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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Jamie. »Aber es tut nicht weh.«
    Doc nickte vor sich hin, setzte das Skalpell erneut an und machte quer zum ersten noch einen Schnitt. Rotes Blut und dunkelgelber Eiter liefen aus der Wunde.
    Sobald Doc seine Hand weggenommen hatte, versprühte ich großzügig Reinigung über dem blutigen X. Als es auf das austretende Sekret traf, schien das ungesunde Gelb leise zu zischen. Es begann zu verschwinden - beinahe so wie Schaum, der mit Wasser besprüht wird. Es schmolz dahin. Doc neben mir keuchte.
    »Sieh dir das an.«
    Ich sprühte die Stelle sicherheitshalber noch ein zweites Mal ein. Jamies Haut war jetzt schon nicht mehr dunkelrot. Alles, was noch zu sehen war, war die normale rote Farbe menschlichen Blutes, das herauslief.
    »Okay, jetzt Heilung «, murmelte ich. Ich fand das richtige Fläschchen und kippte etwas daraus über die Schnitte in Jamies Haut. Die durchsichtige Flüssigkeit lief in die Wunde, überzog das rohe Fleisch und glitzerte dort. Überall da, wo Heilung hinlief, wurde die Blutung gestoppt. Ich goss die Hälfte des Fläschchens - sicher doppelt so viel wie nötig - in die Wunde.
    »Gut, bitte halt jetzt die Ränder zusammen, Doc.«
    Doc war mittlerweile sprachlos, obwohl sein Mund weit offen stand. Er tat, worum ich ihn gebeten hatte, wobei er beide Hände benutzte, um die Ränder zu fassen zu kriegen.
    Jamie lachte. »Das kitzelt.«
    Docs Augen traten hervor.
    Ich strich Versiegelung über das Kreuz und beobachtete voller Befriedigung, wie sich die Ränder schlossen und hellrosa wurden.
    »Kann ich mal gucken?«, fragte Jamie.
    »Du kannst ihn loslassen, Ian. Wir sind fast fertig.«
    Jamie stützte sich auf seine Ellbogen, seine Augen glänzten und waren voller Neugier. Sein verschwitztes, dreckiges Haar klebte ihm am Kopf. Es passte irgendwie so gar nicht zu seiner gesunden Gesichtsfarbe.
    »Schau, ich streue das hier noch darüber«, sagte ich und verteilte eine Handvoll schimmernden Puder über den Schnitten, »dadurch bleibt die Narbe nur ganz schwach sichtbar. Wie diese hier.« Ich zeigte ihm die auf meinem Arm.
    Jamie lachte. »Aber mit Narben kann man doch Mädchen beeindrucken, oder? Wo hast du das Zeug her, Wanda? Das ist ja wie Magie.«
    »Ich war mit Jared auf Tour.«
    »Im Ernst? Das ist ja der Wahnsinn.«
    Doc berührte den glitzernden Puderrest in meiner Hand und hielt sich dann die Finger unter die Nase.
    »Du hättest sie sehen sollen«, sagte Jared. »Sie war unglaublich.«
    Ich war überrascht, seine Stimme so dicht hinter mir zu hören. Automatisch blickte ich mich nach Sharon um und sah gerade noch, wie ihr flammendes Haar durch die Tür verschwand. Maggie folgte ihr.
    Wie traurig. Wie beängstigend. Wie konnte man nur so voller Hass sein, dass man sich nicht einmal über die Heilung eines Kindes freuen konnte? Wie war es möglich, dass es so weit kommen konnte?
    »Sie ist einfach in ein Krankenhaus hineinmarschiert, direkt zu den Aliens da, und hat sie ganz cool gebeten, ihre Wunden zu behandeln. Und als sie ihr nur einmal kurz den Rücken zugedreht haben, hat sie sie eiskalt ausgeraubt!« Jared machte es spannend. Jamie hatte Spaß daran; er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. »Sie ist mit so vielen Medikamenten da wieder herausgekommen, dass es für uns alle lange reichen wird. Sie hat sogar beim Wegfahren noch dem Parasiten am Empfang zugewunken.« Jared lachte.
    Ich hätte das nicht für sie tun können, sagte Melanie plötzlich bekümmert. Du bist wertvoller für sie als ich.
    Schsch, sagte ich. Jetzt war nicht die Zeit für Trübsal oder Eifersucht. Nur für Freude. Ohne dich wäre ich gar nicht hier und könnte ihnen nicht helfen. Du hast ihn auch gerettet.
    Jamie sah mich mit großen Augen an.
    »So aufregend war es in Wirklichkeit gar nicht«, erklärte ich ihm. Er nahm meine Hand in seine und ich drückte sie, das Herz zum Bersten voll mit Dankbarkeit und Liebe. »Es war ganz einfach. Ich bin schließlich auch ein Parasit.«
    »Ich wollte nicht …«, begann sich Jared zu entschuldigen.
    Ich winkte lächelnd ab.
    »Wie hast du denen die Narbe in deinem Gesicht erklärt?«, fragte Doc. »Haben sie sich nicht gewundert, dass …«
    »Ich brauchte natürlich neue Wunden. Ich habe darauf geachtet, dass es nichts gab, was Verdacht erregen könnte. Ich habe ihnen gesagt, ich wäre mit einem Messer in der Hand gestürzt.« Ich stieß Jamie mit dem Ellbogen an. »Das kann schließlich jedem mal passieren.«
    Ich war jetzt in Hochstimmung. Alles schien von innen her zu

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