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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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hatte. »Ist ja erstaunlich«, sie sah ihn von der Seite an, »wie lange ein halbwegs intelligenter Mann braucht, ehe er das Offensichtliche erkennt!« Vieldeutig hob sie ihre feinen, gezupften Augenbrauen.
    »Soll das etwa heißen ...«, ungläubig hielt er das gelbe Metallstück näher an die Laterne, »... daß das Ding hier echt ist?«
    Sie nickte langsam. »Das ist ... pures Gold!«
    »Nein, nein, nein!« Schnell legte er die kleine Münze wieder zu den anderen. »Du führst doch sicher wieder etwas im Schilde ... und hinterher stehe ich wie ein Idiot da, dem du einen mächtigen Bären aufgebunden hast! Ich kenn’ dich doch. Du bist nämlich die gerissenste Haushälterin, die ich je gesehen hab.«
    »Schade!« sagte Marie gleichgültig und begann die verstreuten Münzen wieder einzusammeln. »Das hätte mindestens für einen Rolls-Royce gereicht! Aber ... ganz wie du meinst!«
    »Halt! Liegenlassen!« Er deckte seine Hand blitzschnell über die restlichen Goldstücke, die noch auf dem Tisch lagen und überlegte.»Hm?« Sein Blick klebte unter der Decke der Pfarrküche. Verträumt neigte er sich mit seinem Stuhl nach hinten und balancierte seinen Körper schließlich nur noch auf zwei Stuhlbeinen. »Einen 40/50er?« seufzte er sehnsüchtig. »Einen echten Silver Ghost? Das neueste Modell? Ein wassergekühlter Sechszylinder mit verstärkter Kurbelwelle und vergrößerten Lagern?« Er sah sie verklärt an, als der Stuhl gefährlich weit nach hinten kippte. »Höchstgeschwindigkeit ...«, ihm stockte der Atem, »... wahnsinnige 111 Kilometer pro Stunde!« Er seufzte. »Aber welche Farbe nehme ich denn?«
    »Dann kauf dir doch gleich zwei ... wenn du dich nicht entscheiden kannst!« sagte Marie betont gleichgültig.
    Rums! Das haute ihn um! Eine kleine Unachtsamkeit bei seiner Balancenummer – im Geiste sah er sich nämlich schon am Steuer eines seiner Traumgefährte – und er kippte, trotz der wilden Ruderbewegungen seiner Arme, samt des Küchenstuhls hintenüber.
    »Ich denke ... das war ein klares ›Ja!‹. Wir behalten die Münzen also?« Marie liefen vor Lachen die Tränen übers Gesicht, als er sich unter Geächze und Gefluche wieder auf seine Beine mühte.
    »Hoppla!« Offensichtlich unberührt von diesem kleinen Mißgeschick setzte er sich wieder an den Tisch. »Aber wie stellst du dir das vor?« Er sah sie an. »Ich hab’ doch überhaupt keine Erfahrung mit solchen Mengen ... Geld? Er griff in den kleinen Sack und ließ die Münzen zwischen seinen Fingern hindurchgleiten. »Steht nicht schon bei Matthäus: ›Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde ... wo Motte und Wurm sie zerstören, und wo Diebe einbrechen und sie stehlen?‹«
    »Ja«, grinste Marie, »aber Matthäus wußte auch noch nichts von einem Rolls-Royce!«
    Sie hielten sich den Bauch vor Lachen.
    »Und außerdem ...«, sie tupfte sich eine Träne aus dem Auge, »... sieh dir deinen Bischof an! Er hat sogar einen Fahrer! Und der Papst in Rom lebt auch nicht von Wasser und Brot ... oder in einer Bretterhütte.«
    »Siehst du, das hab’ ich mir schon immer gedacht. Wasser predigen und Wein saufen! So läuft das bei uns da oben! Nein, nein!« Er wurde wieder ernster und wischte mit einer Handbewegung alle diese verrückten Gedanken vom Tisch.
    »So ein Blödsinn! Ich und ein Automobil ...« Er nahm wieder ihre Hand. »Aber du hast mir immer noch nicht verraten, wo du geblieben bist! Als ich mich in das Loch heruntergelassen habe, warst du schon weg! Wie vom Erdboden verschluckt!«
    »Ich wollte mir gerade den Petroleumkanister wieder umhängen, als sich plötzlich alles um mich herum drehte.« Sie hob ratlos die Hände. »Und da stand ich auch schon auf der anderen Seite der Mauer! Ich konnte wirklich nichts dafür!« rief sie sofort entschuldigend hinterher. »Ich hab’ noch nach dir gerufen und an die Mauer geklopft ... «
    »Ich hab’ nichts gehört! Die Wände da unten sind viel zu dick.« Er griff ihre Hand und drückte sie. »Wie konntest du mir nur einen solchen Schrecken einjagen?«
    »Ich konnte wirklich nichts dafür«, jammerte sie. »Irgendwie muß ich an einen Mechanismus an der Treppe oder in der Wand gekommen sein und ... schwupp!«
    Er raufte sich die Haare. »Na, jetzt wo wir dich endlich wiederhaben, interessiert es mich ja doch, wie um Himmels willen du in den Pfarrkeller gekommen bist. Den Schlüssel für diese Tür hab’ ich immer noch nicht gefunden.«
    »Der hätte dir auch nichts geholfen, denn von innen war

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