Seelen-Transfer
getroffen hatte. Trotzdem hatte das einen weiteren Schritt voran in ihrer Beziehung gebracht: Speedy wollte, daß er seine offene Meinung sagte.
Nach bereits fünfzehn Minuten hatten sie Glück. Nach einer halben Meile südlich der Lichtung schrie Speedy plötzlich laut auf und deutete nach unten. Eine kleine, blonde Gestalt stand dort auf dem Hang eines flachen Hügels und sah zu dem Wunderding am Himmel herauf. Eine zweite kleine Gestalt mit roten Haaren saß etwas weiter unten am Hang und schaute ebenfalls herauf. Beide erwachten aus ihrer Starre und wandten sich zur Flucht, als der Schlitten wendete, leicht nach vorn kippte und auf sie zuglitt.
Fander ignorierte die aufgeregten Rufe hinter sich und das wilde Zerren an seinem Sicherheitsgurt, stürzte sich hinab und ergriff erst einen, dann einen zweiten der Fremden unter sich. Die doppelte Last in seinen Fangarmen machte es nicht leichter, den Schlitten zu steuern und wieder an Höhe zu gewinnen. Hätten sich seine Opfer gewehrt, so hätte er das Fahrzeug nicht mehr steuern können. Aber sie kämpften nicht. Nach einem lauten Aufschrei schlossen auch sie ihre Augen und hingen reglos in seinen Armen.
Der Schlitten stieg hinauf und glitt etwa eine Meile in fünfhundert Fuß Höhe dahin. Fander, der seine Aufmerksamkeit auf seine neuen Opfer, die Kontrollen und auf den Horizont richten mußte, erschrak, als plötzlich ein lautes Rattern ertönte und irgend etwas Unbekanntes gegen die Unterseite seines Schlittens prasselte. Das gesamte Fahrzeug erzitterte, ein Stück Metall platzte von ihm ab, und mit einem bösen Jaulen pfiff etwas Unsichtbares nach allen Seiten davon.
„Old Greypate“, jammerte Speedy, der sich im Fahrzeug hin und her warf, sich aber vom Rand fernhielt. „Er schießt auf uns!“
Die gesprochenen Worte hatten für den Marsianer keine Bedeutung, und im Augenblick hatte er keines seiner Glieder für einen Kontakt frei, den sein Passagier wohl in der Aufregung vergessen hatte. Entschlossen hielt er den Schlitten in der Balance, beschleunigte ihn mit höchster Kraft. Welcher Schaden auch immer an ihm entstanden sein mochte, er beeinträchtigte nicht die Manövrierfähigkeit. Während er jetzt dahinraste, wehte das goldene und das rote Haar seiner neuen Begleiter im Wind. Da er erregt war, fiel die Landung vor der Höhle etwas hart aus – der Schlitten schlug ein paarmal auf und rutschte vierzig Fuß weit durchs Gras.
Jetzt alles der Reihe nach: Zuerst brachte er die beiden bewußtlosen Menschen in die Höhle und bettete sie weich auf seinem Lager, dann inspizierte er den Schlitten. An seiner Unterseite fanden sich etwa ein halbes Dutzend kleine Beulen, während er an der einen Seite zwei leuchtende Schrammen erhalten hatte. Fander nahm Kontakt mit Speedy auf.
„Was hattest du mir sagen wollen?“
„Old Greypate hat auf uns geschossen.“
Dann übermittelte der Junge ihm ein erstaunlich deutliches Gedankenbild von einem großen, weißhaarigen alten Mann mit einem ernsten Gesicht und einer röhrenförmigen Waffe an der Schulter, die Feuer nach oben spuckte. Ein weißhaariger alter Mann – ein Erwachsener!
„Wie steht dieser Alte zu dir?“ fragte er.
„Nicht sehr gut. Er lebt in den Unterkünften in unserer Nähe.“
Dann kam das Bild einer langen, staubigen Betonhöhle, die an vielen Stellen zerstört war und an deren Decke sich noch Spuren von elektrischen Leitungen aus längst vergangenen Zeiten erkennen ließen. Hier lebte der alte Mann wie ein Einsiedler an einem Ende, während die Kinder am anderen ihre Unterkunft hatten. Der Alte war als mürrisch und still bekannt; er hielt sich von den Kindern fern, sprach selten mit ihnen, reagierte aber sehr schnell, wenn er sie für bedroht hielt. Er hatte Gewehre – einmal hatte er eine ganze Anzahl wilder Hunde niedergemacht, die zwei Kinder zerrissen hatten.
„Andere Menschen aus der Umgebung verließen uns, weil Old Greypate da war und Waffen hatte“, informierte Speedy ihn.
„Aber warum tut er sich nicht mit den Kindern zusammen? Mag er sie nicht?“
„Ich weiß es nicht.“ Er sann einen Augenblick nach. „Einmal erzählte er uns, daß alte Menschen sehr krank werden können und dann die jungen anstecken. Dann würden wir alle sterben. Vielleicht hat er Angst, uns sterben zu lassen.“ Speedy war sich da aber nicht sehr sicher.
Also ging hier eine gefürchtete ansteckende Krankheit um, der besonders Erwachsene zum Opfer fielen. Ohne zu zögern, setzten sie daher ihre Kinder
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