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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Fünfzig-Tonnen-Büffeln in den Weg. stellen, um die Menschen davor zu bewahren, zertrampelt zu werden. Alle hatten sie auf verschiedene Arten Mut gezeigt, instinktiv oder berechnet, je nach ihrem Charakter.
    Und was besaß er, Mallet? Ein Tanzmädchen auf seinem Unterarm und auf seinem breiten Rücken einen Himmel voller Sternschnuppen. Dazu einen Busch Haare auf der Brust, den Körper eines Bullen und die Konstitution, so lange weiterzumarschieren, bis er umfiel.
    Der ganze übrige Rest war Unwissenheit. Seine Kenntnisse im Maschinenbauwesen waren jetzt nichts mehr wert. Er wußte nichts über Chirurgie und nur wenig über den Einsatz von Medikamenten. Ihm gingen Feenys scharfe Ohren und seine überempfindliche Nase ab. Er besaß auch nicht Little Koos geschickte Finger oder seine phlegmatische Mentalität, die die Zukunft einfach so akzeptierte, wie sie kam. Er konnte nicht einmal schwimmen, so wie Sammy. Ja, eigentlich war er in keiner Weise besonders gut.
    Außer, daß er andere Leute auf eine bedrohliche Art und Weise beruhigte. Ja, das sprach sehr für ihn, war ein kleines Kreuz hinter seinem Namen.
    Wie die meisten Menschen, die sich über ihre Fähigkeiten sehr unsicher waren, so unterschätzte auch er die seinen auf absurde Weise. Dabei handelte es sich – bildlich – um ein psychisches Pendel, das sehr oft erst einmal in das andere Extrem ausschlägt, bevor es in einer mittleren Lage zur Ruhe kommt. Für all das hier gab es einen Grund. Tief in seinem Innern – oder kam es von weit, weit her? – rief irgendwo eine Stimme.
    Jetzt kehrte er mit der Nadel in der Hand zurück. „Ich gehe davon aus, daß eine Füllung die größtmögliche Dosis darstellt, und ich hoffe, ich behalte recht. Wollen Sie das Risiko eingehen?“
    „Ja.“ Sammys Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Er warf seine halb aufgerauchte Zigarette fort. „Alles, was dies ein wenig mehr erträglich macht …!“
    „Ich denke, die Oberschenkel eignen sich am besten. Sie liegen dem Problem am nächsten. Soll ich in jeden eine halbe Füllung geben?“
    Sammy war einverstanden. Mallet kniete sich neben ihn, und er verabreichte den Stoff. Niemals zuvor in seinem Leben war er nervöser gewesen, aber seine behaarten Finger gingen fest und doch sanft vor, als er sich mit aller Willenskraft dazu zwang.
    Dann stand er auf. „Fühlen Sie sich besser?“
    „Noch nicht. Wahrscheinlich dauert es ein oder zwei Minuten.“ Sammy lag schweißgebadet auf dem Rücken. Nach kurzer Zeit, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, sagte er: „Es läßt nach. Es wird sehr viel besser.“ Er schloß die Augen. „Danke, Bill.“
    Ein bleiches Licht, das von dem zweiten Mond stammte, fiel durch das Blattwerk auf sein Gesicht und verlieh ihm einen gespenstischen Schimmer. Mallet wartete eine Weile, beugte sich dann über ihn, lauschte auf seinen Atem. Zufrieden, daß er schlief, nahm er seine einsame Wache wieder auf.
    Am späten Vormittag des nächsten Tages, während sie gerade einen flachen Abhang hinauf marschierten, spürte Mallet ein Ziehen an der Bahre und sah sich um. Little Koo war stehengeblieben und setzte sein Ende der Trage langsam auf den Boden. Mallet tat auf seiner Seite dasselbe.
    „Was ist los?“
    „Augen zu, bewegt sich nicht mehr. Wäre beinahe heruntergefallen. Glaube, er ist tot“, sagte Little Koo zweifelnd.
    Feeny näherte sich langsam dem Körper, beschnüffelte ihn und ließ ein schrilles Jaulen vernehmen. Mallet sah kurz hin, fühlte Sammys Puls, lauschte auf seiner Brust. Dann griff er zum Spaten.
    Als er damit fertig war, den kleinen Grabhügel mit dem Spaten durch Klopfen in die gewünschte Form zu bringen, wurde ihm bewußt, daß Little Koo dicht hinter ihm mit einem frisch gezimmerten Holzkreuz stand und darauf wartete, das unvermeidliche „Amen“ zu sagen.
    „Ich weiß nicht, ob er das haben möchte“, sagte Mallet.
    „Nicht haben?“ Little Koo starrte entgeistert auf sein kleines Meisterwerk. Er schien das Gefühl zu haben, in seiner Unwissenheit eine große Geschmacklosigkeit begangen zu haben.
    „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht schon, aber vermutlich nicht. Irgendwie meine ich eher, daß es ihm nicht sehr gefällt.“
    „Hat er das gesagt?“ fragte Little Koo.
    „Still – ich muß eine Minute nachdenken.“
    Mallet quälte sein Gehirn, um die Reste einer fernen Erinnerung hervorzuholen, eine von jenen wertlosen Informationen, die man von Zeit zu Zeit aufnimmt und dabei zugleich davon ausgeht, sie niemals

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