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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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berufen gefühlt, dort anzuhalten und durch den Wald zu wandern.
"Dort müssen wir so schnell wie möglich hin", sagte John drängend und schloss die Augen.
"Aber klar doch", murmelte Valerie so leise, dass es kaum zu hören war. Er reagierte nicht und sie gab verärgert Gas.

John tastete sich an der Verbindung zu Nalla entlang. Irgendetwas musste schief gegangen sein. Sie war plötzlich und ohne Vorwarnung aufgewacht. Vielleicht eine Fehlfunktion im System, das nicht für einen Dauereinsatz ausgelegt war. Es graute ihm vor der anderen Alternative, die ihm im Kopf herumspukte: dass
    sie
sie gefunden hatten. Auf jeden Fall war seine Tochter völlig verängstigt, verwirrt und allein. Er musste zu ihr, bevor sie in einen Schock verfiel oder irgendeine Nachwirkung ihres langen Schlafs zu spüren bekam. Er tastete nach ihrem Geist und versuchte sie zu beruhigen, ihr zu sagen, dass er gleich da sein würde, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Doch obwohl er sie deutlich spüren konnte, kam er nicht zu ihr durch. Dafür war sie viel zu verängstigt.
John öffnete die Augen und schaute auf die Straße. Sie hatten die Stadt verlassen und der Weg vor ihnen war leer. "Kannst du nicht schneller fahren?" drängte er Valerie mit einem Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige.
"Hier ist 70 und ich fahre schon 80", erwiderte sie gepresst. "Mit dem Bus wärst du auch nicht schneller gewesen."
John öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber schnell wieder. Sie hatte jeden Grund, sauer auf ihn zu sein. "Da vorne ist es!" rief er etwa fünf Minuten später, als der Parkplatz endlich in Sicht kam.
Noch bevor Valerie den Wagen völlig zum Stehen gebracht hatte, riss John die Tür auf und sprang hinaus. Fluchend betätigte sie die Handbremse und sprang ebenfalls nach draußen. "Und was jetzt?" schrie sie ihn an.
Trotz seiner Ungeduld zögerte John einen Augenblick lang. "Es ist besser, wenn ich allein gehe, Valerie", sagte er, mühsam um Beherrschung ringend. "Es ist recht weit und ..." Er verstummte und schien wieder nach etwas zu lauschen. "... und es könnte gefährlich sein", beendete er den Satz. Sollten sie tatsächlich bei Nalla sein, konnte er nicht vorhersagen, was passieren würde.
"Ich komme mit", unterbrach Valerie seine Gedanken. Und er spürte, dass jede Diskussion vergebens sein würde.
"Also gut", brummte er. "Aber nur, weil ich keine Zeit habe, mit dir darüber zu streiten."
"Fein!" Valerie funkelte ihn verärgert an. "Dann lass uns gehen."
John musste sich stark zusammenreißen, um sie im dunkler werdenden Wald nicht abzuhängen. Er kannte den Weg und er war das Wandern mittlerweile gewöhnt. Sie hingegen schien sich nicht besonders häufig im Wald aufzuhalten. Dennoch schlug sie sich erstaunlich gut, vermutlich dank ihres verbissenen Entschlusses, ihn nicht aufzuhalten, und der Neugier, die sie ebenso vorantrieb, wie ihn seine Sorge um Nalla.
Als er nah genug war, holte John seinen Scanner hervor und machte einen sorgfältigen Check der Umgebung. Es schien alles in Ordnung zu sein, zumindest hatten
    sie
sie nicht gefunden. Erleichtert steckte er den Scanner wieder ein und ignorierte Valeries neugierigen Blick. Er hatte später noch genug Zeit, ihr alles zu erklären. Jetzt musste er zu seiner Tochter. John setzte sich wieder in Bewegung und Valerie folgte ihm keuchend. Er spürte ihre Erschöpfung, doch im Augenblick konnte er ihr leider nicht helfen.
Valerie stolperte und fiel auf alle Viere. Dann rappelte sie sich mühsam auf und massierte das schmerzende Knie. John schien das nicht einmal bemerkt zu haben. Toller Seelengefährte, dachte Valerie sarkastisch. Vielleicht hätte sie ihn doch ganz allein in diese Wildnis ziehen lassen sollen. Sie machte das alles nur für ihn, da konnte er zumindest etwas mehr Rücksicht nehmen. Sie machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn und verzog schmerzhaft das Gesicht. Na super! Eine Prellung war genau das, was ihr noch gefehlt hatte.
Sie hörte, wie John weiter vorn stehen blieb und dann zu ihr zurück eilte. "Lass mich mal sehen", sagte er besorgt.
"Geht schon", zischte Valerie ein wenig besänftigt. Immerhin hatte er es doch zumindest bemerkt. Seine helfende Hand schüttelte sie dennoch stolz ab. "Geh schon."
"Es ist nicht mehr weit", sagte John aufmunternd und reichte ihr wieder die Hand.
Valerie konnte erkennen, wie schwer es ihm fiel, seine Geschwindigkeit der ihren anzupassen, und sie war froh, dass er es dennoch tat.
"Wir sind da", sagte John schließlich und

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