, die andere Vampire nicht zu überschreiten wagen. Sarah und Emily werden die Hexen so weit wie möglich in Schach halten. Dabei sollte ihnen der Name Bishop helfen. Und die Lazarusritter werden Sophie und ihr Baby beschützen.«
    »Wir teilen uns also auf«, Sarah nickte Matthew zu, »und sammeln uns dann wieder im Haus der de Clermonts. Und danach werden wir überlegen, wie wir weiter vorgehen. Gemeinsam.«
    »Unter Marcus’ Führung.« Matthew erhob sein halbvolles Weinglas. »Auf Marcus, Nathaniel und Hamish. Ehre und langes Leben.«
    »Diese Worte habe ich ewig nicht mehr gehört«, sagte Miriam leise.

    Sichtlich ungern standen Marcus und Nathaniel im Mittelpunkt und schienen sich noch nicht mit ihrer neuen Verantwortung angefreundet zu haben. Hamish sah einfach nur müde aus.
    Nachdem wir den drei Männern zugeprostet hatten  – die allesamt viel zu jung aussahen, um sich Gedanken über ein langes Leben zu machen  –, trieb Em uns zum Mittagessen in die Küche. Sie baute ein Festmahl auf der Kochinsel auf, und wir vertrieben uns die Zeit im Familienzimmer, weil jeder den Augenblick hinauszögern wollte, an dem wir uns würden verabschieden müssen.
    Schließlich wurde es Zeit für Sophies und Nathaniels Abreise. Marcus verstaute die wenigen Habseligkeiten des Pärchens im Kofferraum seines kleinen blauen Sportwagens. Marcus und Nathaniel standen beisammen und hatten die zwei blonden Schöpfe vertraulich zusammengesteckt, während sich Sophie von Sarah und Em verabschiedete. Schließlich drehte sie sich zu mir um. Ich war in die Wohnstube abgeschoben worden, damit mich niemand versehentlich berührte.
    »Das ist kein richtiger Abschied«, erklärte sie mir von der anderen Seite des Flures aus.
    Mein drittes Auge ging auf, und in den blinkenden Sonnenstrahlen auf dem Geländer sah ich mich in einer von Sophies überschwänglichen Umarmungen gefangen.
    »Nein«, sagte ich überrascht und tröstete mich mit meiner Vision.
    Sophie nickte, als hätte auch sie kurz in die Zukunft geblickt. »Siehst du, ich habe es dir doch gesagt. Vielleicht wird das Baby schon da sein, wenn du zurückkommst. Vergiss nicht, du wirst ihre Patin.«
    Während sich Sophie und Nathaniel von allen verabschiedeten, hatten Matthew und Miriam sämtliche Kürbisse entlang der Zufahrt aufgebaut. Mit einer Drehung des Handgelenks und ein paar gemurmelten Worten brachte Sarah sie zum Leuchten. Es würde erst in ein paar Stunden dunkel werden, aber so konnte Sophie wenigstens einen Eindruck davon mitnehmen, wie sie in der Halloweennacht aussehen

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