Seelen
Bewusstsein und suchte nach mir? Was war mit Walter? Schlief er … oder war er schon tot? Hatte die Sucherin die Jagd aufgegeben oder würde sie jetzt, wo es hell war, wiederkommen?
Ist Jared noch bei Doc? Mel fügte meinen Fragen noch weitere hinzu. Wird er wütend werden, wenn er dich sieht? Wird er mich erkennen?
Als wir die sonnendurchflutete südliche Höhle erreichten, sah es so aus, als hätten Jared und Doc sich nicht von der Stelle gerührt. Sie lehnten nebeneinander an Docs behelfsmäßigem Schreibtisch. Es war still, als wir uns näherten. Sie sprachen nicht, sondern sahen Walter einfach beim Schlafen zu.
Als Ian mit mir ins Licht trat und mich auf das Feldbett neben Walter legte, sprangen sie mit weit aufgerissenen Augen auf. Ian streckte vorsichtig mein rechtes Bein aus.
Walter schnarchte. Das Geräusch löste einen Teil meiner Anspannung.
»Was ist denn jetzt schon wieder passiert?«, fragte Doc ärgerlich. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da beugte er sich schon über mich und wischte mir das Blut von der Wange.
Jareds Gesichtsausdruck war vor Überraschung erstarrt. Er gab Acht, dass seine Miene nicht irgendetwas anderes verriet.
»Kyle«, antwortete Ian im selben Moment, als ich sagte: »Der Fußboden …«
Doc sah verwirrt zwischen uns hin und her.
Ian seufzte und verdrehte die Augen. Geistesabwesend legte er mir eine Hand leicht auf die Stirn. »Der Fußboden neben dem ersten Loch über dem Fluss ist weggebrochen. Kyle ist hintenübergefallen und mit dem Kopf gegen einen Stein gedonnert. Wanda hat sein wertloses Leben gerettet. Sie sagt, sie sei selber auch gestürzt, als der Boden nachgab.« Ian warf Doc einen vielsagenden Blick zu. »Irgendetwas« , sagte er sarkastisch, »hat ihr einen ganz schön heftigen Schlag auf den Hinterkopf versetzt.« Er begann weiter aufzuzählen. »Ihre Nase blutet, ist aber, glaube ich, nicht gebrochen. Und dieser Muskel hier ist verletzt.« Er berührte meinen schmerzenden Schenkel. »Die Knie sind ganz schön aufgeschürft und ihr Gesicht auch schon wieder, aber das kann auch ich gewesen sein, als ich Kyle aus dem Loch gezogen habe. Ich hätte mir nicht die Mühe machen sollen.« Letzteres murmelte Ian nur.
»Noch etwas?«, fragte Doc. In diesem Augenblick berührten seine Finger, die meine Seite untersuchten, die Stelle, wo Kyle mich geschlagen hatte. Ich keuchte.
Doc schob mein Hemd hoch und ich hörte sowohl Ian als auch Jared bei dem Anblick die Luft einziehen.
»Lass mich raten«, sagte Ian mit eisiger Stimme. »Du bist auf einen Felsen gestürzt.«
»Richtig«, bestätigte ich atemlos. Doc tastete immer noch meine Seite ab und ich versuchte ein Wimmern zu unterdrücken.
»Vielleicht eine gebrochene Rippe, ich bin mir nicht sicher«, murmelte Doc. »Ich wünschte, ich könnte dir was gegen die Schmerzen geben …«
»Keine Sorge, Doc«, keuchte ich. »Mit mir ist alles in Ordnung. Wie geht es Walter? Ist er zwischendurch noch mal aufgewacht?«
»Nein, es wird eine Weile dauern, bis die Wirkung nachlässt«, sagte Doc. Er nahm meine Hand und begann mein Handgelenk und meinen Ellbogen zu beugen.
»Mir geht es gut.«
Seine freundlichen Augen waren sanft, als sie meinem Blick begegneten. »Bald bist du wieder auf dem Damm. Du musst dich nur eine Weile ausruhen. Ich werde ein Auge auf dich haben. So, dreh mal den Kopf zur Seite.«
Ich tat, was er mir gesagt hatte, und wimmerte, als er meine Wunde untersuchte.
»Aber nicht hier«, murmelte Ian.
Ich konnte Doc nicht sehen, aber Jared warf Ian einen stechenden Blick zu.
»Sie bringen gleich Kyle her und ich will nicht, dass sie im selben Raum liegen.«
Doc nickte. »Ist wahrscheinlich besser.«
»Ich mache ihr ein Zimmer fertig. Du musst Kyle hierbehalten, bis … bis wir entschieden haben, was aus ihm werden soll.«
Ich wollte etwas sagen, aber Ian legte seine Finger auf meine Lippen.
»Einverstanden«, stimmte Doc zu. »Ich kann ihn festbinden, wenn du willst.«
»Wenn es nötig sein sollte. Kann sie aufstehen?« Ian warf einen nervösen Blick in den Tunnel.
Doc zögerte.
»Nein«, flüsterte ich, obwohl Ians Finger immer noch meinen Mund berührten. »Walter. Ich will hier bei Walter bleiben.«
»Du hast heute schon genug Leben gerettet, Wanda«, sagte Ian mit sanfter und trauriger Stimme.
»Ich möchte mich … mich von ihm … verabschieden.«
Ian nickte. Dann sah er Jared an. »Kann ich dir vertrauen?«
Jareds Gesicht lief rot an vor Wut. Ian hob die Hand.
»Ich will sie
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