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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Hand. Ich hielt sie fest - jetzt war ich diejenige, die sich festklammerte.
    Die Minuten verstrichen und alles war still, abgesehen von meinem Atem. Er ging ruckartig und unregelmäßig, war eher ein lautloses Schluchzen.
    Jemand klopfte mir auf die Schulter. »Es ist vorbei, Wanda«, sagte Doc mit belegter Stimme. »Jetzt hat er keine Schmerzen mehr.«
    Er befreite meine Hand und rollte mich vorsichtig aus meiner unbequemen Stellung in eine Position, die weniger schmerzhaft war, wenn auch nur ein bisschen. Jetzt, wo ich wusste, dass ich Walter nicht störte, war mein Schluchzen nicht mehr so leise. Ich hielt mir die Seite, die vor Schmerz pochte.
    »Na los, mach schon. Wenn es dich glücklich macht«, murmelte Jared leicht missmutig. Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber es gelang mir nicht.
    Etwas pikste mich am Arm. Ich konnte mich nicht erinnern, meinen Arm verletzt zu haben. Noch dazu an so einer komischen Stelle, genau in der Ellenbeuge …
    Morphium, flüsterte Melanie.
    Wir schwebten bereits. Ich versuchte, alarmiert zu sein, aber ich schaffte es nicht. Ich war zu weit weg.
    Es hat sich niemand verabschiedet, dachte ich matt. Von Jared konnte ich das auch nicht erwarten … aber Jeb … Doc … Ian war nicht da …
    Es wird auch niemand sterben, versprach sie mir. Nur schlafen …
    Als ich aufwachte, war die Decke über mir von schwachem Sternenlicht erhellt. Nacht. Es waren so viele Sterne. Ich fragte mich, wo ich war. Keine schwarzen Hindernisse, keine Deckenteile nahmen mir die Sicht. Nur Sterne, Sterne, Sterne …
    Wind strich mir übers Gesicht. Er roch nach … Staub … und irgendetwas, das ich nicht genau benennen konnte. Es war eher eine Abwesenheit. Der modrige Geruch war weg. Kein Schwefelgestank. Außerdem war es so trocken.
    »Wanda?«, flüsterte jemand und berührte meine heile Wange.
    Mein Blick fiel auf Ians Gesicht, ganz weiß im Sternenlicht, das sich über mich beugte. Seine Hand auf meiner Haut war kühler als der leichte Wind, aber die Luft war so trocken, dass es nicht unangenehm war. Wo war ich?
    »Wanda? Bist du wach? Sie werden nicht länger warten.«
    Ich flüsterte, weil er es tat. »Was?«
    »Sie fangen an. Ich war mir sicher, dass du gerne dabei sein würdest.«
    »Kommt sie?«, fragte Jebs Stimme.
    »Was fängt an?«, fragte ich.
    »Walters Beerdigung.«
    Ich versuchte mich aufzusetzen, aber mein Körper war wie aus Gummi. Ians Hand wanderte zu meiner Stirn und er drückte mich sanft wieder hinunter.
    Ich drehte meinen Kopf unter seiner Hand und versuchte etwas zu erkennen …
    Ich war draußen.
    Draußen.
    Links von mir bildete ein unregelmäßiger, zusammengewürfelter Haufen aus Felsbrocken einen Miniaturberg, komplett mit struppigem Buschwerk. Rechts von mir dehnte sich die Wüstenebene aus und verlor sich in der Dunkelheit. Ich blickte an meinen Füßen vorbei nach unten und sah eine Gruppe Menschen, denen unter freiem Himmel offensichtlich unbehaglich zumute war. Ich wusste genau, wie sie sich fühlten. Ausgeliefert.
    Ich versuchte erneut, mich aufzusetzen. Ich wollte näher heran, etwas sehen … Ians Hand hielt mich zurück.
    »Langsam«, sagte er. »Steh nicht auf.«
    »Hilf mir«, bat ich.
    »Wanda?«
    Ich hörte Jamies Stimme und dann sah ich ihn mit wehenden Haaren auf mich zugerannt kommen.
    Meine Fingerspitzen fuhren über die Kante der Matte unter mir. Wie war ich hierhergekommen - warum schlief ich unter den Sternen?
    »Sie haben nicht gewartet«, sagte Jamie zu Ian. »Es ist gleich vorbei.«
    »Hilf mir auf«, sagte ich.
    Jamie griff nach meiner Hand, aber Ian schüttelte den Kopf. »Ich nehme sie.«
    Er schob seine Arme unter mich, sorgfältig darauf bedacht, die schlimmsten meiner wunden Stellen zu meiden. Dann hob er mich vom Boden hoch und mein Kopf drehte sich wie ein Schiff kurz vor dem Kentern. Ich stöhnte.
    »Was hat Doc mit mir gemacht?«
    »Er hat dir ein bisschen was von dem restlichen Morphium gegeben, damit er dich untersuchen konnte, ohne dir wehzutun. Du hattest sowieso Schlaf nötig.«
    Ich runzelte missbilligend die Stirn.
    »Braucht nicht vielleicht ein anderer die Medizin irgendwann dringender?«
    »Psst«, sagte er und ich hörte eine leise Stimme. Ich wandte den Kopf.
    Jetzt sah ich die anderen Menschen wieder. Sie standen in einer unregelmäßigen Reihe vor einer niedrigen, düsteren Öffnung, die der Wind unter dem instabil wirkenden Steinhaufen freigelegt hatte. Ihre Gesichter hatten sie der düsteren Grotte zugewandt.
    Ich erkannte

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