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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Verpflichtungen einzugehen. "Bleibst du heute Nacht auch hier?"
"Würdest du dich darüber freuen?"
"Ja, das würde ich sehr", sagte Valerie und errötete plötzlich. "Nicht nur deswegen", fügte sie verlegen hinzu. "Es ist so schön, einfach neben dir zu liegen, mit dir zu sprechen, dich zu berühren."
"Ich weiß,
    Ethkeya
", erwiderte er und sah sie glücklich an. "Mir geht es ähnlich." Dann blickte er an sich hinab. "Ich sollte dann zu meiner Wohnung gehen und mich umziehen. Mir vielleicht sogar ein paar Sachen hier rüber holen, was meinst du?" Er sah sie fragend an.
Sie nickte lächelnd. Mit ihm schien alles so einfach und selbstverständlich zu sein. "Ich kann dich fahren", schlug sie ihm vor.
"Das ist nicht nötig", winkte er ab. "Es ist nicht sehr weit und ich denke, du könntest auch ein wenig Zeit für dich allein gebrauchen." Er legte sanft seine Hand auf die ihre. "Um zu dir zu kommen und deine Gedanken zu sortieren."
Valerie nickte dankbar. Er hatte wie immer Recht, sie brauchte tatsächlich Zeit zum Nachdenken. Und auf einmal freute sie sich unwahrscheinlich auf eine heiße Dusche. "Bleib aber nicht zu lange weg", sagte sie mahnend.
"Würde mir nicht im Traum einfallen." Er nahm sie in die Arme und gab ihr einen sehr langen Kuss. "Ich bin bald wieder da", versprach er ihr. Dann griff er seine Jacke und verließ die Wohnung.
Valerie sah ihm nach, bis er im Treppenhaus verschwunden war. Dann schloss sie die Tür und lehnte sich erschöpft und glücklich dagegen.

John lief auf die Straße hinaus. Der Himmel hing schwer mit grauen Wolken, doch zumindest regnete es nicht. Noch nicht.
Er konnte nicht widerstehen, einen Blick zu Valeries Fenster herüber zu werfen, und er spürte die feste geistige Brücke, die seine Seele mit der ihren verband. Egal, wie weit entfernt sie voneinander auch sein mögen, er würde sie von nun an immer spüren können, immer wissen, wie es ihr ging. Er lächelte glücklich und tastete nach ihrem Geist. Sie war so tapfer, seine wunderbare menschliche Seelengefährtin, so mutig und stark, dass ihm die Worte fehlten. Wie viele andere wären unter seiner Enthüllung zusammengebrochen, wären geflüchtet, hätten ihn der Polizei überlassen. Doch nicht sie, nicht seine Valerie.
Lediglich die Sorge um Nalla dämpfte sein Glück. Was, wenn Valerie sie nicht akzeptierte? Was, wenn sie ihn daraufhin verließ? Würde er es erneut überstehen, dass seine Seele in Stücke riss? Natürlich würde er es, dachte er grimmig. Für Nalla würde er alles tun. Er würde seine Tochter nicht einsam und schutzlos in einer fremden Welt zurücklassen. Wie sollte er auch, wenn er es nicht einmal in ihrer Heimat vermocht hatte. Entschieden drängte John diesen Gedanken beiseite. So weit war es noch lange nicht und es würde auch nicht so weit kommen. Valerie war viel zu liebevoll und gütig dafür. Wenn sie sogar einem düsteren fremden Mann ihre Fürsorge hatte angedeihen lassen, würde sie sie seinem kleinen Mädchen gewiss nicht verwehren. Sie brauchte lediglich ein wenig Zeit. Das hatte sie selbst gesagt. Nun, ein wenig Zeit konnte er ihr geben - ein, zwei Wochen vielleicht. Genug Zeit, um zu erkennen, was er bereits wusste, dass sie beide für immer verbunden, dass sie
    Ethkeyaa
waren. Und dann würde er Nalla endlich nach Hause holen, in das Zimmer, das sie immer an den Garten in ihrem alten Zuhause erinnern sollte, in dem sie so gerne gespielt hatte.
John streckte seinen Geist nach seiner Tochter aus. Die Verbindung war nicht so stark wie die zu Valerie, weil Nalla schlief und weil sie noch viel zu klein war, aber sie reichte aus, um ihn zu beruhigen, dass es ihr gut ging. Dann öffnete er seinen Geist ein wenig breiter, ließ das chaotische Gewirr menschlicher Emotionen ein wenig auf sich einwirken und versuchte, seinen Geist in dem trägen Strom zu entspannen. Es war sehr anstrengend für ihn, die mentalen Schranken ständig aufrecht zu halten, um von den unkontrollierten Emotionen nicht überwältig zu werden.
Plötzlich stockte John. Da war etwas, etwas, das nicht dorthin gehörte. Er versuchte zu lauschen, es aus dem Gewirr der menschlichen Empfindungen herauszulösen. Doch so plötzlich wie es aufgetaucht war, war es auch wieder fort. Es war, als hätte jemand in einem unachtsamen Augenblick an ihn gedacht, sich dann aber zur Ordnung gerufen. So sehr John sich auch bemühte, er konnte dieses leise Echo nicht wieder finden. Seine Gedanken fingen zu rasen an. Sie waren da! Sie waren

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