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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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recht!« kommentierte Pierres Nachbar amüsiert, ohne seine Zigarre aus dem Mund zu nehmen.
    »Mag ja sein«, flüsterte Pierre zurück, »aber er ist mindestens einen Kopf kleiner als dieses Großmaul Rodrigues!«
    »Warten Sie mal ab! Ich sag’ nur ... Hornisse!«
    Noch ehe sich Pierre nach der tieferen Bedeutung dieses Insektendings erkundigen konnte, ging die Veranstaltung im Vorgarten, die bei allen Zuschauern bereits einen wahren Freudentaumel ausgelöst hatte, in die nächste Runde.
    »Du Satan!« fauchte Rodrigues, und aus seinen Augen sprühten die Funken.
    Es hatte wohl lange niemand mehr gewagt, diesem arroganten Pfaffenbübchen so frech entgegenzutreten, wenn man mal von Marie absah, die ihn wegen des Hundes umgehauen hatte. Aber sie hatte bestimmt einen Weiberbonus gehabt ... und damit das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Der Fall hier lag jedoch leider ganz anders ... und der Kleine tat ihm jetzt schon leid. Rodrigues wird ihn in der Luft zerreißen! » Sollten Sie nicht einschreiten?«
    Der Dicke sah ihn erstaunt von der Seite an. »Warum?« Er blies eine große Wolke in die Luft. »Also für mich ist die Sache sonnenklar! Dieses ungezogene Bürschlein in seiner Kutte da ... steht widerrechtlich auf Privatgrund. Die Kirche hat gegen den Willen des Besitzers in keinem Vorgarten was zu suchen! Und ...«, er nahm seine Zigarre doch noch aus dem Mund, »... er hat unseren Maurice auch noch in aller Öffentlichkeit beleidigt!«
    Naja! Pierre wußte zwar nicht, warum der Gendarm so gelassen blieb, aber wenn die Sache zu gewalttätig würde, könnten sie ja immer noch eingreifen ... und eine kleine Abreibung hätte dieser Köter schon verdient. Aber wohl kaum von diesem kleinen Kerlchen ...
    »Hier!« Rodrigues läutete gerade die nächste Runde ein und nahm das Kreuz ab, das um seinen Hals hing, und hielt es in die Höhe. » Ich habe keine Angst vor dir, Satan!« schrie er und hing die Kette über den Gartenzaun, was der Gendarm nur mit einem vielsagenden »Oh, oh!« kommentierte.
    Maurice sah wieder zu ihnen hinüber und ... Da! ... natürlich hatte der Dicke neben ihm wieder mit den Schultern gezuckt! Genau wie vorhin!
    »Du ketzerischer Hund!« fauchte Rodrigues und zog sich die Ärmel hoch. »Du elende Zwergenkreatur ... laß uns kämpfen wie Männer!«
    »Oh, oh!« Der Dicke nahm einen Zug an seiner Zigarre und schüttelte den Kopf. »Dieses Bengelchen!«
    »Mit solch widerlichen Geschöpfen wie dir«, schrie Rodrigues, stürzte auf den Kleinen los und wollte ihn gerade mit den Händen am Hals würgen, »haben wir früher kurzen Prozeß gemacht, als ...«
    Weiter kam er nicht! Rums! Wie vom Blitz niedergestreckt fiel er hintenüber und blieb regungslos im Gemüsebeet liegen.
    »Nein, so eine Schande!« kommentierte der Dicke. »Genau auf die knackigen Radieschen!«
    Noch ehe Pierre begriff, was vorgefallen war, begann die Menge unter wildem Gejohle zu applaudieren. Ein offensichtlich Betrunkener torkelte zu dem immer noch regungslos Daliegenden und beugte sich wankend zu ihm herunter. Plötzlich riß er untergefährlichem Geschwanke seine Hände hoch und zählte laut und lallend: »Aachtt ... neeuuunn ... hicks ... aauuss!«
    Die Menge grölte und war kurz davor, den Vorgarten zu überrollen.
    »Tja, das war’s wohl schon!« Der Gendarm klatschte ebenfalls frenetisch Beifall und paffte wie wild. »Der Kampf ist vorbei! Ein glatter K.O.-Sieg für unsere Hornisse!«
    Ich bin scheinbar der einzige, der nicht weiß, was hier gerade abgelaufen ist!
    »Das war sein berüchtigter Aufwärtshaken!« Sichtlich amüsiert und befriedigt darüber, daß Rodrigues jetzt im Gemüse lag, wandte sich der Gendarm Pierre zu. »Was glauben Sie, warum unser kleiner Maurice hier schon seit zwei Jahren ungeschlagener Bezirksmeister ist?« Er hielt sich vor Vergnügen den Bauch, während sich der Sieger unter dem Gejohle der Menge wieder und wieder – zwischen dem Kohl und den Mohrrüben – verbeugte und die Jubelrufe seiner Fans entgegennahm. »Dieser linke Aufwärtshaken«, der Gendarm nahm sich jetzt noch mal einen Moment Zeit für Pierre, »ist weit und breit berüchtigt! Kaum zu sehen, ganz ohne Ansatz ...« Er duckte sich und ließ seine linke Faust nach vorne zucken. »Und wenn sein Hammer einschlägt, dann kommt das so schnell ... wie ... ja ... eben wie bei einem Hornissenstich.« Lachend nahm er die Zigarre aus dem Mund. »Und dann geht natürlich sofort das Licht aus!«
    Rodrigues lag immer noch auf dem

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