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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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er sie dadurch verlieren würde? Er hatte genug Bücher gelesen, um zu wissen, dass ihre Reaktion nicht vorhersehbar war. John rieb sich geistesabwesend über die Handgelenke und seufzte. Das Risiko musste er eingehen. Er hatte ohnehin keine Wahl.
Er spürte, dass Valerie kam, noch bevor er sie sah. Sie schien gute Laune zu haben und sich auf den Spaziergang zu freuen. Wozu ihre Stimmung trüben, ihr vielleicht sogar Schmerz bereiten? fragte er sich plötzlich. Die Wahrheit hatte bestimmt noch ein paar Tage Zeit. Doch er wusste, dass das nicht stimmte. Dafür musste er nicht einmal auf Nallas Energieanzeige sehen, er wusste genau, was dort stand. Er hatte schon zu lange gezögert.
"Ist irgendetwas?" fragte Valerie mit einem prüfenden Blick in sein Gesicht, als sie ihn erreichte.
"Nein, alles bestens. Sollen wir?" Er bot ihr den Arm und sie hakte sich gutgelaunt bei ihm unter.
"Hier, ich habe dir ein Sandwich mitgebracht." Sie reichte ihm ein eingewickeltes Päckchen. "Kräuterquark und Tomaten", erklärte sie ihm, als er das Sandwich auspackte. "So wie du es magst."
"Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen."
"Doch, ich denke schon. Du isst bestimmt nicht genug und arbeitest zu viel."
John biss in sein Sandwich hinein. "Apropos Arbeit. Meine neue Wohnung ist fast fertig."
"Wann darf ich sie sehen?" Valerie brannte vor Neugier.
"Samstagabend mache ich eine kleine Einweihungsfeier."
"Ich freue mich schon drauf." Valerie grinste.
Einer plötzlichen Eingebung folgend lenkte John seine Schritte in den kleinen Park, in dessen Mitte sich ein großer Spielplatz befand. Häufig hatte John schon da gesessen, die spielenden Kinder beobachtet und sich vorgestellt, wie es Nalla wohl da gefallen würde. Es war ganz anders als zu Hause und sie würde sich vermutlich erst daran gewöhnen müssen, aber er konnte sich so lebhaft vorstellen, wie sie dort umhertollen würde, dass sich sein Herz vor Sehnsucht zusammenzog.
Eine Zeitlang standen Valerie und er da und sahen den Kindern beim Spielen zu, dann zog Valerie ihn weiter.
"Magst du keine Kinder?" fragte er sie plötzlich.
Sie sah ihn überrascht an und zuckte mit den Achseln. "Prinzipiell schon, schätze ich. Ich habe bloß wenig Bezug zu ihnen, sind immerhin nicht meine eigenen", sagte sie und wandte sich ab.
Johns Herz sank ein wenig. Nicht ihre eigenen. Doch er gab noch nicht auf.
Valerie musterte ihn verwundert, als er unbewegt an Ort und Stelle blieb.
"Möchtest du denn eigene Kinder haben?"
Valerie fühlte sich unter seinem Blick äußerst unwohl. So persönlich waren ihre Gespräche noch nie gewesen. Sie lachte, um ihre Verlegenheit zu überspielen. "Zunächst bräuchte ich ja erstmal einen Mann."
John bemühte sich ebenfalls um ein Lächeln, um den Ernst aus seiner Frage zu nehmen. "Sieh es einfach als eine Grundsatzfrage. Würdest du gern Kinder haben?"
Valerie dachte kurz nach. "Irgendwann schon", sagte sie unsicher. "Wenn ich den richtigen Mann dafür finde."
"Und wenn du den Mann dafür schon jetzt hättest. Würdest du dann schon jetzt Kinder wollen?"
Valerie sah ihn irritiert an. Was wollte er bloß von ihr? "Nein", sagte sie leicht gereizt. "In vier, fünf Jahren vielleicht. Bisher habe ich nämlich nur studiert und dann einen minderwertigen Job gehabt. Erst seit einem Jahr oder so habe ich wirklich eine Arbeit, die mir Spaß macht. Ich möchte das auskosten, ein wenig Geld verdienen, Karriere machen und mein Leben genießen. Können wir jetzt bitte weiter gehen?"
"Ja, natürlich", sagte John bedrückt. Er konnte ihr nicht von Nalla erzählen. Vielleicht würde er es niemals können. Er hatte noch ein paar Wochen, bis Nalla erwachte, und die würde er mit Valerie verbringen. Und wenn sie bis dahin ihre Meinung nicht ändern würde, würde er ihr für immer Lebewohl sagen müssen. Er schluckte, als allein bei dem Gedanken daran sich wieder die Leere in seinem Inneren auszudehnen begann.
"Was ist los?" fragte Valerie plötzlich leise und berührte sanft seine Wange. "Wieso ist es dir so wichtig, was ich von Kindern halte?" Sie verdrängte energisch die einzig mögliche Erklärung, die ihr dazu einfiel.
Jetzt wäre der Augenblick, es ihr zu sagen, dachte John. Aber er traute sich nicht. Zu eindeutig war ihre Reaktion vorhin gewesen. "Nur so." Er lächelte traurig und nahm wieder ihre Hand. "Es hat mich einfach interessiert, wie du dazu stehst. Lass uns jetzt gehen."
"Ok." Valerie warf ihm noch einen verständnislosen Blick zu, ließ die Sache jedoch dabei

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