Seelenband
schließlich da! Grauen erfasste ihn und er dachte an Nalla. Es geht ihr gut, versuchte er sich zu beruhigen. Sie würden ihr nichts tun. Schließlich war sie nur ein unschuldiges Kind. Und vielleicht hatte er sich auch geirrt.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, lief er zu seiner alten Wohnung. Vorsichtig, mit seinem Geist nach allen Seiten tastend, näherte er sich der Tür. Es war alles ruhig. Doch davon ließ er sich nicht täuschen. Mit zitternden Händen holte er den kleinen Scanner aus der sorgfältig verschlossenen Innentasche seiner Jacke und überprüfte die Umgebung. Dann atmete John erleichtert aus. Es war niemand da. Er wartete noch fast eine Stunde, wobei er Nalla mit seinem Geist ständig im Fokus behielt. Wenn sie wirklich kamen, würde er ihnen allein entgegen treten, er würde Valerie und seine Tochter da nicht mit hineinziehen.
Als auch nach einer Stunde niemand kam, entspannte John sich ein wenig. Er stellte den Scanner so ein, dass dieser einen stummen Alarm gab, wenn einer von seinem Volk in Reichweite war, und steckte ihn wieder in die Jackentasche. Dann nahm John einen Bus und fuhr ein paar Stationen in die falsche Richtung. Anschließend stieg er in einen anderen Bus um, um seine Spur endgültig zu verwischen. Er hatte sich noch nie auf direktem Weg zwischen den beiden Wohnungen bewegt. Als er schließlich zufrieden war, lief er zu seiner neuen Unterkunft und packte hastig eine Tasche mit dem Nötigsten zusammen. Valerie würde sich bestimmt schon Sorgen machen. Er horchte in sie hinein, konnte zum Glück jedoch nur leichte Ungeduld ausmachen. Rasch setzte John sich wieder in Bewegung.
Valerie begrüßte ihn an der Wohnungstür mit einem kleinen Kuss. "Du hast lange gebraucht", stellte sie fest und nahm ihm die Tasche ab. "Und du bist ja ganz nass", fügte sie missbilligend hinzu.
"Ich habe einen kleinen Spaziergang gemacht", sagte John entschuldigend. "Ich dachte, du kannst die Zeit gut gebrauchen, und außerdem hättest du bei diesem Wetter bestimmt nicht raus gewollt." Er zog seine Jacke aus und trug sie ins Badezimmer, wo er sie in der Dusche zum Trocknen aufhängte.
"Du bist im Regen spazieren gegangen?" fragte Valerie kopfschüttelnd.
"Nein, der Regen hat erst später eingesetzt", erklärte John, dann folgte er Valerie ins Wohnzimmer. "Du hast etwas Besonderes vorbereitet", bemerkte er überrascht.
"Ja." Sie strahlte. "Deinen allerersten Film-Nachmittag. Du hast nämlich eine erstaunliche Bildungslücke, was das angeht."
John lachte und sah sie vergnügt an. "Und was ist das?" Er wies auf die Schüsseln mit Popcorn, Chips und Knabbergebäck.
"Die traditionelle Verpflegung", erklärte Valerie. "Schrecklich ungesund", fügte sie hinzu. "Ich hoffe aber, du gibst ihr dennoch eine Chance. Ich wusste nicht genau, was du magst oder verträgst, also habe ich eine kleine Auswahl zusammengestellt."
John riss sie in seine Arme und ließ sich mit ihr lachend auf das Sofa fallen. "Du bist einfach unglaublich, Valerie."
"Ich weiß." Sie grinste.
"Oder soll ich dich Val nennen?" fragte er plötzlich.
"Wieso denn das?" fragte sie erstaunt zurück.
"Nun, alle deine Freunde nennen dich so. Logan hat dich so genannt. Es scheint eine intime Anrede für dich zu sein."
"Nein", sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich liebe es, wie du meinen Namen aussprichst, du verleihst ihm irgendwie einen ganz besonderen Klang. Außerdem", sie sah ihn schelmisch an. "Außerdem dachte ich, dass du nicht mein Freund, nicht einmal mein Lebensabschnittsgefährte, sondern mein Etkeja", sie stolperte leicht über den fremdartigen Klang des Wortes, "bist."
Gerührt zog John sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. "Genau das bin ich,
Pei Thara
. Und werde es ewig bleiben."
Valerie lächelte. Dieser Gedanke wurde immer verlockender. Sie rückte sich in eine eher sitzende Position auf Johns Schoß und küsste ihn leidenschaftlich. "Schön, dass du wieder da bist."
Er gab ihr seinerseits einen enthusiastischen Kuss und seine Hände begannen an ihrem Körper auf und ab zu wandern. "Hey, wir wollten doch einen Film sehen", beschwerte Valerie sich neckisch.
John ließ einen übertriebenen Seufzer hören. "Also gut, wenn es sein muss." Doch er lächelte sie strahlend an. Er würde alles tun, um sie glücklich zu machen. "Was sehen wir uns an?" fragte John, als Valerie den Fernseher einschaltete und eine DVD in den Player schob.
"Star Wars IV", erklärte sie. "Als Alien musst du doch mit den gängigsten Vorstellungen der
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