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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Schatten ihn vor den Augen des Fremden verbarg. Er mußte höllisch aufpassen, nicht in die danebenliegende Grube zu rutschen, die er in der Finsternis nur zufällig ausgemacht hatte, als die Hand, auf die er sich gerade stützen wollte, voll ins Leere griff. Ein schabendes Geräusch ließ ihn neugierig hinter seiner Deckung hervorspähen.
    Dieser Kerl hat doch tatsächlich die Deckplatte weggeschoben! Der will wirklich an den Sarg!
    Als das Phantom für einen Augenblick mit der schweren Steinplatte beschäftigt war, huschte Pierre aus seinem Versteck einige Meter voran, hinter einen anderen Stein. Der Unbekannte verharrte augenblicklich mitten in seiner Bewegung und lauschte. Pierre hielt den Atem an. Verdammt! Hoffentlich hat er mich nicht gehört. Er wollte den richtigen Augenblick abpassen, um diese Kreatur zu schnappen. Die stand mittlerweile bis zur Brust im Grab. Ich bin gespannt, was ...
    Weiter kam er nicht mit seinen Gedanken. Das unerwartete Scheppern und Klappern seiner selbst konstruierten Alarmanlage ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Der Unbekannte in der Grube erstarrte.
    Jetzt oder nie! Er sprang aus seiner Deckung heraus und warmit wenigen Sätzen am Grab, aus dem die Ratte gerade herauszuklettern versuchte. Ohne weitere Höflichkeiten auszutauschen, warf er sich mit seinem ganzen Gewicht von hinten auf den Unbekannten. Jetzt, da dieser offenbar panisch versuchte der Grube zu entkommen, konnte er seine Hände nicht zur Verteidigung einsetzten. Das Phantom ächzte unter der Last von Pierres schwerem Körper und wurde am Rand des Lochs sofort vornüber geworfen. Wie ein Schraubstock schloß sich Pierres Unterarm am Kehlkopf seines Gegners. Gleichzeitig gelang es ihm – trotz der ruppigen Gegenwehr – einen Arm der Gestalt nach hinten zu drehen und unter den Schreien des Unbekannten in dieser schmerzhaften Position festzuhalten. Wie lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet! Um seiner Beute die Aussichtslosigkeit ihrer Lage zu verdeutlichen und sie damit zur Aufgabe zu zwingen, drückte er ihr mit seinem muskulösem Unterarm die Luft ab.
    »Hören Sie auf!« schrie der Gräberschänder und begann zu röcheln. »Wollen Sie mich umbringen?« Er gab augenblicklich seine Gegenwehr auf und sackte schlaff unter Pierres Gewicht zusammen.
    »Abbé! Abbé!« rief eine Stimme.
    Pierre sah sich um.
    »Haben Sie ihn?« Aufgeregt sprang Marie hin und her und wedelte mit der Laterne, während sie in der anderen Hand eine Bratpfanne schwang.
    Schnaufend lockerte er seinen Griff um den Hals des Fremden. »Leuchten Sie mal hier herüber! Wir wollen doch schließlich sehen ...«, ruppig drehte er die am Boden liegende Person auf die Seite, »... welchen Fisch wir hier an Land gezogen haben!«
    Marie schrie auf und ließ vor Schreck ihre Bratpfannenkeule fallen. »Das ist der Totengräber!«
    Der Schein ihrer Laterne streifte das geschändete Grab. »Oh Gott!« kreischte sie und zeigte wie verrückt auf die Grube, in der ein Sarg mit geöffnetem Deckel stand ... und darin lag ein schwarzgekleidete Toter.
    »Der alte Abbé! Der alte Abbé!«

11
    »Haben Sie unseren Gast heute morgen schon gesehen?« Pierre ging zu Marie an den Herd herüber um nachzusehen, was dort so appetitlich vor sich hin brutzelte.
    »Nein, aber der schläft bestimmt noch seinen Rausch aus.«
    »Ist ja auch kein Wunder«, gähnend setzte er sich an den Tisch und rieb sich die Augen. »Der Kerl hat doch glatt meinen ganzen Cognacvorrat weggesoffen!«
    »Wofür brauchen Sie überhaupt so viel Alkohol?« Sie sah über ihre Schulter zu ihm hinüber und wendete die gebratenen Eier.
    »Für solche Gelegenheiten ... wie in der letzten Nacht.« Er hob die Nase und schnüffelte nach dem leckeren Geruch des Gebratenen und des frischen Brotes. »Quasi als Medizin ... zur Beruhigung.«
    Marie sah kurz hoch und blickte ungläubig in seine Richtung. »Gibt es einen bestimmten Grund dafür, daß Sie heute morgen schon ohne Ihre Soutane frühstücken?«
    »Unser Gast hat etwas gegen schwarze Gewänder. Warum ... das erkläre ich Ihnen später.«
    »Glauben Sie, daß wir den Richtigen erwischt haben?« Sie kam mit den duftenden Eiern an den Tisch.
    »Wenn Sie das Phantom meinen, dann habe ich da so meine Zweifel. Unser Freund hat doch gestern freiwillig gestanden ... aber erst nachdem er sich mit meinem Lieblingscognac getröstet hat«, Marie verdrehte die Augen, »daß er sich eigentlich nur das Grab des Alten ansehen wollte.«
    »Nennen Sie das etwa

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