Seelen-Transfer
den er auf der Erdoberfläche geparkt hatte, und sah den drei Kindern nach, wie sie Hand in Hand auf die versteckten Unterkünfte zugingen. Ganz offensichtlich war Speedy der Anführer der Gruppe – er trieb die beiden anderen lautstark an wie jemand, der schon viel herumgekommen war und der sich jetzt als welterfahren betrachtete. Trotzdem drehten sich die Mädchen immer wieder um und winkten dem dürren Ding mit den Bienenaugen zu, das sie soeben verlassen hatten. Und pflichtschuldig winkte Fander zurück, wobei er stets ein Signal-Tentakel benutze, weil ihm noch nicht aufgegangen war, daß es auch jeder andere Tentakel getan hätte.
Hinter einer Bodenerhebung verschwanden sie dann aus seinem Blickfeld. Fanders Blick ging in seine Umgebung und hinauf zum Himmel, an dem dunkle Wolken einen bevorstehenden Regen ankündigten. Der Boden unter seinem Fahrzeug war bis zum Horizont grau-grün. Nirgends wurden diese düsteren Farben etwa durch einen helleren Tupfer Weiß, Gold oder Rot unterbrochen, wie man sie auf den Wiesen des Mars vorfand. Hier herrschte ewiges Grau-grün; der einzige farbige Fleck war der blauschimmernde Marsianer selbst.
Nach kurzer Zeit schon zeigte sich im Gras in seiner Nähe ein vierfüßiges Tier, das seinen Kopf plötzlich hob und ihn anheulte. Dieses Geräusch war unangenehm durchdringend und es rollte langsam über das Gras und verstummte in der Ferne. Andere Tiere dieser Art wurden angelockt – zwei, zehn, zwanzig. Ihr Mut stieg mit ihrer zunehmenden Zahl, bis sie ein ganzes Rudel bildeten und sich gegenseitig durch Bellen. und Jaulen Mut machten. Knurrend zeigten sie ihre Zähne, schoben sich langsam näher an Fander heran. Plötzlich schien ein nicht heraushörbares Gruppenkommando ergangen zu sein, und wie ein Tier sprangen sie alle zugleich auf Fander zu, wobei sie siegesgewiß kläfften. Ihr Vorgehen schien von etwas bestimmt zu sein, was an tierischen Wahnsinn grenzte.
So abstoßend dieses Bild auch sein mochte – wilde Tiere gierten nach Fleisch –, Fander ließ sich nicht erschrecken. Er tippte kurz an den Starthebel seines Fahrzeugs, die Gleitgitter drehten sich lautlos, der Schlitten machte einen leichten Sprung zurück. So plötzlich und ruhig, wie das vonstatten gegangen war, erregte es die wilde Hundemeute fast bis zur Raserei. Sich beinahe überschlagend, rasten sie hinter dem Gleiter her, sprangen in die Luft, stürzten ineinander und bissen sich vor Wut gegenseitig. Sie veranstalten einen Höllenlärm. Der Geruch von trockenem Fell und tierischem Schweiß stieg hinauf zu Fander.
Angewidert ließ Fander die Tiere unter sich toben. Sie rasten in kleinen Kreisen herum und bellten ihn in hilfloser Wut an. Dies ging eine Weile so weiter und hörte erst auf, als aus Richtung der Unterkünfte ein extrem schnelles Knattern zu hören war. Acht Hunde stürzten tot zu Boden, zehn oder mehr kläfften schmerzerfüllt auf und versuchten, zum Teil auf drei Beinen, davonzukommen. Wer noch nicht verletzt war, rannte fort und suchte Deckung, um sich später in aller Ruhe über die verletzten Artgenossen hermachen zu können. Fander ging mit seinem Fahrzeug wieder ein Stück herunter.
Auf dem kleinen Hügel standen Speedy und Greypate. Letzterer legte sein Gewehr zurück in seine Armbeuge, rieb sich nachdenklich das Kinn und ging langsam weiter.
Fünf Yards von dem Marsianer entfernt rieb der alte Erdenbewohner seine Kinnstoppeln erneut und sagte: „Scheint mir nicht normal zu sein. Ich würde das als einen Alptraum bezeichnen.“
„Es hat keinen Sinn, ihn anzusprechen“, riet Speedy ihm. „Sie müssen eines seiner Enden anfassen, wie ich es sagte.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Greypate brachte das Kind mit einer Geste zum Schweigen. „Alles zu seiner Zeit. Ich werde ihn anfassen, wenn es soweit ist.“ Mit grauen, scharfen Augen stand er einfach da und musterte Fander genau. Ein oder zweimal murmelte er etwas Unverständliches und sagte dann schließlich: „Also gut, hier bitte.“ Er bot eine Hand an.
Fander legte eine Tentakelspitze hinein.
„Er ist kalt“, kommentierte Greypate, während er seine Finger schloß. „Kälter als eine Schlange.“
„Er ist keine Schlange“, widersprach Speedy eifrig.
„Sei still – das habe ich ja auch nicht gesagt.“
„Er fühlt sich auch nicht wie eine an“, beharrte Speedy, der in seinem ganzen Leben noch keine Schlange angefaßt hatte und dies auch nicht wollte.
Fander übertrug einen Gedanken. „Ich komme vom vierten
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