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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Kapitel 7

    Als Valerie am Samstag um acht Uhr abends vor Johns neuer Wohnung stand, wurde sie plötzlich nervös. Sie hatte eine große Topfpflanze in der einen und eine Flasche Wein in der anderen Hand und fragte sich, ob sie nun endlich die Person sehen würde, die John samstags so hartnäckig besuchte. Immerhin hat er von einer "Einweihungsfeier" gesprochen und dazu gehörten ihrem Verständnis nach mehrere Gäste, auch wenn sie sich insgeheim fragte, wen John noch einladen könnte. Nun, gleich würde sie es erfahren. Sie rückte die Pflanze etwas höher an ihrer Schulter und betätigte den Klingelknopf. Der Türbuzzer summte augenblicklich, als hätte John nur darauf gewartet. Valerie drückte die Tür auf und stieg langsam die Treppe hinauf.
Er wartete in der Tür auf sie und nahm ihr die schwere Blume ab, um ihr daraufhin aus der Jacke zu helfen.
"Danke", sagte Valerie. "Das hier ist für dich." Sie zeigte auf die Pflanze und die Weinflasche. Dann sah sie sich neugierig um. "Bin ich die erste?" fragte sie überrascht. Sie war extra nicht früher gekommen, um so eine Situation zu vermeiden.
"Nicht die erste, die einzige", korrigierte John sie mit einem warmen Lächeln.
Valerie schluckte verlegen und John musterte sie nervös. "Das hast du doch gewusst, oder?"
Valerie nickte zögernd. "Ich war nicht sicher, immerhin hast du von einer Feier gesprochen."
"Das ist doch kein Problem für dich, oder? Ich habe außer dir keine Freunde." Er blickte sich um. "Aber wenn du darauf bestehst, kann ich ein paar Leute von der Straße holen." Er tat, also wollte er aus der Tür stürmen.
Das hatte die erhoffte Wirkung und Valerie lachte. "Nein, du genügst mir völlig. Jetzt würde ich gern die Wohnung sehen."
"Aber klar doch." John lächelte und führte sie ins Wohnzimmer. Der Raum war groß und hell, in einer angenehmen hellgelben Farbe gestrichen. An der einen Wand stand ein kleiner Esstisch mit drei Stühlen, an der anderen lagen in Ermangelung eines Sofas mehrere bunte Kissen herum. Daneben entdeckte Valerie einen Stapel mit Büchern, von denen die meisten den Bücherei-Aufdruck hatten.
"Ich hatte noch keine Gelegenheit, Möbel zu beschaffen", meinte John entschuldigend.
"Ist doch kein Problem", winkte Valerie ab. "Es wirkt auch so schon recht gemütlich."
"Besonders, wenn man es mit meiner alten Wohnung vergleicht", stimmte John ihr gutgelaunt zu.
"Definitiv eine Verbesserung", grinste Valerie.
"Und da vorn ist die Küche", setzte John die Führung fort und machte eine andere Tür auf. Sofort schlug Valerie ein appetitlicher Duft entgegen.
"Ich habe für uns eine Kleinigkeit gekocht", erklärte John.
"Was ist das? Es riecht fantastisch!"
"Gemüse-Ricotta-Lasagne."
"Da passt der Wein sehr gut dazu", sagte Valerie zufrieden. "Hier ist es wirklich sehr gemütlich", fügte sie nach einem Blick durch den Raum hinzu.
"Das sagst du nur, weil es hier warm ist", spottete John gutmütig.
"Nein. Der Hocker in der Ecke ist sehr einladend", kicherte Valerie.
"Ja, klar. Und weiter geht's", scheuchte John sie aus der Küche.
Nach einem Blick ins Badezimmer blieben nur zwei Türen übrig und plötzlich zögerte John.
"Nun mach es nicht so spannend", drängte Valerie. "Was ist dahinter?" Sie wies auf eine der Türen.
"Das Schlafzimmer."
"Oh." Sie spürte, wie sie ein wenig rosa wurde. "Darf ich trotzdem einen kleinen Blick rein werfen?"
"Sicher doch", sagte John ernst und öffnete die Tür.
Valerie traute ihren Augen nicht, als sie hinein ging. "Wow!" entfuhr es ihr ehrfürchtig. Der Raum war bis auf Johns Matratze noch völlig leer und sah aus wie der beginnende Sonnenuntergang. Die Wände und die Decke zeigten einen blauen Himmel, von leichten Schleierwolken durchzogen, der sich gerade zu verdunkeln begann und auf den die untergehende Sonne ein Farbenspiel aus lila, purpur und orange zauberte. Hingerissen schaute Valerie nach oben und sah die Halbkugeln zweier Monde am Himmel stehen. Sie blickte genauer hin und konnte schwach funkelnde Sterne ausmachen, in einer Anordnung, die wunderschön und fremdartig zugleich auf sie wirkte. "Wow!" wiederholte sie und blickte zu John herüber, der mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck zur Decke starrte. "Hast du das gemacht?"
Er nickte und sie hatte das Gefühl, als würde er aus einem Traum erwachen.
"Hast du dir das selbst ausgedacht?"
Er zuckte mit den Achseln. "Ja und nein. Es war in einem Buch, das ich mal gelesen hatte", sagte er zögernd.
"Ich wusste gar nicht, dass du auf

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