Seelen
ich war.
Außer …
Ich versuchte zu schlucken, aber die Panik schnürte mir die Kehle zu. Sie würden mich nicht allein lassen. Außer sie dachten, ich wäre tot, oder hatten dafür gesorgt, dass ich es bald sein würde. Außer es gab Plätze in diesen Höhlen, von denen niemand mehr zurückkehrte.
Das Bild, das ich mir von meiner Umgebung gemacht hatte, verblasste in meinem Kopf. Stattdessen sah ich mich jetzt am Fuß eines tiefen Schachtes oder in einem engen Grab eingemauert. Meine Atmung beschleunigte sich, ich schnupperte, ob die Luft bereits verbraucht roch, ob es irgendein Anzeichen dafür gab, dass mir der Sauerstoff ausging. Meine Lungen wurden von den umliegenden Muskeln auseinandergezogen und füllten sich mit Luft für den Schrei, der unterwegs war. Ich biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass er mir entschlüpfte.
Laut und ganz nah schabte etwas neben meinem Kopf über den Boden.
Ich schrie auf und mein Schrei gellte durch den kleinen Raum. Ich riss die Augen auf und hechtete von dem unheimlichen Geräusch weg auf eine zerklüftete Felswand zu. Meine Hände fuhren hoch, um mein Gesicht zu schützen, als mein Kopf schmerzhaft gegen die niedrige Decke knallte.
Gedämpftes Licht drang durch den kreisrunden Eingang der winzigen blasenförmigen Höhle, in der ich kauerte. Jareds Gesicht war zur Hälfte angestrahlt, als er sich durch die Öffnung hereinlehnte, einen Arm nach mir ausgestreckt. Seine Lippen waren schmal vor Wut. Eine Ader auf seiner Stirn pulsierte, als er sah, wie panisch ich reagierte.
Er rührte sich nicht, starrte mich nur wütend an, während mein Herzschlag wieder einsetzte und meine Atmung sich verlangsamte. Unsere Blicke begegneten sich und ich erinnerte mich daran, wie leise er immer gewesen war, wenn er es darauf angelegt hatte - wie ein Geist. Kein Wunder, dass ich nicht gehört hatte, wie er vor meiner Zelle Wache schob.
Aber irgendetwas hatte ich gehört. Als mir das wieder einfiel, schob Jared seinen ausgestreckten Arm näher und das schabende Geräusch war erneut zu hören. Ich sah zu Boden. Zu meinen Füßen stand ein zerbrochenes Plastikbrett, das als Tablett diente. Und darauf…
Ich stürzte mich auf die offene Wasserflasche und nahm dabei kaum wahr, wie Jareds Mund sich angewidert verzog, als ich gierig die Flasche an die Lippen setzte. Später würde mir das sicher etwas ausmachen, aber im Moment war Wasser alles, was mich interessierte. Ich fragte mich, ob ich diese kostbare Flüssigkeit jemals in meinem Leben wieder für etwas Selbstverständliches halten würde. Da mein Leben hier wahrscheinlich nicht mehr allzu lange dauerte, war die Antwort vermutlich Nein.
Jared war wieder aus der kreisförmigen Öffnung verschwunden. Ich konnte ein Stück seines Ärmels sehen, mehr nicht. Das gedämpfte Licht kam von irgendwoher neben ihm. Es war von einer künstlichen, bläulichen Farbe.
Ich hatte die Hälfte des Wassers heruntergestürzt, als ein neuer Geruch meine Aufmerksamkeit erregte und mich wissen ließ, dass das Wasser nicht das einzige Geschenk war. Ich sah wieder auf das Tablett hinunter.
Essen. Sie gaben mir zu essen?
Es war das Brot - ein dunkles, ungleichmäßig geformtes Brötchen -, das ich zuerst roch, aber daneben stand auch eine Schale mit einer klaren Flüssigkeit, die nach Zwiebeln duftete. Als ich mich darüber beugte, sah ich Stücke von irgendetwas Dunklem, die auf den Boden gesunken waren. Neben der Schale lagen drei weiße Stangen - ich vermutete, es war Gemüse, aber ich erkannte die Sorte nicht.
Ich registrierte all das im Bruchteil einer Sekunde, aber schon in dieser kurzen Zeitspanne sprang mein Magen beinahe aus meinem Mund, um an das Essen zu kommen.
Ich biss in das Brötchen. Es war sehr hart, mit ganzen Körnern durchsetzt, die zwischen meinen Zähnen stecken blieben. Die Konsistenz war steinern, aber der Geschmack war unglaublich. Ich konnte mich nicht erinnern, dass mir je etwas besser geschmeckt hatte, noch nicht mal meine zerdrückten Cremeschnitten. Mein Kiefer arbeitete, so schnell er konnte, aber ich schluckte den Großteil des harten Brotes unzerkaut hinunter. Ich konnte jeden Bissen gurgelnd in meinem Magen auftreffen hören. Es fühlte sich nicht so gut an, wie ich erwartet hatte. Nachdem er so lange leer gewesen war, reagierte mein Magen mit Schmerz und Unwohlsein auf das Essen.
Ich ignorierte ihn und wandte mich als Nächstes der Flüssigkeit zu - es war Suppe. Sie rutschte besser. Abgesehen von den Zwiebeln, die
Weitere Kostenlose Bücher