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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Aber …« Ich bot meine ganze Kraft auf, kämpfte wieder gegen eine undurchdringliche Mauer. »Ich glaube … Ich bin nicht sicher … Ich glaube, sie hat eine Nachricht hinterlassen … irgendwo.«
    »Sie hat also damit gerechnet, dass jemand nach ihr suchen würde?«, fragte die Sucherin erfreut.
    »Ja. Man wird sie … vermissen. Wenn sie nicht zu einem Treffen erscheint mit …« Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte jetzt wirklich. Die Mauer war schwarz und ich konnte nicht erkennen, wie dick sie war. Ich schlug dagegen, Schweißperlen traten mir auf die Stirn. Die Sucherin und der Heiler gaben keinen Laut von sich, damit ich mich konzentrieren konnte.
    Ich versuchte an etwas anderes zu denken - an die lauten, für mich ungewohnten Geräusche, die der Motor des Autos gemacht hatte, an den aufregenden Adrenalinstoß jedes Mal, wenn die Scheinwerfer eines anderen Fahrzeugs auf der Straße vorbeigesaust waren. Diese Bruchstücke hatte ich bereits aufgedeckt; an diesen Stellen hielt mich nichts zurück. Ich ließ mich von der Erinnerung weitertreiben, ließ sie die kalte Wanderung durch die Stadt im Schutz der nächtlichen Dunkelheit durchlaufen, ließ sie ihren Weg zu dem Gebäude finden, in dem sie mich aufgespürt hatten.
    Nicht mich, sie . Mein Körper schauderte.
    »Übertreiben Sie’s nicht …«, hob der Heiler an.
    Die Sucherin brachte ihn mit einem »Psst« zum Schweigen.
    Ich ließ meine Gedanken beim Entsetzen über die Entdeckung verweilen, beim unbändigen Hass auf die Sucher, der fast alles andere überlagerte. Der Hass war schlimm, er schmerzte. Ich konnte das Gefühl kaum ertragen. Aber ich ließ ihm seinen Lauf, in der Hoffnung, er würde sie ablenken, ihre Abwehr schwächen.
    Ich sah genau hin, als sie versuchte, die Erinnerung vor mir zu verbergen, und dann merkte ich, dass es ihr nicht gelang. Eine Nachricht, mit einem zerbrochenen Bleistift auf einen Fetzen Papier gekritzelt. Hastig unter einer Tür durchgeschoben. Nicht irgendeine Tür.
    »Der gesuchte Ort ist die fünfte Tür auf dem fünften Flur im fünften Stock. Dort befindet sich ihre Mitteilung.«
    Die Sucherin hielt ein kleines Telefon in der Hand; sie murmelte eilig etwas hinein.
    »Das Gebäude sollte eigentlich sicher sein«, fuhr ich fort. »Sie wussten, dass es baufällig war. Sie weiß nicht, wie es kam, dass sie entdeckt wurde. Haben sie Sharon gefunden?«
    Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter.
    Die Frage kam nicht von mir.
    Es war nicht meine Frage, aber sie kam mir so natürlich über die Lippen, als wäre sie es. Die Sucherin bemerkte nichts Ungewöhnliches.
    »Die Cousine? Nein, sie haben sonst keinen Menschen gefunden«, antwortete sie und mein Körper entspannte sich. »Der Wirt wurde beim Betreten des Gebäudes gesehen. Da allgemein bekannt war, dass das Gebäude baufällig ist, machte sich der Bürger, der ihn beobachtet hatte, Sorgen. Er hat uns angerufen und wir haben das Gebäude beschattet, um zu sehen, ob wir vielleicht mehr als einen zu fassen bekamen, und als das unwahrscheinlich erschien, sind wir reingegangen. Können Sie den Treffpunkt finden?«
    Ich versuchte es.
    So viele Erinnerungen, alle so farbenfroh und deutlich. Ich sah hundert Orte, an denen ich nie gewesen war, hörte ihre Namen zum ersten Mal. Ein Haus in Los Angeles, gesäumt von hohen, belaubten Bäumen. Eine Wiese in einem Wald mit einem Zelt und einem Lagerfeuer - außerhalb von Winslow, Arizona. Ein einsamer Steinstrand in Mexiko. Eine Höhle, deren Eingang von strömendem Regen abgeschirmt wurde, irgendwo in Oregon. Zelte, Hütten, primitive Verstecke. Je mehr Zeit verstrich, desto undeutlicher wurden die Ortsnamen. Sie wusste nicht, wo sie war, und es interessierte sie auch nicht.
    Mein Name war jetzt Wanderer, aber zu ihren Erinnerungen passte er genauso gut wie zu meinen eigenen. Außer dass ich freiwillig auf Wanderschaft war. All ihren aufblitzenden Erinnerungssplittern haftete dagegen immer eine Spur von Angst an - der Angst einer Gejagten. Das war keine Wanderung, sondern eine Flucht.
    Ich versuchte, kein Mitleid zu empfinden. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, die Erinnerung zu steuern. Ich musste nicht sehen, wo sie gewesen war, sondern nur, wo sie hinwollte. Ich durchsuchte die Bilder, die mit dem Wort Chicago verbunden waren, aber keins von ihnen schien mehr zu sein als ein zufälliger Schnappschuss. Ich vergrößerte mein Netz. Was befand sich außerhalb von Chicago? Kälte, dachte ich. Es war kalt und das war ein

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