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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Wes vor mir zurückzuckte.
    Doc stieß einen leisen Pfiff aus. Er war der Einzige, der noch ein Interesse daran hatte, mehr zu hören. Aaron und Andy sahen wachsam und beunruhigt aus. Sie hatten mich bisher noch nie erzählen hören - oder überhaupt so viel reden.
    »Wann passiert das? Gibt es einen Auslöser dafür?«, fragte Doc.
    »Es ist eine Entscheidung. Eine persönliche Entscheidung«, erklärte ich ihm. »Es ist die einzige Art, auf die wir uns jemals bewusst für den Tod entscheiden. Ein Tauschgeschäft für eine neue Generation.«
    »Du könntest also jetzt einfach so beschließen, alle deine Zellen zu teilen?«
    »Nicht direkt einfach so, aber ja.«
    »Ist es schwierig?«
    »Die Entscheidung schon. Der Prozess ist … schmerzhaft.«
    »Schmerzhaft?«
    Wieso überraschte ihn das? War es das nicht auch bei seiner Spezies?
    Männer, schnaubte Mel.
    »Qualvoll«, erklärte ich. »Wir alle erinnern uns daran, wie es für unsere Mütter war.«
    Doc strich sich entzückt übers Kinn. »Ich frage mich, wie die Evolution dazu kommt, sich in diese Richtung zu entwickeln … und eine Gesellschaft mit selbstmörderischen Königinnen zu erschaffen …« Er hatte sich in einen völlig anderen Gedankengang verstrickt.
    »Altruismus«, murmelte Wes.
    »Mhm«, sagte Doc. »Genau das.«
    Ich schloss die Augen und wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Mir war schwindelig. War ich nur müde oder lag das an meiner Kopfverletzung?
    »Oh«, murmelte Doc. »Du hast noch weniger geschlafen als ich, Wanda, oder? Wir sollten dich ein bisschen ausruhen lassen.«
    »Mir geht es gut«, murmelte ich, allerdings ohne die Augen zu öffnen.
    »Na prima«, murmelte jemand vor sich hin. »Wir haben hier eine verdammte Alienköniginmutter unter uns. Sie könnte jeden Moment in eine Million neuer Scheißparasiten zerspringen.«
    »Psst.«
    »Sie könnten euch nichts tun«, erklärte ich mit geschlossenen Augen demjenigen, der das gesagt hatte. »Ohne Körper würden sie bald sterben.« Meine Brust zog sich zusammen, als ich mir das unglaubliche Leid vorstellte. Eine Million winziger, hilfloser Seelen, winzige silberne Babys, die dahinschwanden …
    Niemand antwortete mir, aber ich konnte die Erleichterung in der Luft spüren.
    Ich war so müde. Es war mir egal, dass Kyle so nah neben lag. Es war mir egal, dass zwei der Männer im Raum sich auf Kyles Seite schlagen würden, wenn er erwachte. Ich wollte einfach nur schlafen.
    Dann wachte Walter auf.
    »Oooooooh«, stöhnte er kaum wahrnehmbar. »Gladdie?«
    Ich stöhnte selbst, als ich mich auf die Seite drehte. Der Schmerz in meinem Bein ließ mich zusammenfahren, aber ich konnte nicht nur meinen Oberkörper zu ihm drehen. Ich streckte den Arm aus und ergriff seine Hand.
    »Hier bin ich«, flüsterte ich.
    »Ahh«, seufzte Walter erleichtert.
    Doc brachte die Männer, die zu protestieren begannen, zum Schweigen. »Wanda hat auf Schlaf und Ruhe verzichtet, um ihm in seinen Schmerzen beizustehen. Sie hat blaue Flecken davon, seine Hand zu halten. Was habt ihr für ihn getan?«
    Walter stöhnte. Das Geräusch begann leise und kehlig, wurde aber schnell zu einem schrillen Wimmern.
    Doc zuckte zusammen. »Aaron, Andy, Wes … könntet ihr, äh, Sharon herholen, bitte?«
    »Wir alle?«
    »Raus hier«, übersetzte Jeb. Die einzige Antwort war Füßescharren, als sie im Gang verschwanden.
    »Wanda«, flüsterte Doc dicht neben meinem Ohr. »Er hat Schmerzen. Ich kann ihn nicht völlig zu sich kommen lassen.«
    Ich versuchte gleichmäßig zu atmen. »Es ist besser, wenn er mich nicht erkennt. Es ist besser, wenn er denkt, dass Gladdie hier ist.«
    Ich öffnete mühsam die Augen. Jeb stand neben Walter, dessen Gesicht immer noch so aussah, als würde er schlafen.
    »Ciao, Walt«, sagte Jeb. »Wir sehen uns drüben.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    »Du bist ein guter Mann. Wir werden dich vermissen«, murmelte Jared.
    Doc kramte wieder in der Verpackung des Morphiums herum. Das Papier raschelte.
    »Gladdie?«, schluchzte Walter. »Es tut so weh.«
    »Schsch. Es wird gleich besser. Doc sorgt dafür, dass es aufhört.«
    »Gladdie?«
    »Ja?«
    »Ich liebe dich, Gladdie. Ich habe dich mein ganzes Leben lang geliebt.«
    »Ich weiß, Walter. Ich … ich liebe dich auch. Du weißt, wie sehr ich dich liebe.«
    Walter seufzte.
    Ich schloss die Augen, als Doc sich mit der Spritze über Walter beugte.
    »Schlaf gut, mein Freund«, murmelte Doc.
    Walters Finger entspannten sich und lösten sich von meiner

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