Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
Vom Netzwerk:
auch nicht ganz verschwunden. Aber seit zwei Nächten kam er nun mit der ursprünglichen Intensität wieder. Selbst der Besuch bei Nalla hatte ihn nicht fernhalten können.
Die Begegnung mit Valerie musste ihn ausgelöst haben, da war er sich sicher. Nur ihretwegen saß er nun da, verschwitzt, mit rasendem Herzen und brennenden Handgelenken. Er würde sie bitten müssen, sich in Zukunft von ihm fernzuhalten.
John strich sanft mit den Fingern über das Muster an seinen Handgelenken. Die Muster, die Inara ihm gegeben hatte, die ihre gegenseitige Liebe bewiesen, die sie für ihn viel lebendiger hielten, als ein Bild es je vermocht hätte. Dennoch wünschte er sich ab und zu, er hätte noch ein Bild von ihr, um ihr mal wieder in die Augen schauen, um ihr bezauberndes Lächeln noch einmal sehen zu können, das er so sehr vermisste. Aber er hatte alles zurücklassen müssen, als er so Hals über Kopf geflohen war.
John strich wieder über das Muster und dachte an all die glücklichen Augenblicke, die sie gemeinsam erlebt hatten. Und obwohl ihm dabei Tränen ungehindert über die Wangen rannen, spürte er, wie ein wenig Frieden sich endlich in seiner zerschundenen Seele auszubreiten begann.

Mit gemischten Gefühlen stand Valerie am vereinbarten Treffpunkt. Sie war zu früh und fühlte sich etwas albern, einfach so auf der Straße herumzustehen.
Hoffentlich versetzt er mich nicht, dachte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr.
Als sie wieder aufschaute, sah sie Johns große Gestalt um die Ecke biegen und lächelte erleichtert. Pünktlich auf die Minute.
"Hatten Sie gestern einen schönen Tag?" fragte sie, nachdem sie sich begrüßt hatten, in der Hoffnung, etwas über ihn zu erfahren.
"Ja", erwiderte er knapp. "Danke."
Valerie betrachtete ihn etwas genauer und stutzte. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie schwören können, dass seine Augen noch schwärzer geworden waren, und darunter lagen dunkle Schatten. Sein Gesicht wirkte eingefallen und erschöpft. "Sie sehen aber nicht so aus", platzte es aus ihr heraus.
"Wie bitte?" Er hob verwundert die Augenbrauen.
"Sie sehen furchtbar aus", erklärte sie. "Nicht, wie nach einem schönen Tag."
"Ich ...", er stockte. "Ich hatte eine schlechte Nacht."
Wohl eher die Mutter aller schlechten Nächte, dachte Valerie. Beinah hätte sie ihm angeboten, ihr Treffen zu verschieben, damit er lieber nach Hause gehen und sich mal ausschlafen konnte. Aber sie hatte das plötzliche Gefühl, dass er ihren Vorschlag nur zu gern annehmen, dass es aber kein anderes Treffen mehr geben würde. Außerdem würde er vermutlich gar nicht nach Hause, sondern eher zur Arbeit gehen. Sie unterdrückte also ihren wohlwollenden Impuls und fragte ihn stattdessen, ob er eine besondere Vorliebe für ein Restaurant hatte. Da sie darüber noch gar nicht gesprochen hatten, hatte sie keinen Tisch reserviert.
John zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Suchen Sie einfach eins aus."
"Aber Sie müssen doch irgendwelche Vorlieben haben - italienisch, japanisch, indisch ..." Valerie sah ihn erwartungsvoll an.
Er zuckte wieder mit den Achseln. "Das alles sagt mir nicht viel. Ich gehe nur selten aus."
Skeptisch sah Valerie ihn an. "Sie nutzen nicht einmal einen Lieferservice?"
"Nein."
"Und was essen Sie dann?" fragte sie perplex.
"Ich koche selbst", erwiderte er, als wäre es die normalste Sache auf der Welt.
"Und was kochen Sie?"
"Meistens Gemüse, ab und zu etwas Fleisch."
"Aber wieso?" konnte Valerie sich nicht verkneifen.
"Es ist günstig und ich weiß, was drin ist." Er zögerte. "Anscheinend vertrage ich nicht alle Lebensmittel hier so gut."
Valerie dachte einen Moment lang nach. "Vor kurzem hat in der Nähe ein neuer mongolischer Grill aufgemacht. Ich denke, das wird Ihnen gefallen."
Er nickte leicht.
"Gehen wir", sagte Valerie und setzte sich in Bewegung. Müde ging er neben ihr her. Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Seine Augen waren nach unten gerichtet und er schien sich auf seinen Atemrhythmus zu konzentrieren. Es ging ihm wirklich nicht gut.
Innerlich seufzend berührte Valerie seinen Arm und zwang ihn, sie anzusehen. "Möchten Sie sich nicht doch lieber zu Hause hinlegen? Sie sehen aus, als hätten Sie Schmerzen."
Er straffte seine Schultern und schien mit purer Willenskraft seine Beschwerden zurückzudrängen. "Es geht schon", meinte er schließlich. "In zwei Stunden muss ich ohnehin wieder zur Arbeit."
"Gut, aber wenn ich irgendetwas für Sie tun kann ..."
"Nein", sagte er rasch. "Danke, aber

Weitere Kostenlose Bücher