Seelen-Transfer
Bestie drin herumjagte.
Durch das Krachen der Schüsse war Sammy wieder zu sich gekommen. „Meine Beine! Irgendwas hat meine Beine abgerissen!“ Mit kindlicher Verwunderung fügte er hinzu: „Und ich habe es kaum bemerkt. Es war nur ein kurzer, stechender Schmerz wie bei einem Krampf. Aber es hat meine Beine abgerissen!“
„Es wird alles gut werden.“ Mallet fuhr fort, ihn zu verbinden.
„Nein, das wird es nicht. Nicht hier.“ Ein Schauer fuhr durch seinen Körper, als könne man in diesem Dschungel auch frieren. „Ich bin am Ende. Laßt mich hier liegen.“
„Die Tatsache, daß Sie vorübergehend lahmgelegt sind, gibt Ihnen nicht das Recht, Unsinn zu reden“, sagte Mallet rauh. „Also schweigen Sie besser!“
Sammy lächelte dünn. „Sie können mich mit solchen Sprüchen nicht zum Narren halten. Ich weiß genau, daß ich als nächster ins Loch komme.“
„Wir werden Sie tragen“, sagte Mallet. „Das ist mal etwas anderes. Ich habe es satt, Löcher zu graben.“
Da er jetzt das Kommando übernommen hatte, beschloß Mallet, den Fluß an dieser Stelle als eine unüberwindliche Barriere zu betrachten. Wären sie nur zu zweit gewesen, Little Koo und er, hätten sie versuchen können, sich an zwei oder drei gebündelten Ranken hinüberzuschwingen – falls sie die gewünschte Zahl überhaupt so dicht beieinander gefunden hätten.
Aber da auch noch Feeny hinübergebracht werden mußte und dies bei Sammy noch schwieriger sein dürfte, ließen sie es bleiben. Es war leichter, auf den Pfad in Richtung Westen zurückzukehren und eine weitere Abzweigung zu suchen, die vielleicht nach Norden führen würde. Das bedeutete, daß sie eine unbekannte Anzahl von Meilen ihrer so schon scheinbar endlosen Reise hinzuzufügen hatten.
Sie schnitten zwei glatte, feste Stämme zurecht, und Little Koo webte zwischen die beiden eine tragfähige Matte aus Gräsern und Ästen. Die Geschicklichkeit, mit der seine schlanken, langen Finger diese Arbeit verrichteten, war eine wahre Erleichterung für Mallet. Es war offensichtlich, daß Little Koo eine Begabung für diese Art Arbeit besaß, denn er erledigte die Arbeit schnell und genau. Beides wäre für Mallet unmöglich gewesen.
Sammy nahm also auf seiner provisorischen, aber funktionsfähigen Bahre Platz, und nach einer Weile hörte er auch auf, zu protestieren, denn die beiden anderen nahmen keine Notiz davon. Neben sich hatte er seine Machete liegen, wenn es auch unmöglich schien, daß er sie im Notfall je würde einsetzen können. Aber man wollte die Waffe nicht so einfach aufgeben. Außerdem war allein ihr Vorhandensein ein kleiner psychologischer Vorteil für den, der getragen wurde – sie war ein Anzeichen dafür, daß die anderen ihn noch als brauchbaren Bestandteil ihrer Wehrhaftigkeit ansahen. Niemand wußte aber besser als er, wie wenig berechtigt diese Ansicht war. Ein Mensch mit halben Beinen ist wie eine Fliege ohne Flügel, es sei denn, man konnte ihn mit mechanischem Ersatz versorgen, der auf einer einsamen und wilden Welt wie dieser nicht zu haben war.
Aber die schimmernde Klinge lag neben ihm, funkelte und blinzelte ihn an, als wolle sie sagen ‚Du bist schon in Ordnung, Sammy, mein Junge. Ich würde ja nur meine Zeit hier verschwenden, wenn du mich nicht einsetzen könntest. Ich bin die mächtige Verlängerung eines starken rechten Arms, und du hast doch noch deine Arme, nicht wahr, Sammy-Boy?’
So lag er also hilflos auf der Bahre, nahm gelegentlich das beruhigende Glitzern der Machete wahr und beobachtete die Äste und Blätter über ihm. Hin und wieder biß er sich in stummem Schmerz auf die Unterlippe und versuchte, das furchtbare Brennen in seinen Beinen zu ignorieren. Blut verlor er nicht, dafür sorgte die Kunststoff-Versieglung, und auch Bakterien konnten ihn nicht angreifen. Allerdings war es etwas anderes mit den mikroskopischen Lebewesen, die sich im Wasser des gelben Flusses befunden hatten. Sie waren vermutlich sofort in seinen Körper gelangt, als er noch verletzbar gewesen war, und sie waren hinter dem blutstillenden Kunststoff eingeschlossen und kämpften mit seinen weißen Blutkörperchen.
In der zweiten Nacht spürte er das Brennen schon im Hüftansatz. Es war so schlimm, daß er nicht schlafen konnte, wie er jetzt zwischen dem Feuer und der ruhenden Gestalt Little Koos. Ganz in der Nähe drehte Mallet die Runden seiner Wache. Feeny wimmerte in seinen Träumen; er hatte sich auf ihrem Gepäckhaufen breitgemacht. Sammy seufzte,
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