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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Augen waren rotgerändert.
    „Teufel!“ dachte Fander, der nicht in der Lage war, das unbekannte Wort zu wiederholen. Er fragte sich, was es bedeuten mochte. Mit seinem Signal-Tentakel versuchte er etwas Beruhigendes zu vermitteln, aber der Versuch brachte nichts ein. Sein Gegenüber sah dem sich windenden Glied halb mit Angst, halb mit Ekel zu und verstand absolut nichts. Fander ließ seinen Tentakel am Boden langsam auf den Fremden zugleiten, hoffend, durch direkten Kontakt eine Verständigung herbeiführen zu können, aber der andere zog sich vor ihm wie vor einer angreifenden Schlange zurück.
    „Geduld“, mahnte Fander sich selbst. „Das Unmögliche dauert etwas länger.“
    In regelmäßigen Abständen zeigte er sich und brachte Nahrung und Wasser. Des Nachts schlief er unterschiedlich gut draußen im feuchten Gras unter dunklen Wolken, während sein Gefangener als sein Gast die Bequemlichkeit eines Bettes genießen konnte, in einer warmen Höhle, geschützt durch einen Energieschirm.
    Dann kam die Zeit, als Fander eine ganz unpoetische Klugheit an den Tag legte, indem er anhand des Magens des anderen die Situation einzuschätzen begann. Als er am achten Tag feststellte, daß seine Nahrung regelmäßig angenommen wurde, setzte er sich selbst an den Rand der Höhle und nahm etwas davon zu sich. Der Fremde konnte ihn deutlich sehen, ließ sich aber durch seinen Anblick nicht den Appetit verderben. In dieser Nacht schlief er im Innern der Höhle, allerdings so weit von dem Jungen entfernt, wie möglich. Es kam keine unangenehme Reaktion. Der Junge blieb lange auf und beobachtete ihn, aber dann fiel er doch für einige Stunden in Schlaf.
    Ein neuerlicher Versuch, durch Zeichensprache mit ihm in Kontakt zu kommen, erbrachte keinerlei Ergebnisse. Immer noch weigerte sich der andere, seinen angebotenen Tentakel anzurühren. Fanders Annäherungsversuche wurden immer noch abgelehnt, wenn auch mit weniger Ekel. Nach und nach wurde das Äußere des Marsianers dem Jungen vertraut.
    In der Mitte des nächsten Tages endlich konnte Fander den Erfolg seiner Bemühungen genießen. Immer wieder hatte der Junge kurze Anfälle einer Krankheit gezeigt, während der er auf seinem Bauch gelegen, am ganzen Körper gezittert und leise Klagelaute ausgestoßen hatte. In solchen Augenblicken fühlte sich der Marsianer seltsam hilflos. Beim nächsten Anfall dieser Art nutzte er die Gelegenheit, als die Aufmerksamkeit des anderen abgelenkt war, glitt nahe an sein Bett heran und konnte sich eine Kiste von dort greifen.
    Aus der Kiste holte er eine Elektroharfe heraus, steckte ihre Kontakte zusammen, schaltete sie ein und strich mit feinfühliger Hingabe über ihre Saiten. Langsam begann er zu singen, sang in seinem Innern begleitend zu der Harfenmusik, denn er besaß keine Stimme, mit der er laut singen konnte. Nur die Harfe erzeugte deutlich hörbare Geräusche.
    Der Junge hörte auf zu zittern und richtete all seine Aufmerksamkeit auf das geschickte Spiel der Tentakel und die Musik, die sie erzeugten. Und als er der Meinung war, daß er das Interesse seines Zuhörers ganz gewonnen hatte, ließ Fander das Instrument sachte ausklingen und hielt es ihm hin. Der Junge zeigte Interesse und Abneigung zugleich. Sorgsam darauf bedacht, nicht einen Zoll näher an ihn heranzukommen, hielt Fander ihm das Instrument auf volle Tentakellänge hin. Der Junge mußte vier Schritte machen, um es zu erlangen. Er machte sie.
    Das war der Beginn. Jetzt spielten sie jeden Tag zusammen und manchmal auch noch ein wenig in die Nacht hinein, während die Distanz zwischen ihnen unmerklich kleiner wurde.
    Schließlich saßen sie nebeneinander, und obwohl der Junge noch nicht gelernt hatte, zu lachen, zeigte er doch keine Abneigung mehr. Inzwischen konnte er eine einfache Melodie auf dem Instrument spielen und war auf eine stille, bescheidene Art zufrieden mit seinen Fähigkeiten.
    Eines Abends, während es sehr schnell dunkel wurde und die Tiere, die den Mond anheulten, bereits jaulten, bot Fander zum hundertsten Mal seine Tentakelspitze an. Diese Geste war immer unverwechselbar gleich gewesen, selbst wenn ihre Motive nicht erkennbar waren, und trotzdem war sie beständig abgelehnt worden. Jetzt aber schlossen sich fünf Finger in dem schüchternen Wunsch, zu Gefallen zu sein, vorsichtig um sie.
    Mit einem intensiven Stoßgebet, daß menschliche Nerven genauso funktionieren mochten wie marsia-nische, ließ Fander seine Gedanken intensiv und schnell

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