Seelenband
Menschen über Wesen wie dich vertraut sein."
"Wesen wie mich?" gluckste John, als der Film anfing.
"Shht", sagte Valerie mit gespielter Strenge und setzte sich neben ihn. "Sieh zu und lerne."
John schüttelte belustigt den Kopf und nahm vorsichtig ein wenig Popcorn, als Valerie ihm die Schüssel reichte.
So fühlt es sich also an, ein Mensch zu sein, dachte er zufrieden, während er sich den Film anschaute, Valerie im Arm hielt und vorsichtig das klebrige Popcorn kaute.
"Wesen wie ich", wiederholte er amüsiert, als die ersten
Aliens
ins Bild kamen.
"Ich weiß gar nicht, was du hast", kicherte Valerie vergnügt. "Einige von ihnen sehen dir richtig ähnlich."
"Ja, insbesondere dieses große haarige Monster", konterte John.
"Das ist Chewbacca", klärte Valerie ihn entrüstet auf. "Und ja, du hast recht, eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen, wenn man von den ganzen Haaren mal absieht."
John knuffte sie spielerisch in die Seite und sie lachte vergnügt. Wenn ihr Freund schon von einer anderen Welt kommen musste, dann konnte sie doch wenigstens ihren Spaß dabei haben.
Der Film war fast zu Ende, als Johns Armbanduhr plötzlich ein lautes Piepen von sich gab. "Du hast vergessen, deinen Wecker auszustellen", murmelte Valerie, die an seiner Schulter eingedöst war, unzufrieden. Ihr Kopf rollte zur Seite, als John plötzlich aufsprang. "Hey!" beschwerte sie sich und öffnete die Augen. Johns Anblick ließ sie ihre Trägheit sofort vergessen. Bleich und mit schreckensgeweiteten Augen stand er da und starrte auf seine Armbanduhr. Er sah aus, als würde er, barfuß wie er war, gleich aus der Wohnung stürmen.
"Was ist los?" fragte Valerie alarmiert und sprang ebenfalls auf.
"Ich muss weg!" presste John hervor, er war schon dabei, seine Schuhe zuzumachen und im nächsten Augenblick rannte er wie von Sinnen in den Flur.
Verständnislos lief Valerie ihm hinterher. "Was ist los?" wiederholte sie, dieses Mal klang echte Angst in ihrer Stimme.
"Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären", keuchte er. Sein Blick war panisch.
"John!" Sie schrie regelrecht seinen Namen. "Sieh mich an!"
Er erstarrte und warf ihr einen gequälten Blick zu. "Bitte, Valerie, ich werde dir alles erklären, aber jetzt muss ich weg!" Er griff sich seine Jacke und lief hinaus.
Valerie brauchte nur einen Augenblick, um in ihre Turnschuhe zu schlüpfen, und einen weiteren, um sich ihre Jacke und Schlüssel zu schnappen, dann knallte sie die Tür hinter sich zu und rannte hinter ihm her.
"Bleib stehen!" rief sie verärgert, als sie ihn einholte. "Was suchst du?" fügte sie erstaunt hinzu, als ihr auffiel, dass er sich hektisch auf der Straße umsah.
"Die nächste Bushaltestelle, wo ist sie?" Er sah sie beschwörend an.
"Komm!" Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn zurück zum Haus.
"Bitte, Valerie, lass mich gehen!" flehte er.
"Wir nehmen mein Auto", sagte sie bestimmt und zerrte ihn in die Tiefgarage. "Ich komme mit", fügte sie in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete.
John nickte. Im Augenblick war ihm jedes Mittel recht.
Valerie entriegelte den Wagen und John sprang auf den Beifahrersitz.
"Wohin fahren wir?" fragte sie gezwungen ruhig. Sie hoffte sehr, dass John eine gute Erklärung für sein Verhalten hatte, aber sie spürte, dass jetzt nicht der richtige Augenblick dafür war. John sah aus, als würde er jeden Augenblick durchdrehen.
"Aus der Stadt raus", sagte er grimmig. "Du kennst ja die Busroute", fügte er mit einem kleinen Seitenblick hinzu.
Das war es also, dachte Valerie aufgeregt. Die mysteriösen Samstags-Ausflüge. Jetzt würde sie endlich erfahren, was es damit auf sich hatte. Und wieso er sie nicht dabei haben wollte.
Sie spürte Ärger in sich aufsteigen. Da erzählt er ihr was von Seelenverwandtschaft und hatte offensichtlich nicht vor, einen ziemlich wichtigen Teil seines Lebens mit ihr zu teilen.
Während sie fuhr, saß John vornüber gebeugt und starrte so gebannt aus dem Fenster, als könnte er allein durch seine Willenskraft die Geschwindigkeit des Fahrzeugs erhöhen.
Als Valerie an einer roten Ampel hielt, fluchte er leise und sah sich ungeduldig um.
"Wenn die Polizei uns festnimmt, kommen wir nirgendwohin", schoss sie ihm verärgert zu.
Er sah sie an und entspannte sich ein wenig. "Ich werde dir alles erklären", versprach er ihr erneut und sah sie leidend an. "Kennst du den Parkplatz an der Hängebrücke?" fragte er sie plötzlich.
Valerie nickte. Sie war schon mehrmals daran vorbeigefahren, hatte sich aber noch nie
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