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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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erkennen.«
    »Und ich sage dir noch einmal, Emily Mather, das ist Unfug. Vampire beschützen keine Hexen.« Sarah klang schneidend und fest überzeugt.
    »Der hier schon«, sagte ich.
    »Was?«, riefen Em und Sarah entrüstet.
    »Seit Tagen schon.« Weil ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte, kaute ich erst kurz auf meiner Unterlippe und stürzte mich dann einfach kopfüber in die Geschichte. »In der Bibliothek ist etwas passiert. Ich habe ein Manuskript bestellt, das verhext war.«
    Es blieb still.
    »Ein verhextes Buch.« Sarahs Stimme wurde vor Neugier ganz dünn. »War es ein Zauberbuch?« Sie war Expertin für Zauberbücher, und ihr wertvollster Besitz war ein alter Band voller Zaubersprüche, der in unserer Familie von Generation zu Generation weitervererbt worden war.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Ich konnte nur ein paar alchemistische Illustrationen erkennen.«
    »Was noch?« Meine Tante wusste, dass das Sichtbare nur ein fahler Abklatsch war, wenn es um verhexte Bücher ging.
    »Jemand hat den Text des Manuskriptes mit einem Bann belegt. Ich habe schwache Textspuren erkennen können  – und zwar mehrere Schichten  –, die sich unter der Oberfläche bewegten.«
    In New York setzte Sarah mit einem lauten Klirren ihre Kaffeetasse ab. »War das bevor oder nachdem Matthew Clairmont auftauchte?«
    »Davor«, flüsterte ich.

    »Und du hast es nicht für nötig gehalten, das zu erwähnen, als du uns erzählt hast, dass du dich mit einem Vampir triffst?« Sarah gab sich keine Mühe, ihren Zorn zu unterdrücken. »Bei der Göttin, Diana, manchmal bist du wirklich unglaublich leichtsinnig. Wie war das Buch verhext? Und erzähl mir nicht, du wüsstest das nicht.«
    »Es roch komisch. Es fühlte sich … falsch an. Anfangs konnte ich es nicht aufschlagen. Ich musste die flache Hand darauflegen.« Ich wendete die Hand in meinem Schoß hin und her, rief mir das Gefühl des Wiedererkennens ins Gedächtnis, das mich damals sofort durchschossen hatte, und erwartete halb, jenes Schimmern zu sehen, das Matthew erwähnt hatte.
    »Und?«, fragte Sarah.
    »Es kitzelte an meiner Hand, dann seufzte es und… entspannte sich. Ich konnte es durch das Leder und das Holz hindurch spüren.«
    »Wie hast du es geschafft, diesen Bann zu brechen? Hast du irgendwas gesagt? Woran hast du gedacht?« Jetzt war Sarahs Neugier entflammt.
    »Das hatte nichts mit Hexerei zu tun, Sarah. Ich wollte mir das Buch für meine Forschungen ansehen und habe die Hand flach auf den Umschlag gelegt. Das war alles.« Ich holte tief Luft. »Als ich es öffnen konnte, machte ich mir ein paar Notizen, klappte es wieder zu und gab es zurück.«
    »Du hast es zurückgegeben ?« Ich hörte ein lautes Klappern, als Sarahs Telefonhörer auf dem Boden aufschlug. Ich verzog das Gesicht und hielt mir den Hörer vom Ohr weg, aber ihre farbenfrohen Flüche waren trotzdem zu hören.
    »Diana?«, hörte ich Ems schwache Stimme. »Bist du noch da?«
    »Ich bin hier«, antwortete ich ergeben.
    »Diana Bishop, wie konntest du nur?« Aus Sarahs Stimme sprach schwerer Tadel. »Wie konntest du ein magisches Objekt zurückgeben, das du nicht wirklich verstehst?«
    Meine Tante hatte mir beigebracht, wie man magische oder verhexte Objekte erkennt  – und wie man damit umgehen muss. Man durfte sie nicht berühren oder bewegen, bis man wusste, wie der Zauber funktionierte.
Zaubersprüche konnten sehr gefährlich sein, und viele waren mit einem Schutzmechanismus versehen.
    »Was hätte ich denn tun sollen, Sarah?« Ich hörte selbst, wie dünn meine Verteidigung klang. »Hätte ich mich weigern sollen, die Bibliothek zu verlassen, bis du es untersuchen konntest? Es war Freitagabend, und ich wollte nach Hause.«
    »Was geschah, als du es zurückgegeben hast?«, fragte Sarah gepresst.
    »Vielleicht schmeckte die Luft ein bisschen komisch«, gab ich zu. »Und irgendwie hatte ich für einen Moment den Eindruck, die Bibliothek würde schrumpfen.«
    »Offenbar wurde durch das Zurückgeben der Spruch wieder in Kraft gesetzt«, erklärte mir Sarah. Sie fluchte schon wieder. »Nur wenige Hexen verstehen es, einen Spruch zu ersinnen, der von selbst wieder in Kraft tritt, nachdem er gebrochen wurde. Du hast es nicht mit einem Amateur zu tun.«
    »Daher also die Energie, die alle nach Oxford gelockt hat.« Plötzlich begriff ich. »Es war nicht das Öffnen des Manuskriptes. Sondern das neuerliche Inkrafttreten des Spruches. Ich bin nicht nur beim Yoga unter anderen Kreaturen,

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