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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Stück Stoff. »Und wie es duftet!« Er nahm einen tiefen Atemzug. »Ja, es ist ihr Parfum! Ich habe es jetzt schon so oft gerochen, daß ich es überall wiedererkennen würde.« Während er das duftende Nichts traurig ansah, nahm er einen großen Schluck und dann noch einen ... bis das Glas leer war. Er wußte nicht, wie oft er sich nachschenkte, aber das kleine Fäßchen schien eine schier unerschöpfliche Quelle für diese tröstende Medizin zu sein.
    Irgendwann fiel sein Kopf wie ein Stein vornüber, und der Duft ihres Schals, den er wie ein Kopfkissen zwischen seine Arme gelegt hatte, begleitete ihn endlich in den Schlaf. Das monotone Tick-Tack der großen Uhr entschwand aus seinem Bewußtsein.
    »Wuff! Wuff!«
    Das Geräusch kam von weit, weit her.
    »Wuff!«
    Langsam schlug er seine bleischweren Augen auf. Es war dunkel.Blitzartig setzte sein Verstand wieder ein. Marie ist verschwunden! Er wußte zwar nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber auf jeden Fall nicht lange genug ... denn sie war immer noch nicht wieder da.
    Pock! Pock!
    Es war stockdunkel in der Pfarrküche.
    »Was machst du da, Hund?« Gähnend hielt er sich den Kopf.
    Pock! Pock!
    »Warte, ich mach’ uns erst mal Licht! Wo sind denn diese verdammten Zündhölzer?« Ein helles Klirren und ein dumpfer Schlag hallten durch die Küche. »Verdammt, das war das Glas ... und mein Cognacfaß!« Er sprang auf und kniete sich an der Stelle auf den Boden, an der er das Fäßchen in der Dunkelheit vermutete. »Und der Korken ist nicht drin! So ein verdammter Mist! Gleich ist das wertvolle Zeug in der ganzen Küche verteilt, und dabei ist die Nacht noch nicht einmal um!« Hektisch tasteten seine Hände den Boden vergeblich nach dem wertvollen Naß ab. »Ich werd’ noch wahnsinnig!« fauchte er, als ...
    Pock! Pock!
    Stille. Und wieder. Pock! Pock!
    Er erhob sich und lauschte mit spitzen Ohren in die Dunkelheit. Der Hund konnte es nicht sein, dazu war es zu regelmäßig. Es kam aus dem Flur. Wo sind denn diese verfluchten Zündhölzer! Hektisch stocherte er mit seinen Armen in der Dunkelheit. Irgendwo ... hier auf dem Tisch müssen sie doch liegen ...
    Das Klopfen wurde lauter.
    Da sind sie! Endlich! Der Hund lief aufgeregt auf und ab, als die gläserne Leuchte auf dem Tisch schließlich ihr Licht in der Pfarrküche verteilte.
    »Wuff!« Und schon war dieser sonst so träge Kerl mit einem Satz aus der Tür. Im Flur lief er direkt zur Kellertür, für die Pierre übrigens immer noch keinen Schlüssel gefunden hatte.
    Der Hund stand schwanzwedelnd vor der schweren Tür und Pierre unentschlossen neben ihm.
    »Soll ich dir glauben, mein Freund, oder hast du nur schlecht geträumt?« Das Tier sah ihn an und wedelte unentwegt mit seinem buschigen Schwanz. »Na, gut! Schlimmer kann es ja auch nicht mehr kommen!« Er stellte seine Lampe auf den Boden und zog mit einem kräftigen Ruck die Truhe von der Tür weg.
    Im selben Augenblick wurde die Kellertür von innen mit Gewalt aufgedrückt und flog mit einem Knall gegen eine Mauer.
    Und ... da stand sie!
    »Marie!« rief er, und noch ehe sie sich versah, nahm er sie stürmisch in seine Arme und küßte sie auf ihre Lippen. Sie hatte gar keine Chance sich zu wehren, weil dieser Kuß – der im übrigen immer noch andauerte – für sie aus heiterem Himmel gekommen sein mußte ... und sie in ihrer einen Hand eine Laterne und in der anderen irgend etwas anderes hatte. Ha! Sie konnte sich also gar nicht wehren! Er spürte, wie sie plötzlich ihren inneren Widerstand aufgab und sich willenlos in seine Arme sinken ließ und damit wohl den längsten Kuß in der Geschichte dieses Pfarrhauses eingeläutet hatte.

15
    »Wo bist du nur gewesen?« Pierre reichte ihr eine Tasse mit heißem Kaffee und zog seinen Stuhl – wie selbstverständlich – ganz dicht an den ihren heran, so, daß sich ihre Arme berührten, als er sich niedersetzte.
    Sie sah ihn immer noch ungläubig und unsicher an, und ihre Knie zitterten. Dieser unerwartete Kuß an der Kellertür hatte sie wohl mehr erschreckt, als die vielen Stunden da unten in den dunklen Gängen.
    »Das hätte ich schon viel früher tun sollen!« sagte er. Sie zupfte sich verlegen ihre Haare zurecht, als er zärtlich ihr Kinn ergriff und ihren Kopf zu sich herüberdrehte. »Du hast mir vom ersten Augenblick an gefallen! Wie du dagestanden hast ... in deinen farbverschmierten Sachen ... an dem Tag, als ich meinen Dienst hier angetreten habe.«
    Verlegen versuchte sie sich seinem Blick

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