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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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würden. Sie klatschte in die Hände und hüpfte dann die Stufen hinab, um sich erst Matthew und danach Miriam in die Arme zu werfen. Ihre letzte Umarmung war Marcus vorbehalten, der ihr ein paar leise
Worte zumurmelte, bevor er sie auf dem tiefen Beifahrersitz Platz nehmen ließ.
    »Danke für das Auto«, sagte Sophie und strich bewundernd über das Wurzelholz des Armaturenbretts. »Früher ist Nathaniel wie ein Irrer gefahren, aber inzwischen fährt er wegen des Babys nur noch wie eine alte Frau.«
    »Fahrt vorsichtig!«, ermahnte Matthew die beiden fest und väterlich. »Und ruft uns an, wenn ihr zu Hause angekommen seid.«
    Wir winkten ihnen nach. Sobald sie außer Sichtweite waren, löschte Sarah das Licht in den Kürbissen wieder. Während der Rest der Familie ins Haus zurücktrottete, schloss Matthew mich in die Arme.
    »Ich wär dann so weit, Diana.« Hamish war auf die Veranda getreten. Er hatte schon die Jacke angezogen und alles für seine Abreise nach New York vorbereitet, von wo aus er nach London zurückkehren würde.
    Ich unterschrieb die beiden Kopien des Testaments, und Em und Sarah unterzeichneten als Zeugen. Eine Kopie rollte Hamish zusammen und schob sie in einen Metallzylinder. Dann fädelte er eine schwarz-silberne Kordel durch die beiden Enden der Röhre und verschloss sie durch ein Wachssiegel mit Matthews Wappen.
    Matthew wartete neben dem schwarzen Mietwagen, bis sich Hamish erst höflich von Miriam verabschiedet und dann Em und Sarah einen Abschiedskuss gegeben hatte, nicht ohne sie einzuladen, auf dem Weg nach Sept-Tours bei ihm Station zu machen.
    »Rufen Sie mich an, falls Sie irgendwas brauchen sollten«, erklärte er Sarah, nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Sie haben meine Telefonnummer.« Dann wandte er sich an mich.
    »Adieu, Hamish.« Ich erwiderte seine Küsse erst auf die linke, dann auf die rechte Wange. »Danke für alles, was Sie getan haben, um Matthew zu beruhigen.«
    »Das ist mein Job.« Hamishs fröhliche Antwort klang gezwungen. Dann senkte er die Stimme. »Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe. Sie werden nicht um Hilfe rufen können, falls es nötig sein sollte.«

    »Es wird nicht nötig sein«, versicherte ich ihm.
    Ein paar Minuten später brummte der Motor des Wagens auf, dann war auch Hamish abgefahren, und wir sahen nur noch die roten Hecklampen durch die Dämmerung leuchten.
    Dem Haus gefiel die plötzliche Leere in seinem Innern gar nicht, und es begann die Möbel herumzuschubsen und leise zu stöhnen, sobald jemand einen Raum betrat oder verließ.
    »Sie werden mir fehlen«, gestand Em beim Essenmachen. Das Haus knarrte mitfühlend.
    »Geh schon«, sagte Sarah zu mir und nahm Em das Messer aus der Hand. »Bring Matthew nach Sept-Tours und wieder her, während wir den Salat anrichten.«
    Nach längerer Diskussion hatten wir beschlossen, zu dem Abend zurückzuwandern, an dem ich seine Ausgabe von Darwins Ursprung gefunden hatte.
    Aber Matthew nach Sept-Tours zu transportieren war anspruchsvoller, als ich erwartet hatte. In beiden Armen hielt ich Dinge, die mir helfen sollten, den Weg zu finden  – einer seiner Stifte und zwei Bücher aus seinem Arbeitszimmer  –, sodass sich Matthew an meiner Taille festhalten musste. Und dann hingen wir fest.
    Unsichtbare Hände schienen meinen Fuß in der Luft zu halten und zu verhindern, dass ich ihn in Sept-Tours absetzte. Je weiter wir in die Vergangenheit zurückreisten, desto dicker wurden die Stränge rund um meine Füße. Und die Zeit zerrte in knorrigen, gewundenen Ranken an Matthew.
    Schließlich schafften wir es in Matthews Arbeitszimmer. Der Raum sah genauso aus, wie wir ihn verlassen hatten, im Kamin brannte ein Feuer, und auf dem Tisch wartete eine ungeöffnete Flasche Wein.
    Vor Erschöpfung zitternd ließ ich die Bücher und den Stift auf das Sofa fallen.
    »Was ist denn los?«, fragte Matthew.
    »Es war, als würden immer mehr Schichten von Vergangenheit aufeinanderstoßen, bis es fast unmöglich war, sie zu durchdringen. Ich hatte Angst, dass du mich loslassen könntest.«

    »Für mich war es nicht anders als sonst«, sagte Matthew. »Es hat ein bisschen länger gedauert, aber das habe ich bei diesem zeitlichen und räumlichen Abstand erwartet.«
    Er schenkte uns beiden Wein ein, dann besprachen wir, ob wir nach unten gehen sollten oder nicht. Schließlich siegte unser Bedürfnis, Ysabeau und Marthe wiederzusehen. Matthew fiel noch ein, dass ich meinen blauen Pullover getragen hatte. Weil

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