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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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ertönten?
    Auf dem Sitz hinter Robert bewegte sich eine dunkle Silhouette.
    Die Sucherin, in ihr übliches Schwarz gekleidet, beugte sich vor. Zum ersten Mal schien sie am Thema der Diskussion interessiert.
    Ich widerstand dem Drang, ihr einen grimmigen Blick zuzuwerfen. Ich wollte nicht, dass Robert, der jetzt schon verlegen aussah, ihn auf sich bezog. Melanie knurrte. Sie wünschte, ich würde nicht widerstehen. Die Tatsache, dass die Sucherin uns auf Schritt und Tritt folgte, war lehrreich gewesen für Melanie; bisher hatte sie gedacht, dass sie nichts und niemanden mehr hassen könnte als mich.
    »Die Stunde ist fast um«, verkündete ich erleichtert. »Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir nächsten Dienstag einen Gastdozenten hier haben werden, der meine Wissenslücken auf diesem Gebiet ausfüllen kann. Flame Tender, ein Neuankömmling auf unserem Planeten, wird uns seine ganz persönliche Sicht der Besiedlung der Feuerwelt liefern. Ich bin sicher, Sie werden ihm genauso höflich begegnen wie mir und sich angesichts seines sehr jungen Wirts respektvoll verhalten. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Die Studenten verließen nach und nach den Hörsaal. Viele unterhielten sich noch kurz miteinander, während sie ihre Sachen zusammenpackten. Mir fiel wieder ein, was Kathy über Freundschaft gesagt hatte, aber ich verspürte keinerlei Bedürfnis, mich zu irgendeinem von ihnen dazuzugesellen. Sie waren Fremde.
    Fühlte ich selbst so? Oder war das Melanie? Schwer zu sagen. Vielleicht war ich von Natur aus Einzelgängerin. Meine persönliche Geschichte schien diese Theorie zu stützen. Ich war nie eine Bindung eingegangen, die stark genug gewesen wäre, mich für mehr als eine Lebensspanne auf einem Planeten zu halten.
    Ich sah, wie Robert und Faces Sunward an der Tür stehen blieben, in ein lebhaftes Gespräch verstrickt. Ich konnte mir denken, worum es ging.
    »Geschichten aus der Feuerwelt sorgen immer für Diskussionen.«
    Ich fuhr leicht zusammen.
    Die Sucherin stand direkt neben mir. Normalerweise wurde ihr Kommen immer durch das schnelle Klappern ihrer Absätze angekündigt. Als ich zu Boden blickte, sah ich, dass sie ausnahmsweise Turnschuhe trug - schwarze natürlich. Ohne die zusätzlichen Zentimeter war sie noch kleiner.
    »Die Feuerwelt gehört nicht zu meinen Lieblingsthemen«, sagte ich mit sanfter Stimme. »Es ist mir lieber, wenn ich Erfahrungen aus erster Hand beitragen kann.«
    »Die Studenten waren ziemlich aufgebracht.«
    »Ja.«
    Sie sah mich erwartungsvoll an, als müsste ich noch irgendetwas hinzufügen. Ich suchte meine Aufzeichnungen zusammen und wandte mich ab, um sie einzustecken.
    »Sie schienen mir auch ziemlich aufgebracht zu sein.«
    Ich schob die Papiere vorsichtig in meine Tasche, ohne mich umzudrehen.
    »Ich war überrascht, dass Sie die Frage nicht beantwortet haben.«
    Es entstand eine Pause, während sie darauf wartete, dass ich etwas erwiderte. Ich schwieg.
    »Also … warum haben Sie die Frage nicht beantwortet?«
    Ich drehte mich um, ohne meine Ungeduld zu verbergen. »Weil es nichts mit der Vorlesung zu tun hatte, weil Robert sich dringend ein paar Manieren angewöhnen muss und weil es keinen außer mir etwas angeht.«
    Ich schulterte meine Tasche und ging zur Tür. Sie lief neben mir her und bemühte sich, mit meinen längeren Beinen Schritt zu halten. Wir gingen schweigend den Flur entlang. Erst draußen, wo die Nachmittagssonne die Staubkörner in der salzigen Luft zum Leuchten brachte, sprach sie weiter.
    »Glauben Sie, dass Sie sich jemals irgendwo niederlassen werden, Wanderer? Auf diesem Planeten hier vielleicht? Sie scheinen ja ein Faible zu haben für ihre … Gefühle.«
    Ich ärgerte mich über die unterschwellige Beleidigung, die in ihren Worten mitschwang. Ich wusste nicht, womit genau sie versuchte, mich zu beleidigen, aber es war offensichtlich, dass sie es darauf anlegte. Melanie zuckte verstimmt.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Sagen Sie, Wanderer, haben Sie Mitleid mit ihnen?«
    »Mit wem?«, fragte ich ahnungslos. »Mit den Wandelnden Blumen?«
    »Nein, mit den Menschen.«
    Ich erstarrte und sie kam stolpernd neben mir zum Stehen. Wir waren nur ein paar Häuserblocks von meiner Wohnung entfernt; ich hatte mich beeilt in der Hoffnung, sie abhängen zu können, auch wenn sie vermutlich sowieso versuchen würde, sich selbst einzuladen. Aber ihre Frage traf mich unvorbereitet.
    »Mit den Menschen?«
    »Ja. Haben Sie Mitleid mit

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