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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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dich aber ständig den Versuchungen Luzifers ausgesetzt sehen. Er will dich nicht gehen lassen! Und er wird dir pausenlos zureden! Bei Tag und bei Nacht! Ob du wachst oder schläfst. Wir befinden uns auf seiner Höllenerde, und er oder seine Helfer sind überall!« Severin sank kraftlos zusammen.
    »Aber wie soll man denn diese ganze Schuld, die wir als ehemalige Engel auf uns geladen haben, wieder loswerden?« fragte Pierre.
    »Du glaubst ihm doch nicht etwa!« Marie stieß ihn unauffällig in die Seite auf seinen blauen Flecken und verdrehte die Augen, was wohl bedeuten sollte, daß sie ihren Gegenüber für verrückt hielt. »Du bist ein wirklich lieber Mensch, Bruder Severin«, sie legte freundschaftlich ihre Hand auf die des Kräuterbruders, »aber kann es sein, daß dein Arsen ... na wie soll ich es sagen ...«
    »... meine Sinne getrübt hat?« half dieser würdevoll nach.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Na ... wäre es denn so unwahrscheinlich ... bei dieser Geschichte?« Hilfesuchend wandte sie sich an Pierre, der aber irgendwelchen Gedanken nachhing und überhaupt keine Anstalten machte, ihrem Gast ebenfalls schleichenden Irrsinn zu unterstellen.
    »Wenn du recht hast, Bruder, wie soll dann ein Menschenleben ausreichen, um den langen Weg zurück in die sieben Himmel zu finden?« überlegte Pierre.
    »Ich weiß es nicht, mein Freund. Aber wer sagt denn, daß es in einem Leben geschehen soll ...« Ratlos hob er seine Schultern. »Darüber stand aber nichts auf diesem Pergament.«
    »Also wirklich!« ereiferte sich Marie jetzt ungeduldig. »Du glaubst ihm doch nicht wirklich, daß wir ...«, aufgeregt zuckte sie mit den Händen, »... daß wir Engel sind?« Ihr Innerstes weigerte sich offensichtlich vehement dagegen, einen derartigen Wahnsinn überhaupt über ihre Lippen zu bringen.
    Pierre schwieg.
    »Du glaubst doch nicht wirklich ...«, stocherte sie nach, »daß wir hier in der Hölle sitzen?« Sie wurde immer erregter. »Und dann noch so ganz ohne Feuer! Das glaubt doch kein Mensch!«
    Pierre tat so, als hätte er sie nicht gehört und unterhielt sich weiter mit dem Kräuterbruder, der ermattet seinen Kopf auf den Tisch gelegt hatte. »Es würde so vieles hier auf der Erde erklären«, murmelte er.
    Severin hob den Kopf. »Und es wäre die Antwort auf die Frage, die ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe. › Wie kann Gott das alles nur zulassen?‹«
    »Weil er gar nicht hier ist!« murmelte Pierre. » Wir sind es, die bestimmen, ob es einen Krieg gibt, ob Unschuldige sterben müssen. Plötzlich ergäbe alles einen Sinn!«
    »Und weil ja alles noch nicht schlimm genug ist ...«, ergänzte Severin zynisch, »schickt uns Luzifer ... oder einer seiner Helfer ... noch diverse Krankheiten, Fluten, Dürren und andere Katastrophen auf den Hals ... denn es ist ja seine Welt, in der er tun und lassen kann, was er will!«
    Pierre schnaufte. »Und das alles nur, um zu sehen, wie wir uns in diesem chaotischen Spiel verhalten. Ob wir es schaffen, trotz der Knüppel, die er uns ständig zwischen die Beine wirft, den Überblick zu behalten ... und dabei zu erkennen ... was gut ... und was böse ist.«
    »Er verschärft einfach die Prüfungsbedingungen!« Severin hatte seinen Kopf wieder ermattet auf den Tisch gelegt.
    Herrisch zupfte Marie an ihrem feinen Kragen und richtete hektisch ihre Frisur. »Nein, nein, nein! Ich kann so etwas nicht glauben! So ein Unsinn!« Sie wurde richtig böse.
    »Aber nur, weil du es nicht glauben kannst, mein Kind«, Severin schielte hoch, »heißt es doch nicht ... daß es nicht wahr sein kann.« Er setzte sich unter lautem Schnaufen auf und sah sie streng an. »Beantworte mir nur eine einzige Frage ... und dann lasse ich dich mit meinem Irrsinn in Ruhe!«
    »Na, schön!« Unwillig beugte sie sich zu ihm über den Tisch.
    »Wie konnte Gott das zulassen?« fragte er leise. »Gib mir irgendeine andere ... intelligentere ... Antwort auf diese Frage ... als die, die du gerade von mir gehört hast!«
    Sie sah ihn unsicher an und schwieg.
    »Ich sage dir, mein Kind ...«, väterlich klopfte er auf ihren Arm, »es gibt absolut nichts in der Heiligen Schrift«, er seufzte, »es gibt absolut nichts ... in der ganzen Welt ... das diese Geschichte widerlegen könnte ... und es gibt keinen Theologen, der eine glaubwürdigere Antwort ... auf diese eine Frage hätte.« Nachsichtig lächelte er sie an. »Du bist jung. Vielleicht wäre es gut ... wenn du dir unsere Welt einfach mal

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