Seelen
war nicht mehr als ein Flüstern.
Wes übertönte Walters Worte. »Ich komme mit dir, Ian. Sie sind zu sechst.«
»Nein«, brachte ich schließlich hervor. »Nein. Das ist nicht richtig. Ihr dürft euch nicht gegenseitig bekämpfen. Ihr gehört alle hierher. Ihr gehört zusammen. Kein Kampf, nicht meinetwegen.«
Ich befreite mich aus Jamies Umarmung und hielt seine Handgelenke fest, als er versuchte, mich davon abzuhalten.
»Ich brauche einen Moment für mich«, erklärte ich ihm, ohne all die Blicke zu beachten, die ich auf meinem Gesicht spürte. »Ich muss einen Moment allein sein.« Ich drehte meinen Kopf und suchte Jebs Blick. »Und ihr solltet die Möglichkeit haben, das hier zu besprechen, ohne dass ich zuhöre. Es ist nicht fair, im Angesicht des Feindes über Strategien beratschlagen zu müssen.«
»Jetzt sei doch nicht so«, sagte Jeb.
»Gib mir Zeit zum Nachdenken, Jeb.«
Ich entfernte mich von Jamie und ließ seine Hände los. Gleichzeitig spürte ich eine Berührung auf meiner Schulter und zuckte zusammen.
Es war nur Ian. »Es ist keine gute Idee, alleine da draußen herumzulaufen.«
Ich beugte mich zu ihm und versuchte so leise zu sprechen, dass Jamie mich nicht verstehen konnte. »Warum das Unvermeidliche rauszögern? Wird es leichter oder schwerer für ihn?«
Ich glaubte die Antwort auf meine letzte Frage zu kennen. Schnell duckte ich mich unter Ians Hand weg und rannte los, auf den Ausgang zu.
»Wanda!«, rief Jamie mir hinterher.
Irgendjemand sagte ihm, er solle still sein. Ich hörte keine Schritte hinter mir. Sie mussten eingesehen haben, dass es besser war, mich gehen zu lassen.
Der Gang war dunkel und verlassen. Wenn ich Glück hatte, konnte ich in der Dunkelheit unbemerkt an der Wand der großen Gartenhöhle entlangschleichen.
Während meiner ganzen Zeit hier hatte ich den Ausgang nicht gefunden. Es kam mir so vor, als hätte ich jeden einzelnen Tunnel unzählige Male durchquert, und ich hatte auch nie eine Öffnung gesehen, die ich auf der Suche nach irgendetwas nicht schon erforscht hatte. Darüber dachte ich jetzt nach, als ich durch die düstersten Ecken der großen Höhle schlich. Wo war bloß der Ausgang? Und auch über etwas anderes dachte ich nach: Wenn ich es herausfand, wäre ich imstande wegzugehen?
Mir fiel nichts ein, wofür ich gerne hier weggegangen wäre - ganz bestimmt nicht die Wüste, die draußen wartete, aber genauso wenig die Sucherin, der Heiler, meine Helferin und auch nicht mein früheres Leben, das so wenig Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Alles, was mir wirklich etwas bedeutete, war hier bei mir Jamie. Und, obwohl er mich umbringen würde, Jared. Ich konnte mir nicht vorstellen, die beiden zu verlassen.
Und Jeb. Ian. Ich hatte jetzt Freunde. Doc, Trudy, Lily, Wes, Walter, Heath. Seltsame Menschen, die darüber hinwegsehen konnten, was ich war, und etwas in mir erblickten, was sie nicht umbringen mussten. Vielleicht war es bloß Neugier; trotzdem waren sie bereit, sich an meiner Seite dem Rest ihrer verschworenen Gemeinschaft von Überlebenden entgegenzustellen. Verwundert schüttelte ich den Kopf, während ich mit den Händen über den rauen Fels strich.
Ich konnte andere in der Höhle hören, am entgegengesetzten Ende. Ich hielt nicht an; hier konnten sie mich nicht sehen und ich hatte bereits den Spalt gefunden, nach dem ich suchte.
Es gab eigentlich nur einen Ort, wo ich hingehen konnte. Selbst wenn ich irgendwo den Weg nach draußen entdeckt hätte, wäre ich trotzdem dort hingegangen. Ich kroch in die schwärzeste Dunkelheit, die man sich vorstellen konnte, und eilte weiter.
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U nentschlossen
I ch tastete mich zurück zu meinem Zellenloch.
Es war Wochen her, seit ich durch diesen Gang gegangen war; seit dem Morgen, an dem Jared aufgebrochen und Jeb mich freigelassen hatte, war ich nicht mehr hier gewesen. Es kam mir so vor, als sei dies der Ort, an den ich gehörte, solange ich lebte und Jared in den Höhlen war.
Diesmal leuchtete mir kein gedämpftes Licht entgegen. Ich war ziemlich sicher, mich jetzt im letzten Abschnitt zu befinden - die Kurven und Biegungen kamen mir noch immer vage vertraut vor. Ich strich mit meiner linken Hand so weit unten wie möglich an der Wand entlang und suchte nach der Öffnung, während ich weiterging. Ich hatte nicht unbedingt vor, wieder in das enge Loch zu kriechen, aber zumindest hätte ich in ihm einen Bezugspunkt und wüsste, dass ich dort war, wo ich sein sollte.
Es stellte sich heraus, dass
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