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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Pferdeschwänzchen wild tanzten.
"Käse?"
Wieder ein Kopfschütteln, dieses Mal begleitet von einem Kichern. Zumindest schien ihr das Spiel Spaß zu machen.
"Aber was dann?" Valerie sah sie fragend an.
"Flakes!" sagte Nalla schließlich und Valerie musste lächeln. Das wäre zwar auf Dauer ein wenig einseitig, aber am ersten Tag würde sie es ihr durchgehen lassen. Sie nickte und Nalla lächelte zufrieden.
Bevor sie zurück zum Auto gingen, machten sie noch einen kurzen Abstecher in einen Spielzeugladen, wo Nalla sich eine Puppe aussuchen durfte. Jedes Mädchen brauchte schließlich eine. Außerdem kaufte Valerie ihr noch ein Memory-Spiel, um ihr beim Lernen der Sprache zu helfen.
Als sie schließlich nach Hause kamen, lief Nalla die ganze Wohnung ab, offensichtlich auf der Suche nach jemandem. Dann blieb sie enttäuscht vor Valerie stehen. "Oteya?" fragte sie traurig. Und obwohl Valerie das Wort nicht kannte, spürte sie, dass sie nach ihrem Vater fragte. Sie zog das Mädchen tröstend an sich. "Dein Papa kommt bald", versprach sie ihr und hoffte, dass das auch stimmte. "Er ist bald wieder da. Komm, wir essen jetzt erstmal."
Valerie wartete Nallas Nicken ab, dann hob sie sie hoch und trug sie in die Küche.

John kam tatsächlich recht früh nach Hause, anscheinend hatte er die Schicht im
    "Pablo"
ausfallen lassen. Er riss Nalla, die auf ihn zugestürmt war, hoch und drückte sie an sich. Dann umarmte er Valerie und gab ihr einen festen Kuss auf die Wange.
Valerie drückte seine Hand. Sie verstand, dass sie vor Nalla nicht als ein Paar auftreten konnten, noch nicht zumindest.
"Ich habe was mitgebracht", sagte John und reichte Valerie eine Einkaufstasche.
"Oh, du willst kochen", sagte sie erfreut, als sie einen kurzen Blick hinein warf.
"Ja", bestätigte John glücklich. "Außerdem habe ich ein paar Lernspiele für Nalla ausgeliehen." Er setzte seine Tochter wieder ab und schien sie erst da zum ersten Mal richtig anzusehen. "Woher hat sie diese Sachen?" fragte er überrascht.
"Wir waren ein wenig shoppen", erklärte Valerie zufrieden. "Nachher können wir ja eine kleine Modenschau veranstalten.
John nickte erfreut und bedrückt zugleich. Erfreut, weil Valerie Nalla offensichtlich ins Herz geschlossen hatte und auch, weil seine Tochter so hübsch aussah. Bedrückt, weil er sich die Sachen ohne Valeries Hilfe nicht hätte leisten können und auch, weil es nicht richtig war, dass sie für seine Tochter Geld ausgeben musste.
"Was ist los?" fragte Valerie besorgt.
"Danke, dass du das für sie getan hast", erwiderte John ernst. "Aber du hättest nicht so viel Geld ausgeben müssen."
Valerie schoss ihm einen warnenden Blick zu. Er sollte bloß nicht damit anfangen. "So macht man das doch in einer Familie, oder?" fragte sie leise und hoffte, sich damit nicht zu weit vorgewagt zu haben. "Ich packe die Sachen erst mal in den Kühlschrank", sagte sie schnell und verschwand mit seinen Einkäufen in der Küche.
Nalla kam wieder zu ihrem Vater gelaufen und nahm ihn bei der Hand. Sie wirkte sehr ernst, als sie ihn etwas fragte. Dann sah sie ihn erwartungsvoll an. Valerie, die aus der Küche getreten war, meinte, die Worte
    Oteya
und
    Ameya
gehört zu haben, und hielt besorgt den Atem an. Sie wusste nicht, woher, aber sie hatte das Gefühl, dass die Kleine nach ihrer Mutter fragte. Johns schmerzverzerrtes Gesicht bestätigte ihre Vermutung. Seufzend hob er Nalla hoch und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Valerie folgte vorsichtig.
Zögernd, mit brüchiger Stimme, versuchte John, seiner Tochter etwas zu erklären, während sie ihn mit großen Augen anstarrte und ab und zu trotzig den Kopf schüttelte. Dann wandte sie sich von ihm ab und vergrub ihr Gesicht in den Sofakissen. Valerie konnte das Mädchen laut schluchzen hören. Und immer wieder schrie die Kleine nach ihrer Mutter. John versuchte hilflos, sie in die Arme zu nehmen, doch sie riss sich immer wieder schreiend von ihm los.
Valerie trat hinzu und strich dem Mädchen beruhigend über den Kopf. Es schien nicht viel zu helfen, aber zumindest wehrte Nalla sich nicht gegen ihre Berührung.
"Was hast du ihr gesagt?" fragte sie John leise.
Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht. "Sie hat mich gefragt, warum sie ihre Mami nicht mehr spüren kann, wo ihre Mami sei. Bei der Flucht war alles so schnell gegangen und sie ist noch zu klein, um zu verstehen, was es bedeutet, dass ihre Verbindung zu ihrer Mutter plötzlich abgebrochen war. Und dann, im Tiefschlaf, konnte sie es auch

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