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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Leben ließen. Dinge, die sie sich von ihren Gehirnen oder Körpern noch versprachen …
    Natürlich kam es mir unverzüglich in den Sinn - das Geheimnis, das sie mir entlocken wollten. Das eine, das ich ihnen niemals, unter keinen Umständen verraten durfte. Egal, was sie mit mir machten. Eher würde ich mich umbringen.
    Ich ließ Melanie das Geheimnis nicht sehen. Ich richtete ihren eigenen Schutzmechanismus gegen sie und zog eine Mauer in meinem Kopf hoch, hinter der ich mich versteckte, während ich zum ersten Mal seit der Implantation über diese Information nachdachte. Es hatte bisher keinen Grund gegeben, sich damit zu beschäftigen.
    Melanie auf der anderen Seite der Mauer verspürte allerdings praktisch keine Neugier; sie unternahm keinen Versuch, die Barriere zu durchbrechen. Es gab Dinge, die sie mehr interessierten als die Tatsache, dass sie nicht die Einzige war, die Informationen zurückgehalten hatte.
    War es sinnvoll, dass ich ihr mein Geheimnis vorenthielt? Ich war nicht so stark wie Melanie; ich zweifelte nicht daran, dass sie Folter aushalten konnte. Aber wie viel Schmerz konnte ich ertragen, bevor ich ihnen alles verriet, was sie wissen wollten?
    Mein Magen rebellierte. Selbstmord war eine abscheuliche Option - noch verschlimmert dadurch, dass es gleichzeitig Mord wäre. Melanie hätte sowohl an der Folter als auch an meinem Tod teil. Ich würde damit warten, bis ich absolut keine andere Wahl mehr hatte.
    Nein, das können sie nicht machen. Onkel Jeb würde nicht zulassen, dass sie mir wehtun.
    Onkel Jeb weiß nicht, dass du hier bist, erinnerte ich sie.
    Sag’s ihm!
    Ich richtete den Blick auf das Gesicht des alten Mannes. Sein Mund war von seinem dichten weißen Bart verdeckt, aber seine Augen schienen nicht so zornig zu glühen wie die der anderen. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie einige der Männer ihren Blick von mir zu ihm wandern ließen. Sie warteten darauf, dass er die Frage beantwortete, die mich auf ihre Anwesenheit aufmerksam gemacht hatte. Onkel Jeb starrte mich an, ohne sie zu beachten.
    Ich kann es ihm nicht sagen, Melanie. Er wird mir nicht glauben. Und sie annehmen, dass ich sie anlüge, denken sie, ich bin eine Sucherin. Sie haben bestimmt genug Erfahrung, um zu wissen, dass nur ein Sucher mit einer Lüge hier draußen auftauchen würde, mit einer erfundenen Geschichte, um sie zu unterwandern …
    Melanie begriff sofort, dass ich die Wahrheit sagte. Allein das Wort Sucher ließ sie hasserfüllt zurückschaudern und sie wusste, dass diese Fremden ebenso reagieren würden.
    Es spielt sowieso keine Rolle. Ich bin eine Seele - das reicht.
    Der Mensch mit der Machete - der größte von allen hier, ein schwarzhaariger Mann mit ungewöhnlich heller Haut und lebhaften blauen Augen - stieß ein unzufriedenes Geräusch aus und spuckte auf den Boden. Er machte einen Schritt nach vorn und hob langsam die Waffe.
    Besser schnell als langsam. Besser, es war diese brutale Hand, die uns tötete, als meine eigene. Besser nicht als gewalttätiges Wesen sterben, das für Melanies vergossenes Blut ebenso verantwortlich war wie für meins.
    »Bleib stehen, Kyle.« Jeb sprach langsam, fast beiläufig, aber der große Mann blieb stehen. Er verzog das Gesicht und drehte sich zu Melanies Onkel um.
    »Warum? Du hast gesagt, du hättest nachgesehen. Es ist eins von denen.«
    Ich erkannte die Stimme - der Mann war derselbe, der Jeb auch gefragt hatte, warum er mir Wasser gegeben hatte.
    »Ja, stimmt, ist sie auch. Aber die Sache ist ein bisschen kompliziert.«
    »Wieso?«, fragte ein anderer. Er stand neben dem großen, dunkelhaarigen Kyle und sie sahen sich so ähnlich, dass sie Brüder sein mussten.
    »Wisst ihr, das hier ist meine Nichte.«
    »Nein, ist sie nicht mehr«, sagte Kyle kategorisch. Er spuckte wieder aus und machte mit gezücktem Messer einen weiteren vorsichtigen Schritt auf mich zu. Seiner Haltung konnte ich ansehen, dass ihn Worte jetzt nicht mehr aufhalten würden. Ich schloss die Augen.
    Zweimal kurz hintereinander war ein scharfes, metallisches Klicken zu hören, und dann keuchte jemand. Ich riss die Augen wieder auf.
    »Ich hab gesagt, du sollst stehen bleiben, Kyle.« Onkel Jebs Stimme klang immer noch gelassen, aber er hatte das lange Gewehr jetzt angelegt und der Lauf war auf Kyles Rücken gerichtet. Kyle stand nur wenige Schritte von mir entfernt wie angewurzelt da; seine Machete schwebte bewegungslos über seiner Schulter.
    »Jeb«, sagte der Bruder entsetzt. »Was tust

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