Seelen
Mensch zu werden, da er annahm, dass seine Freundin vom Nebelplaneten sich von diesen warmblütigen Wirten angezogen fühlen wurde. Und, Wunder über Wunder, er hatte sie hier wiedergefunden …
Es gab immer ein Happy End.
»Denk dran, das ist ja auch für ein anderes Publikum gedacht.«
»Stimmt. Ich wünschte, sie würden die alten menschlichen Sendungen wieder zeigen.« Er zappte durch die Kanäle und runzelte die Stirn. »Früher gab es immer noch ein paar.«
»Sie waren zu verstörend. Sie mussten durch andere Sachen ersetzt werden, die nicht so … gewalttätig waren.«
»Die Bradys?«
Ich lachte. Ich hatte diese Serie in San Diego gesehen und Melanie kannte sie aus ihrer Kindheit. »Die Serie verharmloste Gewalt. Ich erinnere mich an eine Folge, in der das kleine männliche Menschenkind in einer Auseinandersetzung zurückschlägt und das so dargestellt wird, als würde es richtig handeln. Es floss sogar Blut…«
Ian schüttelte ungläubig den Kopf, schaltete dann aber wieder um zu der Sendung mit dem Sehtang. Er lachte an den falschen Stellen, denen, die eigentlich rührend sein sollten.
Ich sah aus dem Fenster und beobachtete etwas viel Interessanteres als die vorhersehbare Geschichte im Fernsehen.
Auf der anderen Seite der zweispurigen Straße vor dem Motel war ein kleiner Park, der auf der einen Seite von einer Schule begrenzt wurde und auf der anderen von einer Weide, auf der Kühe grasten. Es gab ein paar junge Bäume und einen altmodischen Spielplatz mit einem Sandkasten, einer Rutsche, einem Klettergerüst und einem dieser Karussells, die man von Hand anschubste. Natürlich gab es auch eine Schaukel und das war das einzige Spielgerät, das gerade benutzt wurde.
Eine kleine Familie genoss die kühlere Abendluft. Der Vater hatte schon ein paar silberne Strähnen an den Schläfen, während die Mutter so aussah, als sei sie deutlich jünger als er. Sie trug ihr rotbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, der bei jeder ihrer Bewegungen hin und her schwang. Die beiden hatten einen kleinen Sohn, nicht älter als ein Jahr. Der Vater schubste den Jungen auf der Schaukel von hinten an, während die Mutter vor ihm stand und sich vorbeugte, um ihn auf die Stirn zu küssen, wenn er nach vorn schwang, wovon er so lachen musste, dass sein pausbäckiges kleines Gesicht leuchtend rot war. Das brachte sie auch zum Lachen - ich konnte sehen, wie ihr Körper bebte und ihre Haare tanzten.
»Was gibt es da zu sehen, Wanda?«
Jareds Frage klang nicht ängstlich, denn ich lächelte angesichts der überraschenden Szene.
»Etwas, das ich in all meinen Leben noch nicht gesehen habe - Hoffnung.«
Jared stellte sich hinter mich und linste nach draußen. »Was meinst du damit?« Sein Blick schweifte über die Häuser und die Straße, blieb aber nicht an der spielenden Familie hängen.
Ich nahm sein Kinn in die Hand und drehte sein Gesicht in die richtige Richtung. Er zuckte nicht vor meiner unerwarteten Berührung zurück und das verursachte mir ein warmes Glücksgefühl im Bauch. »Schau, da«, sagte ich.
»Was soll da zu sehen sein?«
»Die einzige Hoffnung auf das Überleben einer Wirtsart, die mir je begegnet ist.«
»Wo?«, fragte er befremdet.
Mir war bewusst, dass Ian jetzt dicht hinter uns stand und uns schweigend zuhörte.
»Siehst du?« Ich zeigte auf die lachende Mutter. »Siehst du, wie sehr sie ihr Menschenkind liebt?«
In diesem Moment hob die Mutter ihren Sohn von der Schaukel, umarmte ihn und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Er gurrte und strampelte - einfach ein Baby. Nicht der Miniatur-Erwachsene, der er wäre, wenn er jemanden meiner Spezies beherbergte.
Jared schnappte nach Luft. »Das Baby ist ein Mensch ? Wie? Warum? Wie lange?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe so etwas noch nie gesehen - ich weiß es nicht. Sie hat ihn nicht als Wirt zur Verfügung gestellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sie … zwingen würde. Mutterschaft wird bei uns geradezu verehrt. Wenn sie nicht will …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie damit umgegangen wird. So etwas passiert sonst nirgendwo. Die Gefühle dieser Körper sind so viel stärker als jede Logik.«
Ich sah zu Jared und Ian auf. Sie starrten beide mit offenen Mündern die gemischte Familie im Park an.
»Nein«, murmelte ich vor mich hin. »Niemand würde die Eltern zwingen, wenn sie das Kind behalten wollen. Und seht sie euch doch bloß mal an.«
Der Vater hatte jetzt die Arme um die Mutter und das
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