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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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schrillen Ton an. "Ich habe verdammt noch mal akzeptiert, dass du ein
    Alien
bist! Und da glaubst du, ein Kind würde mich schocken?"
"Aber wieso bist du dann so wütend?" fragte John vorsichtig.
"Weil du es mir nicht gesagt hast! Weil du deine Tochter vor mir versteckt gehalten hast, als wäre ich ein Monster! Weil du nicht genug Vertrauen zu mir gehabt hast, um etwas für dich so Wichtiges mit mir zu teilen!" Sie wandte sich ab und wischte sich über das Gesicht. "Ich bin müde, ich gehe jetzt schlafen."
John streckte seine Hand nach ihr aus. "Es tut mir so leid, Valerie. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht." Sie widersprach ihm nicht. "Bitte lass uns nicht so auseinander gehen."
Sie blieb stehen und sah ihn traurig an. "Ich brauche einfach etwas Zeit, um darüber hinwegzukommen", sagte sie. Sie fühlte sich von ihm verraten.
"Das verstehe ich", erwiderte John niedergeschlagen. "Ich liebe dich, Valerie."
Sie nickte stumm. Was auch immer das für ihn bedeuten mochte. Langsam ging sie in ihr Schlafzimmer und schloss nachdrücklich die Tür hinter sich. Dann kuschelte sie sich in die Decke, unter der sie noch letzte Nacht gemeinsam geschlafen hatten, und fing an zu weinen.

Irgendwann, sie wusste nicht genau, wie spät es war, stand sie auf, weil ihre Blase drückte, und tastete sich im Dunkeln in Richtung Badezimmer. Als sie aus ihrem Zimmer kam, stolperte sie über etwas und wäre beinahe gestürzt, hätte eine Hand nicht plötzlich nach ihr gegriffen und sie auf den Beinen gehalten.
"John!" entfuhr es Valerie. "Du hast mich vielleicht erschreckt. Was machst du da?" zischte sie, als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie ihn am Boden sitzen sah.
"Du hast geweint", sagte er, anstatt ihre Frage zu beantworten. "Und ich konnte dich nicht trösten."
"Woher weißt du das?" fragte sie zurück. Sie hatte versucht, leise zu sein.
Er blickte zu ihr hoch und sie erschrak, wie eingefallen sein Gesicht wieder wirkte. "Ich habe jede einzelne deiner Tränen gespürt", sagte er leise. "Hier", er zeigte auf seine Stirn, "und hier." Er wies auf seine Körpermitte. "Ich hätte dich so gern getröstet." Er erhob sich. "Darf ich?" Er sah Valerie fragend an und streckte seine Arme nach ihr aus. Sie nickte nach kurzem Zögern und er legte seine Arme um sie, zog sie an sich und hielt sie fest, so fest, wie sie keiner mehr gehalten hatte, seit sie erwachsen geworden war.
Sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter fallen und genoss die Geborgenheit, die er ihr bot. Sie war noch immer verletzt und verärgert, aber in seinen Armen ließ sich das alles irgendwie besser ertragen als ohne ihn.
Plötzlich hörten sie tapsende Schritte auf dem Boden und eine kleine Gestalt erschien im fahlen Mondlicht. "Nalla?" fragte John besorgt.
Das kleine Mädchen sah Valerie und ihren Vater mit großen Augen an, dann sagte sie irgendetwas in ihrer Sprache. John stutzte überrascht, dann lächelte er und sprach rasch auf sie ein.
"Was hat sie?" fragte Valerie leise.
"Sie will wissen, wieso du böse zu mir bist", erklärte John noch immer lächelnd.
"Ich böse zu dir?" wiederholte Valerie aufgebracht, verstummte jedoch, als das Kind sie durchdringend ansah.
John löste sich langsam von Valerie und ging zu seiner Tochter herüber, die er in den Arm nahm. "Sie spürt, dass du sauer auf mich bist und wie sehr mich das belastet, also gibt sie dir die Schuld dafür", erklärte John, während er wieder zu Valerie zurückging. Demonstrativ legte er seinen freien Arm um Valeries Schultern und zog sie an sich. Dann sagte er ein paar ernste Worte zu Nalla. "Ich habe ihr erklärt, dass du sehr nett bist und meine Freundin", übersetzte er es anschließend für Valerie.
"Hallo, Nalla", sagte sie. "Ich heiße Valerie und ich freue mich, dass du da bist." Sie versuchte, soviel Herzlichkeit wie möglich in ihre Stimme zu legen. Das schien der Kleinen zu genügen und sie lächelte zaghaft.
Zufrieden drückte John sie beide an sich. Nalla sagte wieder irgendetwas zu ihrem Vater und John seufzte.
"Was ist los?" fragte Valerie.
"Sie will nicht allein schlafen", sagte er bedauernd. "Ich wäre so gern noch bei dir geblieben,
    Pei Thara
, aber ich habe sie schon zu lange allein gelassen, und obwohl sie sich nicht daran erinnern kann, spürt sie es instinktiv."
Valerie nickte. Natürlich ging das Kind für ihn vor. Dennoch ließ er sie noch immer nicht los.
"Oder darf ich ..." Er stockte. "Dürfen wir heute Nacht bei dir bleiben?"
Valerie gab sich geschlagen.

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