Seelen-Transfer
schaudern.“
„Sie können niemals mehr zurück.“
„Möchte ich auch gar nicht. Jetzt sehe ich mich mal, wie mich sonst andere sehen. Ich war nicht gerade eine Schönheit. Da konnte man noch viel verbessern, und ich habe mich verbessert. Sehen Sie mich jetzt an!“
„Wie war dieser Wechsel?“ fragte Wane und mußte sich zwingen, zu sprechen.
„Ziemlich übel. Das war eine Sache, die keiner, selbst ich nicht, jemals tun sollte. Ich wurde größer und größer und stärker und stärker. Plötzlich gab es einen Ruck, und ich war außerhalb meiner selbst und in ihm drin. Ja, wirklich in seinem Innersten, ging mit seinen Beinen, sah durch seine Augen, hörte durch seine Ohren und kämpfte um sein Gehirn. Er wehrte sich wie ein Wahnsinniger, bevor ich ihn hinauswerfen konnte.“ Der neue Jensen hatte seine überschwengliche Laune durch seine eigene Erinnerung verloren. „Er verschwand mit einem Schrei wie dem einer sterbenden Katze.“
„Das“, erklärte Wane, „war psychischer Mord. Eines Tages werden Sie sich dafür vor einem höheren Gericht als hier auf Erden verantworten müssen.“ Er starrte auf die schmucke Gestalt, die, fast unglaublicherweise, Jensen war. „Und ich teile Ihre Schuld. Ich bin Mittäter.“
„Kommen Sie mir nicht mit diesem heiligen Quatsch“, maulte Jensen. „Das habe ich schon hinter mir gelassen, als ich noch kurze Hosen trug.“ Noch einmal sah er unangenehm berührt zu dem Körper, den er einst besessen hatte. „Sie meinen, ich kann den niemals mehr übernehmen?“
„Nein. Er ist tot. Sie können keine Leiche übernehmen. Sie können einen lebendigen Körper nur besetzen, wenn der rechtmäßige Besitzer ihn freiwillig räumt oder nachdem Sie ihn verdrängt haben. Das ist, als wenn man in einem schnellen Wagen während der Fahrt den Fahrer wechselt – das ist sehr riskant, aber man kann es machen, solange mindestens eine Hand ständig das Steuer festhält. Es muß die ständige Kontrolle entweder des einen oder des anderen da sein.“
„Ja, genau so war es. Er wehrte sich noch eine Weile, bevor ich ihn hinauswarf; der Wagen schlingerte ein wenig, wie?“ Jetzt beschäftigte ihn ein neuer Gedanke. „Wohin ist er eigentlich verschwunden?“
„Die ganze Welt würde gern die Antwort auf diese Frage wissen. Das würde das Rätsel des Lebens lösen.“
„Schon gut. Ich denke, Sie können nicht alles wissen.“ Jensen zog eine teure Taschenuhr aus seiner Tasche und besah sie bewundern. „Eine Fünfzig-Dollar-Zwiebel. Und in seiner Brieftasche steckt ein Bündel Scheine. In meiner Brieftasche. Ich habe doch allerhand erreicht, nicht wahr?“
Wane schwieg dazu.
„Nun an die Arbeit“, fuhr Jensen fort. „Ich werde meine Leiche so ablegen, daß die Bullen sie finden und in ein Freudengeheul ausbrechen. Die Leiche wird sogar Beweise für den Mord an dem Dicken bei sich haben, und das ist direkt zum Lachen. Verdammt, wer hätte gedacht, daß ich mein neues Leben damit beginne, den Bullen einen Gefallen zu tun?“ Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Wane. „Ich werde Ihre Erfindung und Ihre Unterlagen behalten. Sie werden freigelassen, wenn ich endgültig unterwegs bin, wohin auch immer.“
„Soll das heißen, daß Sie mich freilassen werden?“
„Allerdings – und warum nicht? Schließlich bin ich jetzt eine andere Persönlichkeit, oder? Sie können sich den Mund fusselig reden, wenn Sie wollen. Mal sehen, ob man Ihnen glaubt.“ Er lachte laut und selbstzufrieden. „Selbst wenn Sie den anderen die ganze Geschichte erzählen und sie zwingen, Ihnen zu glauben, was wird ihnen das nützen? Wo wollen Sie anfangen zu suchen? Beschreiben Sie mich ruhig als der, der ich jetzt bin. Nehmen Sie ein Bild von mir und zeigen Sie es herum. Meinetwegen können Sie auch meine Fingerabdrücke haben – wie will man mich festnageln? Keiner wird wissen, wer ich morgen oder Sonntag nächste Woche sein werde.“
„Aber Sie sagten, Sie würden den Projektor vernichten?“
„Wer, ich? Ich soll die goldene Gans töten? So verrückt bin ich nicht!“ Jensen knöpfte sein Jackett auf und lief im Zimmer herum, wobei er sorgfältig vermied, auf seine eigene Leiche zu schauen. „Ich kann gehen, wohin ich will, tun, was ich möchte, kann mich von unzähligen Zeugen identifizieren lassen, und doch braucht es mich nicht zu kümmern. Bevor die Plattfüße aufwachen und losmarschieren, bin ich jemand anderer.“ Vor Vergnügen schlug er sich auf den Schenkel und fuhr fort: „Mein Gott,
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