Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
rum und haben heftig einen auf Obermacker gemacht. Das haben wir uns natürlich nicht gefallen lassen und haben die kräftig aufgemischt. Geil!!!
Mias Augenbrauen zogen sich zu einem zornigen Strich zusammen.
Super, echt! In Berlin geht es voll ab und hier ist alles einfach nur beschissen!
Wütend klickte sie die letzte SMS an und begann zu lesen.
Sag mal, wieso meldest du dich denn gar nicht? Kommst du vor lauter Kuhstallbesichtigungen nicht mehr zum Schreiben, oder was? Schmeißen heute Abend ne Party im Abbruchhaus. Wird sicher mega! Melde dich!!!
Kuhstallbesichtigungen? Vollidiot!
Mia wischte mit einer ärgerlichen Handbewegung das Handy vom Bett.
Und sicher wird die Party mega! Unsere Partys waren immer mega! Schön, dass ihr ohne mich so viel Spaß habt!
Die Lust darauf, Max zurückzuschreiben, war ihr gehörig vergangen. Sie kam sich vor wie auf einem anderen Planeten. Ihr jetziges Leben hatte mit dem ihrer Berliner Clique so gar nichts mehr gemein. Während die Partys feierten, lag sie faul im Bett oder in langweiligen, blühenden Parkanlagen herum und musste sich bescheuerte Sprüche von besserwisserischen Idioten anhören, die dachten sie seien das Zentrum des Universums.
Mia griff sich die Fernbedienung, registrierte erfreut, dass ihr Fernseher bereits angeschlossen war und zappte sich durchs Spätnachmittagsprogramm. Nachdem sie ernüchtert feststellte, dass außer gefakten Dokusoaps und gestellten Talkshows auch sonst nur Schrott lief, schob sie einen Horrorfilm in den Recorder.
Nach ungefähr einer halben Stunde hatte sie Berlin, Max, Schwarzendorf und die Le Vrai Zwillinge ins Unterbewusstsein verdrängt. Stattdessen ergriff eine abstruserweise befriedigende Art von Angespanntheit bzw. Nervosität ihren Körper und Geist, die ihr Schauer über den Rücken jagen ließ.
Das Mädchen gab sich, mit dem grenzenlosen Ausdruck vollkommener Glückseligkeit, den rhythmischen Stößen des Jungen hin, der über ihr lag.
In diesem Moment erschien er ihr wie die Erfüllung all ihrer Wünsche und Träume. Schon von dem Tag an, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte sie sich nach ihm verzehrt. Die Sehnsucht danach, in seinen Armen zu liegen, war überwältigend gewesen. Nun erfüllte er sie.
Mit verklärtem Blick öffnete sie die Augen, und kurz bevor sie kam, flüsterte sie »Ich liebe dich!« in sein Ohr.
»Das darfst du auch, für diesen einen Moment«, antwortete er.
Er rollte sich von ihr herunter, stand auf und ging wortlos davon.
Rätselhafte Vorfälle
A ls Mia am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fiel ihr Blick zuerst auf die verdreckten Stiefel, die akkurat auf einem Zeitungsblatt neben der Tür standen. Scheinbar war ihre Mutter im Zimmer gewesen und hatte ihrer widerspenstigen Tochter die Schuhe ausgezogen.
Scham überkam sie, wenn sie daran dachte, wie sehr ihre Mutter und auch ihr Vater versuchten, es ihr Recht zu machen. Während sie an nichts auch nur ein gutes Haar ließ.
Innerlich gelobte Mia Besserung, und wenn sie ehrlich war, sooo schlecht fand sie ihr neues Reich nun auch nicht. Sie gähnte herzhaft, schob die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Auf nackten Füßen tappte sie ins Bad und stellte sich vor den breiten Spiegelschrank. Ein käsiges Gesicht mit müden Augen, unter denen dunkle Schatten lagen, sah ihr entgegen und dies alles umrahmt von einem pinkfarbenen, plüschigen Bilderrahmen. Mia verteufelte sich für ihre unüberlegte Aktion von gestern. Das Pink sah wirklich scheußlich aus. Es machte sie nicht nur blass, sondern ließ ihr ohnehin schon schmales Gesicht geradewegs skelettartig wirken.
Ergeben schlüpfte Mia aus den gestrigen Klamotten und stellte sich unter die Dusche. Ganze dreimal schäumte sie ihre Haare, in der Hoffnung, dass sich die auf der Packungsangabe erwähnte Farbhaltbarkeit als maßlose Übertreibung herausstellen würde.
Doch die Hoffnung schwand mit der sich langsam verziehenden Feuchtigkeit des Duschnebels. Ihre Locken wiesen den gleichen satten Ton auf wie zuvor.
Da half kein Klagen und kein Ärgern, die Farbe würde halten zumindest für die nächsten Wochen. Mia kramte aus dem Kästchen neben dem Waschbecken einen silbernen Haargummi heraus und fasste die Locken am Oberkopf zu einem straffen Zopf. So würde ihr Haar wenigstens nicht schon von Weitem auffallen.
Die Kleidung schwor allerdings ein nicht minder großes Problem herauf. Ihrer Mutter hatte sie es zu
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