Seelen-Transfer
Kehle den Mond an jaulte, war ein Geräusch zu vernehmen gewesen.
Am Morgen wusch er sich, aß etwas, bestieg den Schlitten und untersuchte die Reste einer kleinen Stadt. Dort fand er nur wenig, was seine Neugier befriedigen konnte. Außer formlosen Schutthaufen auf nur noch schwach erkennbaren Rechtecken war nichts zu sehen. Dies waren die toten Reste einer längst vergangenen Siedlung, die zunehmend schneller dem Erdboden gleich wurde und dem Vergessen anheimfiel. Ein Blick aus fünfhundert Fuß Höhe verhalf ihm nur zu der Erkenntnis, daß die Bewohner damals sehr genau und geschickt die Anlage ihrer Unterkünfte geplant hatten.
Aber Genauigkeit ist an sich noch keine Schönheit. Er kehrte zur Spitze seines Hügels zurück und suchte Trost bei dem Gegenstand, der Schönheit besaß.
Er setzte seine Erkundungen fort, nicht so systematisch, wie Skhiva sie durchgeführt hätte, aber doch in Übereinstimmung mit seinen wechselnden Launen. Sehr oft entdeckte er Tiere, allein oder in Gruppen, von denen keine den ihm bekannten Formen auf dem Mars ähnelten. Manche stoben wild auseinander, wenn er sich ihnen mit seinem Gleiter näherte, andere wieder verschwanden in Löchern und zeigten dabei, bevor sie unsichtbar wurden, einen kurzen, weiß aufblitzenden Schwanz. Wieder andere, mit vier Beinen versehen, jagten in Gruppen und kläfften ihn mit ihren schmalen Schnauzen, in denen er scharfe Zähne sehen konnte, bedrohlich an.
Am siebzigsten Tag entdeckte er eine Anzahl von bisher ihm unbekannten Wesen auf einer Lichtung im Norden, die in einer Reihe hintereinander dahinzogen. Auf den ersten Blick erkannte er sie, erkannte er sie so genau, daß seine Augen ihm große Erregung ins Gehirn meldeten. Sie waren zerlumpt und verschmutzt und verkrüppelt, aber das Ding voller Schönheit hatte ihm verraten, wer sie waren.
Dicht über dem Boden beschrieb er mit seinem Fahrzeug einen weiten Bogen, der ihn an das ferne Ende der Lichtung brachte. Jetzt konnte er sie besser sehen, erkannte selbst das dreckverschmierte Rosa ihrer dünnen Beine. Lautlos flog er von rückwärts an sie heran, während sie aufmerksam und gespannt dahinmarschierten.
Das letzte Mitglied der Gruppe hielt ihn im letzten Augenblick zum Narren. Fander lehnte auf einer Seite aus seinem Schlitten heraus und wollte versuchen, mit ausgestreckten Tentakeln das Wesen mit den dienten hellen Haaren zu greifen, aber als Folge irgend eines sechsten Sinnes ließ sich das potentielle Opfer im letzten Augenblick fallen. Fanders Griff ging ein paar Fuß daneben, und ein Blick aus ängstlichen grauen Augen folgte ihm für Sekundenbruchteile, bevor er dann mit dem zweitletzten Wesen mehr Glück hatte.
Dieses war dunkelhaarig, ein wenig größer und kräftiger gebaut. Es kämpfte wild gegen die Gliedmaßen, die es festhielten, während der Schlitten an Höhe gewann. Plötzlich wurde es sich der seltsamen Natur seiner Fesseln bewußt, drehte sich um und sah Fander direkt an. Die Folge kam unterwartet: Alle Farbe verschwand aus dem Gesicht des Wesens, es schloß seine Augen, und der Körper wurde schlaff.
In diesem Zustand befand sich der Körper immer noch, als er in die Höhle getragen wurde. Allerdings schlug sein Herz immer noch regelmäßig, die Lungen arbeiteten ruhig. Vorsichtig legte Fander das Wesen auf sein weiches Bett und zog sich zum Eingang der Höhle zurück, um zu warten, bis es das Bewußtsein wiedererlangte. Schließlich zitterte es, setzte sich auf, sah sich verwirrt um. Sein Blick ging langsam herum, registrierte die Umgebung genau. Dann entdeckte der Fremde Fander im Gegenlicht des Höhleneingangs. Er riß seine Augen weit auf und wich an die hinterste Wand der Höhle zurück, als wolle er sie durchdringen. Dabei stieß er die ganze Zeit hohe, unangenehme Laute aus, daß Fander es schließlich nicht mehr ertragen konnte und die Höhle verließ und sich außerhalb im kalten Wind niederließ, bis die Geräusche erstarben.
Zwei Stunden später näherte er sich vorsichtig wieder der Höhle, um Nahrung anzubieten, aber die Reaktion kam so prompt und herzzerreißend, daß er seine Nahrungsmittel fallen ließ und sich schnell versteckte, so, als habe er etwas zu befürchten. Die Nahrung wurde zwei Tage lang nicht angerührt, am dritten endlich wurde ein kleiner Teil davon gegessen. Fander wagte sich wieder in die Höhle.
Obwohl der Marsianer ihm nicht zu nahe kam, zog der Junge sich so weit wie möglich zurück und murmelte ständig: „Teufel, Teufel!“ Seine
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