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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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nicht einfach von Opfer zu Opfer springen, wie? Ich muß mich jedesmal neu aufladen, wenn ich einen Wechsel vornehmen möchte. Aber gut, ein Persönlichkeitstausch wird erst einmal reichen. Ich werde hier bleiben und mir das günstigste Opfer aussuchen. Ich kann ja ruhig wählerisch dabei sein; es wäre sinnlos, den nächstbesten Irren zu übernehmen.“
    „Hören Sie, Jensen: Wollen Sie diese gefährliche Sache nicht lieber lassen und …“
    „Schweigen Sie! Ich lasse gar nichts, weil ich mich selbst auch nicht aufgebe. Sie können meinen Körper haben, sehr gern sogar, wenn ich ihn einmal los bin.“ Er sah wieder in die Unterlagen. „Alles, was ich tun muß, ist, meinen Blick auf den glücklichen Zeitgenossen zu konzentrieren, der mich dann beherbergen wird. Sobald ich selbst frei bin, springe ich auf ihn über und werfe ihn aus seinem eigenen Körper hinaus.“ Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er wandte sich an Wane. „Wenn ich ihn hinauswerfe – besteht dann eine Möglichkeit für ihn, meinen Körper zu übernehmen?“
    „Niemals. Nur ein lebendiger Körper kann übernommen werden. Ein Toter ist auf keinen Fall dazu geeignet.“ Wane gab keinen Grund für diesen Sachverhalt an, und Jensen fragte nicht danach.
    Jensens Aufmerksamkeit war jetzt auf eine Ecke der Kreuzung gerichtet. Mit einem Fernglas vor den Augen beobachtete er sein Objekt näher. Seine ganze Haltung strahlte jetzt unterdrückte Erregung aus. Er ließ das Fernglas sinken und rannte zu dem Stuhl, an dem sie den Lebensenergie-Überträger befestigt hatten.
    „Das ist er. Genau der, den ich wollte.“ Er lehnte sich zurück, zeigte seine Zähne. „Stellen Sie den Strom an und passen Sie gut auf!“
    Wane steckte den Stecker in die Dose und legte den Schalter um. Er konnte nichts anderes tun. Der verzweifelte Jensen würde bis zum letzten Augenblick des Experiments bei vollem Bewußtsein und im Besitz aller seiner Kräfte sein, und danach kam jedes Eingreifen zu spät. Ihm blieb nichts anderes, als zu gehorchen – und auf ein Versagen auf Kosten Jensens zu hoffen.
    Mit fast weißem Gesicht betete er innerlich um ein völliges Versagen seines Projektors, als die Maschine jetzt in volle Aktion trat. Kein Licht kam aus dem komplizierten Kopfstück, keine sichtbare Strahlung zeigte an, daß der Apparat funktionierte, aber seine Anzeigen schlugen aus, und Wane wußte, daß seine Ausstrahlung jetzt in die gespannte, wölfische Gestalt überging.
    Regungslos saß Jensen da, starrte aus dem offenen Fenster. Dann wurde sein Blick allmählich zu einem hypnotischen Starren. Eine halbe Minute lang hatte er ein wildes Leuchten in den Augen, während seine Finger nervös zuckten.
    Mit erschütternder Plötzlichkeit wurde sein Gesicht auf einmal ausdruckslos, seine Hände lagen still, sein Mund öffnete sich, und in seinen Augen war kein Leben mehr.
    Wane starrte düster auf den schlaffen Körper auf dem Stuhl. Hoffnung und Angst und Unglauben schossen ihm durch den Kopf, während seine Ohren nicht wahrnahmen, daß der Mann auf der Straße plötzlich in den Zugang zum Haus eingebogen war und die Treppen heraufgekommen und an die Tür gehämmert hatte. Wane brütete immer noch vor sich hin, während Schweinsäuglein schon zur Tür schlurfte und sie mit einem gereizten „Ja?“ öffnete.
    Es folgte eine kurze Unterhaltung an der Tür. Dann näherten sich Schritte diesem Zimmer. Wane fuhr sich mit seinen müden Händen durch das weiße Haar und wußte, daß seine inbrünstigen Gebete nicht erhört worden waren. Seine Maschine hatte funktioniert!
    Bevor er sich zu dem Neuankömmling umwandte, schaltete er sie ab. Die Gestalt, die jetzt durch die Tür kam, war einige Jahre jünger als Jensen, breiter in den Schultern, hatte ein breiteres Kinn, war lockerer in der Haltung. Der Mann trug einen gutgeschnittenen Anzug, einen Hut mit herabhängender Krempe und handgefertigte, teure Schuhe. Er sah aus wie jemand, der es zu was gebracht und niemals etwas vermißt hatte.
    „Wie gefalle ich Ihnen, Opa?“ sagte er dann. Langsam drehte er sich um seine eigene Achse.
    „Sie … Sie sind Jensen?“
    „Jawohl, Sir Henry, das bin ich.“ Geschmeidig ging er hinüber zu dem Stuhl vor der Maschine, sah sich die zusammengesunkene Gestalt darauf an. Der selbstzufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand und wurde von einer Mischung aus Ehrfurcht und Ekel abgelöst. „Mein Gott, es ist furchtbar, wenn man sich selbst mausetot sieht. Das macht mich

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